Hamburg. Der Hamburger erklärt, wieso er bei der Vendée Globe noch hinterherfährt. Und wie er es schafft, die Motivation zu halten und zu kämpfen.
Der Hamburger Extremsegler hat sich erstmals über die Gründe für seine schlechte Platzierung der vergangenen Tage geäußert. In einem Gespräch von Bord berichtete er, wie er seit dem Wochenende bei der Vendée Globe mit den wechselnden leichten Winden gekämpft habe. „Ich segele so gut ich kann“, sagt er.
Aber er habe schlicht Pech mit den einzelnen Wolken gehabt. „Ich bin natürlich traurig, dass ich viele Meilen verloren habe. Dennoch will ich mich dieser Enttäuschung nicht hingeben.“ Mental sei es insgesamt kein einfacher Start in die Vendée Globe gewesen, wenigstens sei er von Stürmen verschont geblieben.
Extremsegler: Boris Herrmann über Platzierung – „Ich hatte ein wenig Pech“
Wirklich taktische Fehler erkenne er bei seiner Route bisher nicht. „Die führenden Segler haben sich am Wochenende konsequent nordwestlich positioniert“, so Herrmann. Er habe sich südlicher „durchmogeln“ wollen. Dabei habe er dann schlicht mit der einen oder anderen Wolke Pech gehabt, die man auf der richtigen oder falschen Seite erwischen könne.
Seine Konkurrenten neben ihm seien plötzlich losgefahren, er sei in der Wolke hängen geblieben. „Wenn dir das ein paarmal passiert, dann können schnell eine Menge Meilen zusammenkommen.“ Er sei mit seiner Taktik bisher leider leer ausgegangen.
Montagnacht schlugen die Segel in einer Wolke plötzlich back, berichtet Herrmann
Noch Anfang der Woche habe er nachts viele Meilen auf die Führenden verloren. Um 1 Uhr nachts habe er Dienstag draußen gesessen und auf die Segel geschaut. „Plötzlich sind sie back geschlagen, als wenn ich wenden würde.“ Er habe in einem Windloch gehangen, so Herrmann. Und das in stockfinsterer Nacht.
Eine große Wolke habe das verursacht, die er nicht habe kommen sehen. „Von 1 Uhr bis 5 Uhr morgens habe ich dann gekämpft. Habe die Segel von rechts nach links bewegt und versucht, einen Hauch Wind einzufangen und eine Meile gutzumachen.“ Die Nacht sei so nicht einfach gewesen, „und sicher nicht erbaulich. Wenn man sich vorstellt, dass die anderen in diesen vier bis fünf Stunden weiter mit 12 bis 16 Knoten Speed fahren, ist das natürlich drastisch.“
Die Vendée Globe ist vor allem eine mentale Herausforderung, so Herrmann
Dieses Beispiel zeige die extreme mentale Herausforderung, die die Vendée Globe darstelle. „Die Vendée ist viel mehr eine mentale Herausforderung als alles andere.“ Das sei Teil des Spiels, sich da dann nicht so sehr verrückt zu machen.
Kein Problem habe er eigentlich grundsätzlich mit der Motivation, berichtet Herrmann. Es gebe nur einen Weg, den nach vorne. Aufgeben sei keine Option. „Bei der letzten Vendée war ich zur gleichen Zeit 280 Meilen hinter dem Führenden. Und habe am Ende sogar die Chance gehabt zu gewinnen.“ Wichtig sei es jetzt, sich nicht runterziehen zu lassen, sondern hoffnungsvoll in den Tag zu schauen.
Mittlerweile ist Herrmann wieder auf Platz 15 vorgefahren und hat die Doldrums erreicht
Derzeit rangiert Herrmann wieder auf dem 15. Platz. Am Mittwochabend ist er in den Doldrums angekommen, in der Nähe des Äquators. Mit den Doldrums wird eine Tiefdruckrinne in der Gegend bezeichnet, in der oft Windstille herrscht. Deshalb ist sie bei Seglern gefürchtet und auch Herrmann äußerte sich besorgt von Bord. „Ich bin hier etwas früher angekommen als gedacht“, so Herrmann. Nun hieße es, öfter die Segel zu wechseln, weil die Winde sich schnell und deutlich ändern würden.
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Herrmann hofft, schnell wieder aus den Doldrums heraussegeln zu können – und vielleicht den einen oder anderen Platz noch gut zu machen in der Rangliste. Schließlich kämpfen auch die Konkurrenten dort mit den schwierigen Bedingungen.