Hamburg. ETV verweist beim Spiel der Basketball-Frauen Datenscout aus der Halle. Bei den ETV-Volleyballer wird auf einzelne Punkte gewettet.

Seit einigen Wochen dürfen sich die deutschen Oberligen im Amateurfußball freuen, weil ihre Spiele aus dem Live-Wetten-Angebot der Wettanbieter entfernt wurden. Beim Kampf gegen die Datenscouts, die die Live-Daten der Partien in Echtzeit an die Wettanbieter weitergeben und auf diese Weise durch höhere Quoten die Gefahr für Spielmanipulationen erhöhen, war die Oberliga Hamburg Vorreiter.

„Die Hamburger Amateurfußballclubs haben beim Austrocknen des Markts für Live-Wetten eine vorbildliche Rolle gespielt“, sagt der frühere spielsüchtige Thomas Melchior, der den Wettmarkt und die Aktivitäten der Datenscouts für die Clubs ehrenamtlich beobachtet und sie mit Tipps versorgt.

Wettmarkt hat sich auf Volleyball, Basketball und Co verschoben

Doch kein Licht ohne Schatten. Mittlerweile, so Melchior, habe sich der Wettmarkt verschoben. „Nun werden von den Wettanbietern vermehrt Live-Wetten auf Volleyball, Basketball und Eishockey und Handball angeboten. Und zwar auf Partien in Ligen, auf die wie beim Amateurfußball laut Glücksspielstaatsvertrag in Deutschland nicht gewettet werden darf.“ Betroffen davon sind beim Volleyball und Basketball auch Hamburger Teams des Eimsbütteler TV.

So erhielt der ETV am vergangenen Sonntag von Melchior einen Tipp. Beim Heimspiel der 2. Basketball-Bundesliga Nord der Frauen gegen die Bender Baskets Grünberg saß ein Datenscout in der Sporthalle Hohe Weide. Die Partie befand sich somit im Live-Wetten-Angebot vieler Wettanbieter. Der ETV handelte.

Datenscout wurde aus der Halle verwiesen

Der ETV-Basketball-Koordinator Christian Jeß spürte den Datenscout­ auf und unterband die Weitergabe der Spielgeschehnisse. Er verwies ihn der Halle. Die Live-Wetten im Internet brachen daraufhin ab. „Wir sind sehr überrascht, dass auf unser Zweitligaspiel der Frauen gewettet werden konnte. Wir finden dies sehr unschön und werden weiterhin unser Hausrecht gegenüber Datenscouts ausüben“, sagte Jeß dem Abendblatt.

Auch die Volleyball-Teams der Damen und Herren des ETV bekamen Besuch. Die Zweitliga-Begegnungen der ETV-Frauen gegen die Volleys Borken und der ETV-Herren gegen die VV Humans Essen wurden von einem Datenscout besucht. Der ETV-Vorsitzende Frank Fechner war beim Spiel der Männer selbst zugegen, konnte den Datenscout aber in der Halle nicht ausfindig machen.

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„Beim Volleyball ist es mit den Live-Wetten besonders absurd. Es kann auf jeden einzelnen Punkt gewettet werden“, sagt Melchior. ETV-Volleyball-Koordinator Ulrich Kahl zeigte sich erstaunt, dass so detaillierte Live-Wetten auf die Partien des ETV auf dem internationalen Wettmarkt abgeschlossen werden können.

„Für unsere Spielerinnen und Spieler lege ich die Hand ins Feuer. Die machen nicht für ein paar Kröten irgendwelche dummen Sachen im Spiel. Aber ich sehe diese Live-Wetten trotzdem kritisch, da ja auch die Gefahr der Spielsucht für die Wettenden besteht“, erklärte Kahl.

Livewetten: Hamburger Fußball-Verband will rigoros vorgehen

Die Empfehlung des Hamburger Fußball-Verbands für seine Amateurclubs ist unmissverständlich. „Wir empfehlen jedem Verein, sein Hausrecht auszuüben und die Datenscouts­ von der Anlage zu verweisen“, lautet die klare Ansage von HFV-Präsident Christian Okun.

Durch die Verschiebung des Wettmarkts werden sich nun auch die Funktionäre anderer Sportarten mit dieser Thematik beschäftigen müssen.