Hamburg. Die erste Marke des Rennens hat der Hamburger geschafft. Nun geht es weiter Richtung Süden. Was ihn in den kommenden Tagen erwartet.

Der Hamburger Extremsegler Boris Herrmann hat am Freitagmorgen bei der Vendée Globe als 14. Segler nach elf Tagen, 17 Stunden, 42 Minuten und 42 Sekunden den Äquator überquert und segelt nun auf der südlichen Erdhalbkugel Richtung Kapstadt. Der Äquator ist in dem insgesamt 24.000 Seemeilen (45.000 Kilometer) langen Rennen einmal um die Welt ein erster wichtiger Meilenstein für die Teilnehmer.

Herrmann sandte eine Sprachnachricht von Bord: „Um 05:44 UTC überquerten wir den Äquator mit dem Sonnenaufgang – oder zumindest mit der Morgendämmerung“, so der Hamburger. „Der Sonnenaufgang selbst ist noch etwa eine halbe Stunde entfernt. Es war eine fantastische Nacht mit leichten Winden von 12 bis 14 Knoten. Das ist ziemlich moderat und komfortabel. Trotzdem segelt das Boot mit etwa 14 bis 16 Knoten.“

Extremsegeln: Meilenstein – Boris Herrmann überquert bei Rennen den Äquator

Ganz zufrieden scheint Herrmann mit dem aktuellen Tempo nicht zu sein, denn er fügt an: „Wir sind nicht ganz so schnell wie einige der Führenden vorne.“ Er habe aber gehört, dass sie etwas stärkere Winde haben. „Ich hoffe, der Wind meint es gut mit uns hier auf der Südhalbkugel und trägt uns sanft durch, bis wir Mitte Januar nächsten Jahres an einem ähnlichen Ort wieder diese Seite der Welt verlassen.“ So lange werde er jetzt „auf dem Kopf“ stehen. Herrmann schließt mit einem Gruß an alle: „Herzliche Grüße von Bord an alle, die das Rennen verfolgen, herzliche Grüße! Einen schönen Tag noch an alle!“

Herrmann berichtete, dass die Überquerung des Äquators ein wichtiger erster Meilenstein bei der Bewältigung des Rennens für ihn sei. Ein langes Rennen wie die Vendée Globe würde er in einzelne Abschnitte einteilen und die dann Schritt für Schritt angehen. Mit dem Überqueren des Äquators sei das nun erreicht. Der nächste Abschnitt ist dann das Passieren von Kapstadt und das Hineinfahren in das Südpolarmeer.

Herrmann will in den kommenden Tagen versuchen, ein Tiefdruckgebiet zu erreichen

Vor Herrmann liegen allerdings anspruchsvolle Stunden und Tage. Bereits am Donnerstagnachmittag berichtete er von Bord von einem Tief, das aus Südamerika komme. „Auf dem können wir im Südatlantik bis nach Kapstadt fahren, und das in Rekordzeit.“ Wichtig sei es nun, dieses Tief mit der Malizia - Seaexplorer auch zu erwischen. „Das wird in etwa fünf bis sechs Tagen der Fall sein.“

Photos du bord - Vendee Globe 2024
Die Malizia – Seaexplorer im Atlantik. Diese Aufnahme mit der Drohne hat Herrmann selbst vor wenigen Tagen gemacht. © Boris Herrmann/Team Malizia | Boris Herrmann/Team Malizia

Sollte er das Tief allerdings nicht erwischen, könne er leicht 1200 Meilen auf die Konkurrenten verlieren, die das schaffen. „Es könnte also im Rennen zu einem großen potenziellen Split kommen, weshalb es wichtig ist, jetzt etwas Speed zu finden, den Wind zu finden und loszulegen.“

Herrmann will in den kommenden Tagen ganz besonders auf die Segeleinstellung achten

Herrmann erklärt außerdem, „wenn ich es schaffe, bei diesem Tief zu bleiben, können die anderen nicht viel voraussegeln, denn vor dem Tief liegt ein Hochdruckrücken. Sie können also kein System voraus sein.“ Deshalb gebe er im Moment alles an Bord, versuche die Segel perfekt zu trimmen und auch bei mehr Wind länger stehenzulassen, um möglichst viel Geschwindigkeit im Boot zu halten. Insgesamt sei an Bord aber alles gut: „Ich bin auf der Jagd.“

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Die berüchtigten Doldrums hat Herrmann übrigens bereits wieder verlassen. Mit den Doldrums wird eine Tiefdruckrinne in der Gegend bezeichnet, in der oft Windstille herrscht. Deshalb ist sie bei Seglern gefürchtet. Nun geht es mit möglichst viel Tempo weiter Richtung Süden. Vor dem Hamburger liegen noch gut 21.000 Meilen, bevor er wieder den Hafen von Les Sables d‘Olonne anlaufen kann.