Hamburg. Nach dem Aufstieg in die vierklassige Regionalliga Nord stehen die Crocodiles Hamburg vor einer herausfordernden Saison.
In der US-amerikanischen Fernsehserie „Drei Engel für Charlie“ aus den 1970er-Jahren heuert der mysteriöse und nie zu sehende Charlie Townsend drei Polizistinnen an, die für ihn als Privatdetektivinnen arbeiten und Verbrechen aufklären – mit Erfolg. Nur was haben die drei Engel mit der Eishockeymannschaft der Crocodiles Hamburg zu tun?
Auf den ersten Blick nicht viel. Doch auch die Crocodiles stehen in dieser Saison vor einer kniffligen Aufgabe. Denn als Aufsteiger ist das Team aus Farmsen, das am Freitagabend (20 Uhr) mit der Auswärtspartie gegen die Harzer Falken startet, in der vierklassigen Regionalliga Nord der klare Außenseiter.
Eishockey: Drei Finnen spielen bei den Crocodiles
Es ist also durchaus nachvollziehbar, dass sich Mannschaftsbetreuer Heiko Stockhausen, der Augenzeugenberichten zufolge schon mehrmals in Farmsen gesichtet worden ist, für diese Aufgabe nach Verstärkung umgeschaut hat. Und Stockhausen ist fündig geworden: Drei finnische Eishockeyspieler haben sich auf den Weg nach Hamburg gemacht, um den Crocodiles bei der Mission Klassenerhalt zu helfen.
„Das ist etwas kurios“, erzählt Stockhausen: „Wir wollten unbedingt einen Torhüter verpflichten, den wir dann in Finnland gefunden haben.“ Riku Lindroos, ebenjener Torwart, habe dann noch einen befreundeten Stürmer, Markus Lepistö, und einen Verteidiger, Timi Liivalahti, gehabt, die ebenfalls auf der Suche nach einer Herausforderung waren. „Die haben wir dann auch gleich genommen“, berichtet Stockhausen, der von den spielerischen Qualitäten der Skandinavier schwärmt: „Die sind es gewohnt, Eishockey auf einem anderen Niveau zu spielen.“
Crocodiles zahlen nur Aufwandsentschädigung
Die Finnen leben jetzt in einer gemeinsamen Wohnung in Bramfeld, die ihnen der Verein stellt. Die mehr als zwei Kilometer lange Strecke zum Training legen sie zu Fuß zurück. Bis sie einen richtigen Job gefunden haben, arbeiten sie für die Crocodiles noch im Nachwuchsbereich.
Insgesamt acht Neuzugänge, darunter auch Crocodiles-Urgestein Tobias Bruns, hat Stockhausen in diesem Sommer nach Hamburg gelotst. Sie sollen das junge und größtenteils unerfahrene Team, das in der vergangenen Saison den Aufstieg erspielt hat, unterstützen.
Anders als der unsichtbare Charlie Townsend ist Stockhausen nur dummerweise kein Millionär. Entsprechend sparsam fallen die Gehälter der Spieler aus. „Wir können allen Spielern nur eine kleine Aufwandsentschädigung zahlen“, sagt er. Die liegt im unteren bis mittleren dreistelligen Bereich. Immerhin könne man den Spielern in dieser Saison eine Ausrüstung stellen: Helm, Hose, Handschuhe und zwei Schläger für jeden.
Eishockey: Fans forderten Eintrittsgeld
Andere Vereine in der Liga können da schon etwas tiefer in die Tasche greifen, niedrige vierstellige Gehälter sind mancherorts keine Seltenheit. Um überhaupt konkurrenzfähig zu sein, kassieren die Crocodiles bei ihren Heimspielen im Eisland Farmsen in der kommenden Saison wieder Eintrittsgeld. Zehn Euro kostet ein Ticket an der Abendkasse. Vergangene Saison war der Eintritt frei.
Damit sind die Hamburger im Vergleich zu anderen Teams eher günstig. „Die Fans haben uns praktisch aufgefordert, Eintritt zu nehmen“, sagt Stockhausen, der sich auch darüber freut, dass der Verein schon über 350 Dauerkarten verkauft hat: „Damit hätten wir nicht gerechnet und sind fast schon ein bisschen überwältigt.“
Crocodiles: Rückkehr in den Profibereich?
Nach der Insolvenz im vergangenen Jahr und dem Neustart in der fünften Liga folgt man in Farmsen ohnehin dem Grundsatz, nur Geld auszugeben, das auch vorhanden ist. In der Regionalliga, der höchsten Amateurliga, soll sich das Team nun erst einmal etablieren. Ob perspektivisch eine Rückkehr in den Profibereich möglich ist, wird sich zeigen.
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„Unser Ziel ist der Klassenerhalt“, sagt Stockhausen, der wie die meisten anderen ehrenamtlich bei den Crocodiles arbeitet. Etwas optimistischer formuliert könnte man auch sagen: Das Ziel ist das Erreichen der Play-offs. Denn von den neun Mannschaften in der Liga steigt nur der Tabellenletzte ab. Für den Rest geht die Saison weiter. Und vielleicht werden aus den Finnen dann doch noch Engel.