Hamburg. Hamburger Extremsegler gibt sich im Gespräch von Bord gelassen. Worauf er jetzt hofft. Schon bald stößt er auf eine kritische Stelle.

Boris Herrmann hat sich zufrieden über sein Vorankommen während der härtesten Regatta der Welt, der Vendée Globe, gezeigt. „Ich fahre hier mit durchschnittlich 24 Knoten Richtung Süden“, sagte er in einer Pressekonferenz. Die Sonne scheine, es sei recht warm, die Wellen seien nicht zu hoch. „Ich komme eigentlich gut voran, versuche immer am Rand der stärkeren Windzone zu bleiben.“

Der Hamburger Extremsegler berichtet, dass die Konkurrenten um ihn herum bereits mit den Wellen kämpfen und hin und wieder mit dem Bug in die Wellen tauchen würden. „Das bereitet denen durchaus Schwierigkeiten“, so Herrmann. Er selber habe Glück, sein Boot tauche nicht so stark ein. Das sei eben auch der Vorteil seines Schiffes. Herrmann hat genau deshalb seiner Malizia - Seaexplorer stabiler gebaut und mit einem runderen Bug versehen lassen. „Das Schiff geht über die See und ich werde nicht plötzlich nach vorne geschleudert.“

Vendée Globe: Boris Herrmann fällt zurück – „Schaue nicht auf die Platzierung“

Insgesamt fühle er sich sicher auf seiner Malizia - Seaexplorer, berichtet Herrmann. „Es wurde ja sogar schon als Panzer bezeichnet.“ Es sei sehr solide, eines der solidesten der Flotte. In einer kurzen Flautenphase habe er gerade erst das gesamte Schiff gecheckt. „Ich kann nichts beanstanden und vertraue dem Schiff zu 100 Prozent.“ Außerdem sei es in den vergangenen Jahren ausgiebig getestet worden.

Nicht mehr weit entfernt ist nun die Stelle, an der vor vier Jahren das Schiff des Franzosen Kevin Escoffier sank. Boris Herrmann war damals an der Rettungsaktion des Seglers beteiligt. „Noch sind wir etwa 2000 bis 3000 Meilen davon entfernt“, so Herrmann. Die Stelle sei südlich von Kapstadt gewesen, in Agulhasstrom, dort, wo die See besonders fies sein könne. Derzeit sei von den schlechten Bedingungen noch nichts zu spüren.

Boris sieht den Anstand zu den Führenden entspannt, hofft noch Meilen gutzumachen

Recht entspannt sieht Herrmann derzeit noch den Abstand zu den Führenden. „Der Abstand ist noch überschaubar, er wird sich aber noch vergrößern.“ Das Schreckensszenario, das er sich ausmale, könne durchaus noch eintreten. „In den kommenden zwei bis drei Tagen verlieren wir hier den Wind, die Führenden werden allerdings noch weiter den guten Wind haben.“ Nun hoffe er schlicht, dass er möglichst spät „aus dem Wind fallen wird“.

Er hoffe, dass dann das nächste Tief relativ schnell komme und ihn gut voranbringe. Dennoch könne sich der Abstand auf etwa 1000 Meilen vergrößern. Aber gerade mache er sich nicht zu viele Gedanken über die Platzierung. „Ich bin in meinem Rennen, ich muss mein Rennen segeln.“ Noch kann viel passieren bis zum Ziel.

Boris Herrmann zollt den führenden Seglern großen Respekt

Großen Respekt habe er vor der Leistung den führenden Seglern, wie Charlie Dalin, Yoann Richomme oder Thomas Ruyant. „Die segeln unheimlich stark, sind gut vorbereitet und machen einfach einen super Job.“ Das sei beeindruckend.

Dennoch habe er gehofft, dass sie sich nicht so stark absetzen würden. Noch nehme er die Situation aber gelassen, denn er wisse, dass er gerade im Süden sehr stark sein könne. „Ich habe mit diesem Schiff einfach die Chance, sicher durch den Süden zu kommen.“

Boris Herrmann fährt derzeit auf Platz 11 von insgesamt 39 Teilnehmern

Herrmann zeigte sich insgesamt entspannt. Er habe eine relativ ruhige Nacht hinter sich, auch wenn er natürlich nicht so ruhig und tief an Bord schlafe. Auch wenn ihn der Wind natürlich durchaus beschäftige. „Aber ich bin zuversichtlich und deshalb bin ich auch gut zur Ruhe gekommen.“

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Derzeit rangiert der Hamburger auf Platz 11 der teilnehmenden Segler. Er liegt mittlerweile allerdings knapp 500 Meilen hinter dem führenden Charlie Dalin aus Frankreich. Knapp 19.000 Seemeilen liegen noch vor den Seglern. Bald geht es südlich von Kapstadt in das Südpolarmeer, immer entlang der Eisgrenze.