Hamburg. Die griechischen Fans sorgen für eine herausragende Atmosphäre. Umso beeindruckender, wie die Wilhelmsburger die Oberhand behalten.
Für Aris ist Dimi kein Weg zu weit. Aus der Nähe von Stuttgart ist er angereist, um am Dienstagabend – wallende Lockenmähne, Fünf-Tage-Bart, gelegentlich den Mittelfinger in Richtung Schiedsrichter schwingend – an vorderster Front in der Inselpark Arena zu stehen. Um dort einfach mal alles herauszulassen, was an Liebe und Leidenschaft für einen Verein in einen Menschen passt.
Eigentlich ist er Fußballfan von Aris Thessaloniki. Wenn aber die Basketballer im Lande sind, um im EuroCup bei den Veolia Towers Hamburg anzutreten, führt kein Weg dran vorbei. Beziehungsweise: Dann führen alle Wege nach Wilhelmsburg. „Aris ist ein Lebensgefühl“, sagt Dimi. Insgesamt dürften mehr als 600 Anhänger der Gäste unter den 2169 Zuschauern gewesen sein. Einer von ihnen: Manolis Saliakas, der griechische Rechtsverteidiger des FC St. Pauli, im „echten Leben“ allerdings Fan von Olympiakos Piräus.
Veolia Towers Hamburg besiegen Aris Midea Thessaloniki
Die Partie war als Hochrisikospiel eingestuft worden, ein umfangreiches Polizeiaufgebot sicherte in und um der Halle alles ab, es wurden strenge Personenkontrollen durchgeführt. Das einzig reale Risiko war letztlich, ob die Stehtribüne dem permanenten Hüpfen der Aris-Fans standhielt. Sie hielt.
Die Atmosphäre war zeitweise so großartig, dass die Towers nahezu unbemerkt mit 93:69 (24:14, 30:24, 18:21, 21:10) gewannen und mit den Gästen einen Platztausch vom letzten auf den vorletzten Rang der Gruppe B vollzogen. Bereits nach acht Begegnungen haben sie im zweithöchsten europäischen Wettbewerb so viele Siege eingefahren wie in der kompletten vergangenen internationalen Saison, zwei nämlich.
Benka Barloschky hat erstmals sein komplettes Aufgebot verfügbar
Direkt erwischten die Hausherren, wobei der Begriff an diesem Abend nicht ganz zutreffend war, einen guten Start. Einen richtig guten. Bissig und vor allem effektiv in der Verteidigung, mit wunderbar choreografierter Ballbewegung im Angriff, zogen sie früh zweistellig davon, obwohl noch etliche einfache Punkte am Korb liegengelassen worden.
Erstmalig in dieser Saison standen Cheftrainer Benka Barloschky sämtliche Akteure zur Verfügung. Und plötzlich war deutlich ersichtlich, wozu die fast runderneuerte Mannschaft in Bestbesetzung fähig ist. Dann kann ein Jan Niklas Wimberg mit seiner Erfahrung, seinen Qualitäten als großgewachsene Passstation und Offensivmotor als Erster von der Bank kommen. Mit ihm der ausbalancierte Aufbauspieler Jaizec Lottie.
Fans von Aris sorgen für herausragende Atmosphäre
Hinter ihnen Benedikt Turudić und Zsombor Maronka, eine offenkundige Schwachstelle im Team auszumachen, war für Aris gar nicht so einfach wie für viele der vorherigen Kontrahenten. Der eigentlich immer gute Brae Ivey und der fast immer gute Kur Kuath waren erwartungsgemäß wieder über jegliche Zweifel erhaben. Die Stichprobe ist gering, lässt aber die vorsichtige These zu, dass tatsächlich primär die personellen Engpässe für die Niederlagen der Vorwochen hauptverantwortlich waren.
Der schwarz-gelben Wand war das ziemlich schnuppe. Die Griechen sangen, feierten, tranken, schwitzten und entblößten ihre Oberkörper fröhlich weiter. Den Erfolg können die Hamburger getrost als Auswärtssieg verbuchen. Beeindruckend souverän brachten sie ihn über die Zeit. Um 21.43 Uhr ist auch die Zeit von Dimi und seinen Freunden abgelaufen. Einmal Vollgas gegeben, platt, heiser, verloren, aber doch beseelt. Alles für das Lebensgefühl Aris.
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Veolia Towers Hamburg: Ivey (15 Punkte), Kennedy (14), Ogbe (12), Maronka (12), Lottie (9), Barnett (9), Kuath (6), Rich (6), Heckmann (4), Turudić (3), Möller (3), Wimberg.