Hamburg. Tim Ole Naske holte in Paris im Vierer den fünften Platz. Dafür feierte ihn nun die RG Hansa – und 2028 für eine Medaille?

Tim Ole Naske war sichtlich gerührt: „Das war überragend. Ich danke Euch sehr.“ 150 Mitglieder der Ruder-Gesellschaft (RG) Hansa hatten sich am Dienstagabend an der Schönen Aussicht mit ihren Skulls wie an einer Perlenkette aufgereiht, um ihren Olympia-Teilnehmer willkommen zu heißen. Der Hamburger Naske hatte bei den Spielen in Paris mit seinen Teamgefährten Anton Finger, Moritz Wolff (beide Berlin) und Max Appel (Magdeburg) im Doppel-Vierer den fünften Platz belegt.

Vorstand Sebastian Franke erinnerte am Hansa-Steg an Naskes größtes Malheur. Bei der Deutschen Jugendmeisterschaften 2012 hatte Naske den Start verpasst: „Als ich irgendwann zum Start ging, lagen schon fünf Einer im Wasser. Ich habe mir dann eine Uhr gekauft.“

Nach Sieg im Hoffnungslauf: Im Finale von Paris belegten die Ruderer Platz fünf

In Paris kämpfte Naske mit seiner enormen Anspannung. Im Hoffnungslauf musste der Vierer mindestens Zweiter werden, um das Finale zu erreichen. „Und ich wusste ja, wie unfassbar brutal es ist, nur im B-Finale zu rudern.“ Denn bei den Spielen in Tokio 2021 war Naske mit dem Vierer, der damals als Mitfavorit galt, genau das passiert: „Da war der olympische Traum ganz schnell zu Ende.“ 

Die große Frage vor dem Hoffnungslauf lautete: Wie würde Schlagmann Wolff die Belastung von zwei Rennen binnen so kurzer Zeit verkraften? Der Magdeburger war in der Vorbereitung auf die Spiele neun Wochen wegen einer Mandelentzündung ausgefallen – am Ende musste er sich doch operieren lassen. Dies sorgte auch für Unstimmigkeiten in der Crew – immer wieder flammte die Diskussion um eine Umbesetzung auf. „Ich musste es schaffen, dass das Boot Moritz wieder vertraut“, sagte Bundestrainer Dirk Brockmann.

Sebastian Franke (r.), Vorsitzender der Ruder-Gesellschaft Hansa (RG Hansa), empfängt Tim Ole Naske nach dessen Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris.
Sebastian Franke (r.), Vorsitzender der Ruder-Gesellschaft Hansa (RG Hansa), empfängt Tim Ole Naske nach dessen Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris. © Peter Wenig

Dies gelang: Der Vierer siegte eindrucksvoll im Hoffnungslauf, belegte im Finale den fünften Platz. „Mehr war unter diesen Voraussetzungen nicht drin“, sagte Brockmann: „Wir hätten in der Vorbereitung schon die Leistung bringen müssen, die wir in Paris gebracht haben.“ Naske wird dieses Rennen nie vergessen: „Die Zuschauer haben uns ins Ziel getragen.“

Nach einem Jahr Pause kämpfte Naske sich im Training mit Hansa-Junioren an die Weltspitze

Besonders herzlich begrüßte Naske seinen Vereinstrainer und Entdecker Stephan Froelke. „Ich wusste, dass Ole es nach ganz oben schaffen kann“, sagte Froelke. Schon als Schüler habe Naske eine Qualität bewiesen, die man kaum lernen könne: „Sich zu quälen, auch dann, wenn es richtig wehtut.“ Froelke kümmerte sich wieder intensiv um seinen Schützling nach dessen Pausenjahr nach den Spielen in Tokio. Naske kämpfte sich in Trainingslagern mit den Hansa-Junioren wieder an die Weltspitze heran. Beeindruckt zeigte sich Froelke von dessen Bescheidenheit: „Er hat unseren Junioren immer wieder gesagt, wie dankbar er ist, dass er mit ihnen trainieren darf.“

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Am Ende des offiziellen Teils wartete auf Naske noch eine Premiere. Erstmals taufte der Jura-Student ein Boot, einen Vierer namens Spree. „Muss ich jetzt ein Taufgedicht aufsagen?“, fragte Naske. Musste er nicht, ein vorsichtiges Zerbrechen eines Sektglases am Rumpf reichte.

Naske wird nun ein paar Wochen pausieren, dann wieder ins Training einsteigen. Die Spiele in Los Angeles 2028 sind das große Ziel. Womöglich wird die Hansa dann sogar einen Medaillengewinner ehren.