Hamburg. Der Hamburger Extremsegler steckt auf dem Südatlantik jetzt auch noch in einer Flaute fest. Welche Gedanken den 43-Jährigen momentan umtreiben.

Ein eher trauriges Video hat Boris Herrmann am Freitagnachmittag von Bord geschickt. Der Hamburger Extremsegler hängt bei der Vendée Globe in einer Flaute fest, fährt derzeit nur langsam über den Südatlantik. Während die Konkurrenten alle weiterhin mit großem Tempo Richtung Süden unterwegs sind. Herrmann ist wieder auf den 12. Platz des Rennens zurückgefallen, hat mittlerweile sogar einen Abstand von rund 850 Seemeilen auf den führenden Franzosen Charlie Dalin.

„Im Moment könnte ich nicht unter Deck sitzen“, sagt er. Auf die Bildschirme und den Tracker schauen sei ihm schier unmöglich. „Das hier ist alles so perfekt vorbereitet worden. Das ist so ein schönes Boot, das wir vier Jahre lang auf dieses Ereignis vorbereitet haben.“ Es sollte eigentlich 20 Knoten fahren. „Aber nun bin ich hier.“

Boris Herrmann auf der Vendée Globe: „Wünschte, ich könnte weinen“

Manchmal wünschte er, er könne weinen, so Herrmann weiter. Aber die meiste Zeit versuche er mit dem Frust umzugehen und das Positive zu sehen. „Ich bin hier mit einem guten Boot. Ich mache alles, was ich tun kann.“ Der Franzose Benjamin Dutreux beispielsweise sei vor ein paar Tagen noch gleichauf mit ihm gewesen und liege nun hunderte Meilen zurück. „Am Ende ist das alles nur ein Spiel. Ich darf jetzt nicht zu negativ werden, sondern muss das Gute sehen.“

In dem Video schlagen die Segel der „Malizia – Seaexplorer“ hin und her, das Schiff scheint auf dem Meer still zu stehen. „Das hier ist beängstigend und schön zur gleichen Zeit“, sagt er und zeigt auf den glatten Ozean. Er sei ein emotionaler und sensibler Mensch, „und das hier beindruckt mich sehr“. Er könne sich nicht einfach hinsetzen und auf den Wind warten. Vieles würde ihm gerade durch den Kopf gehen. Und dann klingt es, als feuere er sich selbst an „Wir werden den Wind finden, er wird irgendwann zurück kommen, da bin ich mir sicher.“

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Vendée Globe: Boris Herrmann ist zuletzt weit zurückgefallen

Mut machen ihm dabei mit Sicherheit auch die anfeuernden Reaktionen in den sozialen Medien und Chatgruppen. Immer wieder richten dort derzeit Fans, Freunde und Wegbegleiter den Hamburger auf, senden ihm Nachrichten oder Bilder. Herrmann hat nach dem Ende der Vendée Globe 2020/2021 gesagt, dass ihn diese Unterstützung unterwegs immer wieder aufgebaut habe.

Zum Hintergrund: Herrmann ist in den vergangenen Tagen in der Flotte weit zurückgefallen. Er liegt zwar derzeit auf dem 12. Platz von 39 Teilnehmern. Der Abstand zu den Führenden ist allerdings mittlerweile mit mehr als 850 Seemeilen wirklich groß geworden. Vor wenigen Tagen sagte Herrmann bereits, dass diese Distanz nur noch schwer aufzuholen sei.

Boris Herrmann hat die „Malizia“ extra für dieses Rennen gebaut

Für Herrmann mag das bisherige Abschneiden besonders frustrierend sein. Er hat extra eine neue Rennyacht für die Vendée Globe gebaut, sich vier Jahre lang akribisch auf das Ereignis vorbereitet. Nachdem er dann in diesem Jahr bei zwei Solo-Wettfahrten als Zweiter durchs Ziel ging, zählte er durchaus zu den Favoriten.

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Zumindest unter die ersten zehn Teilnehmer wollte er segeln. Im Moment scheint das schier unmöglich. Allerdings liegen noch 18.000 Meilen vor ihm, darunter die Strecke durch das Südpolarmeer. Und auf einer derartig langen Strecke kann noch viel passieren. Das weiß auch Herrmann.