Essen. Die Deutsche Eishockey-Liga DEL hat sich zur zweiten Kraft hinter dem Fußball entwickelt. Die neue Saison hält Neuerungen parat.

Wenn man nach den guten alten Theater-Regeln geht, dann steht der Düsseldorfer EG eine erfolgreiche Spielzeit in der höchsten deutschen Eishockey-Liga bevor. Die Generalprobe für die am Donnerstag beginnende DEL-Saison hat der Traditionsvereins von der Brehmstraße jedenfalls mächtig vermasselt. Das wiederum wäre ein ein schlechtes Omen für die Iserlohn Roosters. Am vergangenen Wochenende nämlich gewann die Mannschaft vom Seilersee mit 5:2 gegen die DEG.

Da der Sport - und vor allem Eishockey - aber unberechenbar ist, lassen sich aus Vorbereitungsspielen kaum Regeln für die gesamte Saison ableiten. 52 Spiele in der Hauptrunde, Play-offs - es kann viel zusammenkommen bis Mai nächsten Jahres. Verletzungspech zur falschen Zeit, einmal im Negativstrudel drin stecken und schon ist die Saison gelaufen. Diese Erfahrung mussten beide West-Klubs in den vergangenen Jahren ebenso machen wie die Kölner Haie. In die letzte Saison etwa starteten die Roosters mit vielen Vorschusslorbeeren, um am Ende nur mit Ach und Krach die Liga zu halten. Auch die Haie wurden wieder einmal ihrem Geheimfavoritenstatus nicht gerecht. Und in dieser Saison?

DEL verspricht viel Spannung - auch DEG und Iserlohn mit Play-off-Chancen

„Die Düsseldorfer EG und die Iserlohn Roosters sind von ihren finanziellen Möglichkeiten in der unteren Tabellenhälfte anzusiedeln“, sagt Gernot Tripcke im Gespräch mit dieser Redaktion. Er ist einer, der es wissen muss. Seit über 24 Jahren ist er Geschäftsführer der Deutschen Eishockey Liga, arbeitete bereits zuvor im Hintergrund mit, als die Liga als erste Profiliga in Deutschland in eine Kapitalgesellschaft ausgegliedert wurde. Hoffnungen auf eine gute Saison macht er allen Anhängern der beiden Teams dennoch: „Beide Klubs haben immer wieder positiv überrascht. Die Liga ist sehr eng zusammen, beide Klubs werden in dieser Saison um die Pre-Play-offs mitspielen, da bin ich mir sicher.“

Gernot Tripcke ist seit fast 25 Jahren Geschäftsführer der Deutschen Eishockey Liga.
Gernot Tripcke ist seit fast 25 Jahren Geschäftsführer der Deutschen Eishockey Liga. © dpa | Sebastian Christoph Gollnow

Meisterschaft, Play-offs, Abstieg - die deutsche Eishockey-Liga hat trotz oder gerade wegen der 52 Spiele langen Hauptrunde eine Menge Spannung zu bieten. Die Eisbären Berlin können davon ein Lied singen. Dreimal innerhalb der vergangenen vier Jahren stemmten sie am Ende der Play-offs den Meisterpokal in die Höhe, ohne immer in der Hauptrunde vollends zu überzeugen. 2023 verpassten sie sogar gänzlich die Play-offs - und das als amtierender Deutscher Meister. Laut einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den Trainern und Sportdirektoren der DEL sind die Eisbären auch in dieser Saison wieder der Topfavorit auf den Titel. Eine Meinung, die auch Liga-Boss Tripcke vertritt. „Die Eisbären Berlin werden zu Recht hoch gehandelt. Auch die Adler Mannheim und die Kölner Haie sind für mich weit oben dabei“, sagt er. Er hoffe auf eine Menge Spannung. „Durch die Play-offs haben wir ohnehin ein Format, in dem auch etwas Glück dazugehört“, so Tripcke.

Alles andere als Glück hingegen ist die Entwicklung, die das Eishockey in Deutschland genommen hat. Die DEL startet am Donnerstag (19.15 Uhr) mit dem Spiel der Augsburger Panther gegen den ERC Ingolstadt in die 31 Spielzeit. Eine Erfolgsgeschichte, wie es Tripcke nennt, die nicht von vornherein gut ankam. „Es war nicht leicht, weil es immer Widerstände gibt, wenn man alte Strukturen aufbricht“, sagt er. „Die Entwicklung in den vergangenen 30 Jahren DEL zeigt aber, dass wir viel richtig gemacht haben.“

DEL die stärkste Nicht-Fußball-Liga in Deutschland

Die DEL hat sich zur führenden „Randsportart“ neben dem Fußball entwickelt, wenngleich der Geschäftsführer der DEL diesen Begriff nicht mag. Aber mit nur rund 22.000 aktiven Mitgliedern ist Eishockey kein Volkssport. Dennoch verzeichnet die Liga große Erfolge. 173,6 Millionen Euro erwirtschafteten die 14 DEL-Klubs in der vergangenen Saison, das entspricht einem Plus von 6,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr – mit einem Team weniger (162,7 Millionen Euro). 20 Prozent mehr Zuschauer in den Hallen und im Streaming verzeichnete die DEL laut Tripcke.

„Von den wirtschaftlichen Dimensionen sind wir zwischen der 2. und 3. Liga im Fußball anzusiedeln“, sagt Tripcke stolz. „Wir sind die stärkste Nicht-Fußball-Liga vom Zuschauerschnitt in Deutschland, in Europa haben wir uns neben der Schweiz als zweite Kraft etabliert und wir verzeichnen viel Wachstum.“ Dies schlage sich auch in der Entwicklung des Eishockeys im Allgemeinen und der Nationalmannschaft im Speziellen nieder.

Henrik Haukeland ist der derzeit noch verletzte Star-Torhüter der Düsseldorfer EG.
Henrik Haukeland ist der derzeit noch verletzte Star-Torhüter der Düsseldorfer EG. © Jürgen Fromme /firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Positiv wirkt sich dabei auch das von Fans oftmals verteufelte Abomodell beim TV- und Streaming-Anbieter MagentaSport aus. Seit 2016 übertragt die Telekom die Spiele, längst werden alle Partien produziert, Sequenzen für Social Media genutzt. Die Reichweite hat sich dadurch stark erhöht, die Einnahmen sind auf 14 Millionen Euro gewachsen. Auch neue Zielgruppen werden erschlossen. Etwa mit dem Wintergame, das in der neuen Saison im Frankfurter Fußballstadion zwischen den Löwen und den Adler Mannheim ausgetragen wird. Oder durch die Eröffnung des SAP-Gardens in München, wo künftig der Meister von 2023 seine Heimspiele austragen wird und etwa doppelt so viele Zuschauer Platz finden wie in der alten Olympia-Halle.

Erstmals DEL-Spiel im Ausland - im Dezember in Prag

Erstmals findet zudem ein DEL-Spiel im Ausland statt. Am 6. Dezember treffen im Rahmen der Winter Hockey Games in der tschechischen Hauptstadt Prag die Grizzlys Wolfsburg und der EHC Red Bull München aufeinander. Es ist also alles ausgerichtet für den nächsten Schritt der DEL. „Ich wünsche mir eine Saison wie die letzte: Enger Wettbewerb und steigende Zahlen“, sagt Tripcke.