Hamburg. Der Australier Jeremy Hayward und der Club an der Alster laufen den eigenen Erwartungen hinterher. Polo Club führt die Tabelle an.

Am Dienstag – endlich – geht es zurück nach Perth. Raus aus dem europäischen Herbst, hinein in den australischen Sommer. Zurück zu Partnerin Brooke. „Es war eine sehr lange Zeit“, sagt Jeremy Hayward (31), „es ist gut, wieder nach Hause zu kommen.“

Am Sonntag war der australische Nationalspieler in der Hockey-Bundesliga noch mit dem Club an der Alster bei Rot-Weiss Köln aktiv, musste eine 1:2-Niederlage hinnehmen. Damit endete die Herbstrunde für die Hamburger und ihren Strafeckenspezialisten von „Down Under“.

Club an der Alster: Viertelfinale in Gefahr

Platz sieben belegen sie nach zwölf von 22 Vorrundenspielen. Da ist Platz acht in Gefahr, der zur Teilnahme am Viertelfinale berechtigt. Dabei will Alster doch wie in der Vorsaison das DM-Halbfinale erreichen. Von März an wird es sich entscheiden, wenn die Liga fortgesetzt wird. „Wir müssen im Frühjahr besser spielen“, sagt Hayward im Gespräch mit dem Abendblatt, „wir müssen einige Dinge anpassen.“

Auch für die derzeit Fünften vom Uhlenhorster HC ist die Hinserie beendet. Sie unterlagen 4:6 beim Deutschen Meister Mannheimer HC. Der Harvestehuder THC, Aufsteiger und Tabellenschlusslicht Großflottbeker THGC sowie Tabellenführer Hamburger Polo Club müssen nächstes Wochenende nochmals ran.

Hockey: Polo Club bleibt ungeschlagen

Der HTHC bestätigte seine gute Form mit einem 6:5-Erfolg bei Uhlenhorst Mülheim, ist Vierter. Polo musste sich im Spitzenspiel gegen Verfolger TSV Mannheim nach 60 Minuten mit einem 2:2 zufriedengeben, unterlag anschließend im Shootout. Es war erst der zweite Punktverlust für die in regulärer Spielzeit ungeschlagenen West-Hamburger – nur der Club an der Alster konnte ihnen ebenfalls zwei Zähler abluchsen.

„Wir haben zwei, drei Spiele, in denen wir mehr Punkte hätten holen sollen“, sagt Alster-Trainer Sebastian Biederlack, „aber das Feld ist total ausgeglichen.“ Was auch Jeremy Hayward bestätigt: „Der Konkurrenzkampf ist brutal, das Niveau in der Breite unglaublich hoch. Das hat mich an der Liga überrascht.“

Fünf Australier spielen in Hamburger Clubs

Insgesamt neun Spieler der „Koo­kaburras“ sind in der deutschen Bundesliga in dieser Saison aktiv. Acht davon haben an den Olympischen Spielen in Paris teilgenommen und sind seitdem in Europa geblieben. Davon sind neben Hayward in Timothy Brand und Tom Craig (Polo) sowie Corey Weyer und Craig Marais (HTHC) weitere vier Aussies in Hamburg tätig.

„Wir sehen uns, haben eine WhatsApp-Gruppe, versuchen, Dinner zu haben“, erzählt Hayward, „es tut gut, dann australisches Englisch sprechen zu können und nicht nur so, dass es auch Deutsche verstehen.“

Landsmann Irvine hat er noch nicht kennengelernt

Hayward bewohnt ein Sportler-Appartement in der Tribüne von Tennisplatz M4 auf dem Gelände des Clubs an der Alster. Neben den Australiern und den vor allem beim Polo Club tätigen Neuseeländern nehmen ihn auch die anderen Kollegen vom Club mit, wohin es möglich ist: „Ich bin beeindruckt, was für ein fantastischer Club Alster ist, alle sind total offen und integrativ.“

Beim internen Golfturnier hat er mitgespielt, gegen den 1. FC Magdeburg war er im HSV-Ultrablock im Volkspark, gegen RB Leipzig am Millerntor: „Die Hingabe aller Fans ist phänomenal.“ St.- Pauli-Kapitän und Landsmann Jackson Irvine konnte er noch nicht treffen, „keine Chance“. Außerdem: „Meine Jungs bei Alster sind fast alle HSV-Fans.“

Hayward lobt das hohe Niveau in Deutschland

Zu Freundin Brooke Peris (31), ebenfalls Nationalspielerin, hatte er seit den Sommerspielen nur Face­time-Kontakt. In der vergangenen Saison haben beide gemeinsam in den Niederlanden in ’s-Hertogenbosch gespielt, „aber sie wollte das dieses Jahr nicht mehr, sondern heim“, erzählt „Jez“, „deshalb konnte ich zum Club an der Alster gehen.“ Der Kontakt vermittelte Mitspieler Dieter Linnekogel (32), den Hayward seit 2013 kennt. „Ich wollte eine neue Erfahrung machen, einen anderen Hockeystil lernen“, sagt er, „Deutschland ist international immer vorn dabei, unser Trainer Sebastian Biederlack war Olympiasieger und Weltmeister. Das Niveau ist also sehr hoch.“

Hayward, der 2014 Weltmeister und 2021 in Tokio Olympiazweiter war, hat bei Alster gleich „funktioniert“. Mit zwölf Treffern ist er Dritter der Bundesliga-Torjägerliste. „Er ist ein totaler Teamplayer und super professionell“, lobt Biederlack, „und er ist ein sehr integrativer Typ, der seine Erfahrungen an unsere jungen Leute gut weitergibt.“

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Natürlich spielen Hayward und die anderen ausländischen Profis in der Liga nicht allein für gute Worte. Ein fünfstelliger Betrag ist schon drin, der in der Regel diskret von Mäzenen gedeckt wird. Dennoch hilft es, einen zusätzlichen Job zu haben. Hayward ist Grundschullehrer und würde das auch gern in Hamburg machen. „Es gibt Kontakt zur Internationalen Schule. Vielleicht geht da was, wenn ich im März zurückkomme.“

Und was dann wird? Hängt davon ab, wie der australische Nationaltrainer den Olympiazyklus bis 2028 plant. Außerdem steht im Sommer 2026 die WM an. „Ich würde gern auch in der nächsten Saison bei Alster spielen, wenn das möglich ist“, sagt „Jez“. Am Club an der Alster würde das nicht scheitern, „wir würden gerne, dass es so ist“, sagt Trainer Biederlack.