Hamburg. Bis zum Ende der Feldsaison bleiben die Sitzschalen am Hockeyplatz des UHC leer. Sind Beschwerden der Anwohner der Grund?
Morgens, halb zehn auf der „Moritz-Fürste-Allee“. Auf dem Gelände des Uhlenhorster Hockeyclubs (UHC) wird um diese Uhrzeit nicht einmal ein in ganz Deutschland bekannter Schokoriegel ausgepackt, so ruhig ist es hier. Über den Hockeyplatz, der vom Clubhaus bestens zu sehen ist, ziehen leichte Nebelschwaden. Die zwei Zuschauertribünen mit jeweils rund 175 grünen Sitzschalen flankieren friedlich das Feld, auf dem die ersten Damen und Herren ihre Spiele in der Hockey-Bundesliga austragen.
Nicht ganz so friedlich wurde über ebenjene Tribünen in den vergangenen Tagen diskutiert – vornehmlich in den sozialen Netzwerken. Auslöser war ein vom UHC geposteter Beitrag, dessen Inhalt durchaus Diskussionsbedarf mit sich brachte: In der vergangenen Woche habe das Bezirksamt die beiden Tribünen gesperrt. Grund dafür, so war es dem Beitrag zu entnehmen, seien „zu erwartende Lärmbelästigungen“ während der Bundesligaspiele des Vereins gewesen.
Hockey: Tribünen beim UHC bleiben gesperrt
Und so musste der Verein die Spiele der Herren und Damen am vergangenen Wochenende ohne Unterstützung von den Rängen austragen. Während manche Nutzer an einen Aprilscherz glaubten, machten viele andere ihrem Ärger Luft und kritisierten die Entscheidung der Behörden mal mehr, mal weniger sachlich.
Auslöser der Sperrung seien Beschwerden der Anwohner gewesen, was die Verfasser des Beitrags auch zu einer spitzen Bemerkung hinreißen ließ: „Danke, liebe Nachbarn, die ihr das durchgesetzt habt – wir treiben Sport seit 1923 am Wesselblek. Und ihr?“ Sind die Anwohner also schuld daran, dass die Sitzplätze leer bleiben?
Tribünen müssen alle drei Jahre genehmigt werden
Ganz so einfach ist es nicht. Der Vorstandsvorsitzende des UHC, Horst Müller-Wieland, möchte die aufgebrachten Gemüter beruhigen – und Licht ins Dunkle bringen: „Eigentlich war die Information nur für unsere Mitglieder gedacht“, sagt er, „die Verfasser des Beitrags sind da etwas über das Ziel hinausgeschossen.“ Der Kommentar in Richtung der Nachbarn ist inzwischen gelöscht.
Die Tribünen aber bleiben gesperrt. Müller-Wieland erklärt, wie es dazu kommen konnte: „Die Tribünen müssen alle drei Jahre neu genehmigt werden“, führt er aus, „und die Statiker haben gesagt, dass die sicher sind. Das ist der erste Punkt.“ Punkt zwei sei ein Vorfall, der sich vor einigen Wochen auf dem Platz des UHC zugetragen habe.
UHC: Polizeieinsatz wegen Pyrotechnik
Damals zündeten einige UHC-Fans während eines Spiels Pyrotechnik auf den Tribünen ab und feuerten ihre Mannschaft außerdem lautstark mithilfe eines Megafons an. Das habe dann die Nachbarn auf den Plan gerufen, auch die Polizei sei vor Ort gewesen, um dem Treiben ein Ende zu setzen, erzählt Müller-Wieland.
„Das war eine einmalige Sache, aber da haben wir uns nicht gut verhalten. Das war ein Fehler, das Abbrennen von Pyrotechnik ist verboten“, gibt Müller-Wieland zu. Was die Nachbarn ebenfalls besorgt, ist der Plan des UHC, einen dritten Kunstrasen zu bauen. Einen entsprechenden Bauantrag hat der Verein bereits gestellt. „Manche Nachbarn fürchten, dass es dadurch noch lauter wird“, so Müller-Wieland.
UHC: Schallschutzgutachten soll Klarheit bringen
„Diese drei Sachen liegen jetzt bei der Behörde, die das erst einmal sortieren muss“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Und solange wird die Genehmigung nicht verlängert. „Also blieb uns nichts anderes übrig, als die Tribünen zu sperren“, sagt Müller-Wieland. Ein Schallschutzgutachten soll nun klären, wie laut es am Wesselblek wirklich ist. Das Gutachten wird aber erst im April 2025 erstellt.
Bei den noch ausstehenden Bundesligaspielen der Herren am Donnerstag gegen den HTHC (20.15 Uhr) sowie bei den Heimspielen der Damen am 23. Oktober ebenfalls gegen den HTHC (19 Uhr) und am 2. November gegen die Zehlendorfer Wespen (12 Uhr) bleiben die grünen Sitzschalen also leer. Danach ist die Hinrunde der Feldsaison beendet, die nächsten Heimspiele finden dann erst wieder Anfang April statt.
Sitzplätze bleiben auch beim Derby leer
Vor allem für die Derbys gegen den HTHC, bei denen der UHC auf mehr Zuschauer als sonst hoffen darf, sind die leeren Tribünen für die Gastgeber allerdings ärgerlich. Andere Sitzgelegenheiten gibt es am Platz kaum. „Auf den Tribünen sitzen oft auch ältere Zuschauer und Kinder“, sagt Müller-Wieland. Die müssen nun stehen.
- Harvestehudes Torwart-Bubi wird Shootout-Spezialist
- Nach Herzinfarkt beim Hockey: Hamburger bei der Senioren-WM
- Wie der Goldschmied Markus Weise dem HTHC hilft
Dass der Verein die Tribünen nicht zumindest bis zum Ende der Feldsaison in zwei Wochen nutzen könne, sei bedauerlich. „Im Winter ist der Platz dann ja sowieso leer“, sagt Müller-Wieland. Das Bezirksamt Wandsbek konnte sich auf Abendblatt-Nachfrage noch nicht äußern. Müller-Wieland aber hofft, dass spätestens im kommenden Jahr eine gemeinsame Lösung gefunden wird.