Hamburg. Bella Stelzer vom SV Eidelstedt qualifiziert sich als EM-Zweite für die WM. Am Wochenende kämpft sie auf Kreta um den Titel.
Aufs Glatteis kann Bella Stelzer niemand führen. Sie mag zwar schüchtern sein, aber ihre Ausstrahlung kann die 14-Jährige nicht verbergen. Die verrät: Wer es am Wochenende bei der Ju-Jutsu-WM in Heraklion auf Kreta mit der Kämpferin des SV Eidelstedt zu tun bekommt, sollte sich selbst unter der griechischen Sonne lieber ganz warm anziehen.
All das: lässt Stelzer kalt. Vollmundige Ankündigungen sind nicht das Ding der Hamburgerin, die in der U 16 in der Gewichtsklasse ab 63 Kilogramm antritt. „Ich mag sowas einfach nicht“, sagt sie. Ihre Mama Conny verdeutlicht ziemlich treffend: „Bella ist ein fröhliches, aber auch sehr ehrgeiziges Mädchen, das sich die Butter nicht vom Brot nehmen lässt.“ Eine Medaille ist daher die Hoffnung der amtierenden Vizeeuropameisterin. Dieser ordnet sie alles unter.
Ju-Jutsu: Bella Stelzer vom SV Eidelstedt tritt bei der WM auf Kreta an
Viermal die Woche Training, dazu daheim Koordinations- und Stabilisationsübungen. Die Schule läuft für die Neuntklässlerin des Gymnasiums Dörpsweg nebenher. „Ich muss nicht viel lernen, behalte vieles im Kopf“, sagt Stelzer. Dieser Kopf ist auch auf der Matte ihre große Stärke. „Sobald der Kampf beginnt, bin ich ganz entspannt. Ich fühle mich wohl, allein auf der Matte“, sagt die Grüngurtträgerin.
Das war eigentlich schon immer so. Mit sechs Jahren begann Stelzer mit dem Kampfsport, weil ihre Mutter wollte, dass sie sich verteidigen lernt. „Ich mag den Körperkontakt, das Schlagen und Abhärten, selbst den Druck, den ich mir mache“, sagt sie. Nur mit zwölf hatte die dreifache Hamburger Meisterin und dreimalige Deutsche Vizemeisterin eine Phase, in der die von Masters-Vizeweltmeister Sören Schubert trainierte Athletin aufhören wollte. Die Einladung zum Nationalkader kam genau zur richtigen Zeit, um sie wieder zu motivieren.
Deutsche Athleten müssen WM-Teilnehme selbst zahlen
Die WM-Teilnahme ist der bisherige Höhepunkt. „Ich erzähle nicht jedem davon und platze vor Stolz, innerlich bin ich aber sehr zufrieden“, sagt Stelzer. Die Reise nach Griechenland muss sie wie alle deutschen Kaderathleten komplett selbst zahlen, der Verband gibt nichts dazu. Der SV Eidelstedt übernimmt Stelzers Kosten. „Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, dass die Teilnahme von Nachwuchssportlern bei solchen Wettkämpfen vom Geld abhängig ist“, schimpft Abteilungsleiterin Alida Rigoll.
Professionell lässt sich Ju-Jutsu in Europa nahezu nicht ausüben. Ihren Weg will Stelzer dennoch fortführen: „Die Türen stehen offen, es werden sich noch Chancen auf Erfolge ergeben.“ Die erste davon auf Kreta. Explizit angesprochen, lässt sich Bella Stelzer dann doch zu einer Zielvorgabe hinreißen. „Ich möchte gern mal Weltmeisterin werden.“ Sie hätte es aber nicht aussprechen müssen, ihre Ausstrahlung hat es längst verraten.