Hamburg. Der Extremsegler liegt derzeit knapp 600 Seemeilen hinter dem Führenden. Seine Erklärung für den Rückstand –und was er noch erhofft.
Boris Herrmann hat den Anschluss an die führenden Segler der Vendée Globe zumindest vorerst verloren. In einem Video von Bord berichtet er, dass er es leider nicht geschafft hat, vorne dran zu bleiben. „Wir verlieren den Wind nun“, sagt er. Das hieße auch, dass der Traum einer schnellen Reise in den Süden vorbei sei. Mittlerweile liegt der Hamburger Extremsegler knapp 600 Seemeilen hinter dem führenden Franzosen Charlie Dalin.
Gleichzeitig würden die Segler vorne sich mit Geschwindigkeitsrekorden weiter überbieten. „Großen Respekt an dieser Stelle.“ Sébastien Simon hat am Mittwochnachmittag mit 614,25 Seemeilen den 24-Stunden-Einrumpf-Solorekord erneut gebrochen. „Das ist unglaublich“, so Herrmann von der Malizia - Seaexplorer.
Vendée Globe: Warum Boris Herrmann bei Rennen immer weiter zurückfällt
Herrmann prognostiziert in dem Video, dass er in den kommenden Stunden und Tagen noch weitere Meilen auf die Führenden einbüßen wird. Zuversichtlich stimme ihn, dass er in den vergangenen zwei Tagen zuerst Justine Mettraux überholt habe, danach Clarisse Crémer und schließlich auch Benjamin Dutreux. „Es gibt also ein kleines Rennen innerhalb des Rennens“, so Herrmann. Als nächstes würde er gern die Britin Sam Davies einholen, so der Hamburger Extremsegler.
Aber warum fällt Herrmann weiter zurück? Er hat schlicht das Tiefdruckgebiet mit den stärkeren Winden knapp verpasst. „Ich segele hier am Rande des Gebiets“, hat der Hamburger schon vor Tagen gesagt. Immer in der Hoffnung „auf den Zug noch ganz aufzuspringen“. Das ist ihm allerdings nicht gelungen.
Manchmal komme schlicht Pech dazu, so Herrmann über seine aktuelle Lage
Und derzeit verschlechtern sich die Bedingungen für ihn weiter. Das nächste Tiefdruckgebiet, das ihn erreicht, wird wesentlich weniger Wind beinhalten – während die Führenden weiter stärkere Winde haben werden. „Ich kann im Moment keinen wirklichen Fehler bei mir erkennen“, so Herrmann. Manchmal sei es auch einfach ein wenig Pech.
Er tue alles was er kann, berichtet Herrmann schon am Wochenende der Zeitschrift „Yacht“. „Ich habe auch kein grundsätzliches Speedproblem.“ Die Vorderen hätten schlicht einen irren Lauf und dahinter hänge er in der Zone mit deutlich weniger Wind. Zudem habe er mit seiner Malizia - Seaexplorer in den flachen Atlantik-Bedingungen „nicht viel zu melden“.
Herrmann sieht einen Fehler in der Flautenzone in der vergangenen Woche
Einen Fehler habe er allerdings in der vergangenen Woche in der Flautenzone gemacht, so Herrmann. „Dort, wo wir versucht haben, mit mehreren Halsen nach Südwesten zu kommen.“ Da habe er kein glückliches Händchen gehabt. „Die anderen sind einfach außen um mich herum gesegelt. Ich bin direkt rein gesegelt.“
Später seien die vor ihm liegenden Boote gut durch die Doldrums gekommen. „Sie haben als erste die stärkere Südostpassage bekommen und ihren Vorsprung dann ausgebaut.“ Zwei Tage und Nächte hätten ihm bei dem Rennen „das Genick gebrochen“.
Noch setzt Herrmann Hoffnung auf die Fahrt durch das Südpolarmeer
Herrmann setzt nun große Hoffnungen auf die Fahrt durch das Südpolarmeer. Für diese Bedingungen ist sein Schiff gebaut. Hier gewann er beim Ocean Race im vergangenen Jahr eine wichtige Etappe. „Ich hoffe, dass ich im Indischen Ozean diese Distanz wieder verkürzen kann“, so Herrmann.
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Dennoch, so Herrmann in seiner Analyse in der Yacht: „Ich glaube, dass dieser Rückstand jetzt insgesamt rennentscheidend ist, insofern, dass ich bis Kapstadt nicht mehr zur Führungsspitze werde aufschließen können.“ Dennoch versucht er sich immer wieder Mut zu machen, das Rennen sei lang. „Man ist nie sicher vor guten Überraschungen!“
Noch kann während der kommenden Wochen bei der Vendée Globe viel passieren
Denn insgesamt liegen noch rund 18.000 Seemeilen vor dem Hamburger Extremsegler. Noch kann viel passieren. Noch können unter anderem einige seiner härtesten Konkurrenten auch aus dem Rennen ausscheiden. Oder Herrmann selbst. Die Vendée Globe gilt nicht zu Unrecht als härteste Regatta der Welt.