Hamburg. Das Wetter meint es derzeit nicht gut mit dem Hamburger. Vendée Globe Rennleiter Hubert Lemonnier erklärt, das Besondere der Regatta.
Die zehnte Auflage der Vendée Globe ist gerade einmal 15 Tage alt und kann bereits mehrere Rekorde verzeichnen. Schon drei Mal wurde der 24-Stunden-Weltrekord gebrochen, zuletzt von dem Franzosen Yoann Richomme mit 574 Meilen (ca. 924 km) in 24 Stunden. „Das ist extrem ungewöhnlich“, sagte Hubert Lemonnier, Race Director der Vendée Globe imYoutube-Format von Boris Herrmanns Team, der Malizia Vendée Show, am Montagabend.
Der Franzose war als Gast in das Format eingeladen, das seit dem Start zur härtesten Wettfahrt der Welt immer montags um 18 Uhr deutscher Zeit auf dem Youtube-Kanal des Hamburger Seglers ausgestrahlt wird. In den einzelnen Folgen soll es um Herrmann und seine Lage, das Wetter und andere wichtige Themen rund um die härteste Regatta der Welt gehen. Mit dabei sind als festes Team die Malizia-Teammanagerin Holly Cova, der britische Co-Skipper Will Harris und die US-amerikanische Soloseglerin Cole Brauer.
Boris Herrmann: Wirft das Wetter ihn noch weiter zurück?
„Es könnten in den kommenden Tagen und Wochen noch deutlich mehr 24-Stunden-Rekorde werden“, sagte Harris. „Die Winde werden die Führenden noch schneller machen.“ Sie würden auch dafür sorgen, dass sich die führende Truppe noch weiter vom Rest der Flotte absetzen könne. Leider gehöre Herrmann nicht dazu, zumindest bisher nicht. Aber Harris machte Herrmann und allen Fans, die das Rennen verfolgen, durchaus Hoffnung: „Später sehe ich eine Chance für Boris, wieder zu der Gruppe aufzuschließen.“
Lemonnier erklärte in seiner Funktion als Race Director noch einmal die Besonderheiten der Vendée Globe, vor allem die Vorgabe, keine Hilfe von außen anzunehmen. „Das ist die DNA des Rennens.“ Nur technische Unterstützung dürfe eingefordert werden, als Beratung von der Crew an Land. „Das heißt Unterstützung, wie man mit einem Problem an Bord fertig werden kann. Würden wir diese technische Unterstützung nicht zulassen, würden nur wenige Schiffe das Rennen überhaupt beenden.“
Die Rennleitung ist überzeugt, dass die einzelnen Segler nicht betrügen wollen
Der Race Direktor erklärt aber auch, wie wichtig es ist, dass niemand betrügt. Durch die neuen Kommunikationsmöglichkeiten sei es den Seglern überhaupt möglich, sich Hilfe von außen zu holen. „Vor 20 Jahren noch wär das ja gar nicht gegangen.“ Deshalb habe die Rennleitung versucht, genaue Richtlinien zur Hilfe festzulegen. Außerdem hätten die Teilnehmer diese unterzeichnen müssen.
„Wir sind allerdings überzeugt, dass die Seemannschaft eine ganze besondere Einstellung ist. Wir vertrauen den Menschen, die da draußen segeln.“ Und sollte dennoch mal einer der Teilnehmer versuchen zu betrügen: „Die Welt der Hochseesegler ist sehr klein. Ich glaube, es würde immer rauskommen.“ Jeder kenne hier jeden. „Da ist es verdammt schwer, ein Geheimnis zu bewahren.“
Kleine Kontrollen führt die Rennleitung während der Regatta immer wieder durch
Kleine Kontrollen führe die Rennleitung zwischendurch allerdings durch. „Gerade heute am Montag haben alle Segler eine E-Mail erhalten, dass wir ein Bild ihrer Maschine haben wollen.“ Zum Hintergrund: Die Maschinen werden mit einem Siegel versehen, damit sie nicht genutzt werden können. So kann die Rennleitung prüfen, ob das Siegel noch intakt ist.
Auch Prüfungen auf den Computern und in den Whats-App-Chats seien durchaus üblich. „Dennoch glaube ich einfach nicht, dass einer versucht zu betrügen.“ Und Teammanagerin Cova ergänzt: „Die Männer und Frauen da draußen sind ja in der Regel auch diejenigen in den Teams, die sich am besten mit Wetter und dem Segeln auskennen.“ Da bräuchten sie schlicht gar keine Hilfe von außen.
Boris Herrmann: Bisher ist die Regatta gut verlaufen, es gibt wenige größere Schäden an den Booten
Alle Teilnehmer der Runde waren sich einig, dass das Rennen bisher gut verlaufen sei. „Das Wetter hat es grundsätzlich gut mit den Seglern gemein“, so Harris. Zudem seien bisher erst relativ wenige ernsthafte Schäden an den Schiffen entstanden. „Wir sind sehr glücklich mit dem Rennen bisher“, so Lemmonier.
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Dennoch liege eine lange Strecke vor den Seglern. „Da wird noch viel passieren, bis sie die Linie hier in Frankreich überfahren können“, so Lemmonier, der gemeinsam mit vier Kollegen rund um die Uhr das Rennen verfolgt und für die Segler und die Teams Ansprechpartner ist. Mitte Januar würden dann die ersten Teilnehmer wieder in Les Sables d‘Olonne erwartet.