Den Haag/Hamburg. Hamburgerinnen Svenja Müller/Cinja Tillmann Europameisterin. ETV-Duo verliert erneut im Finale. Am Rothenbaum geht es diese Woche weiter.
Am Ende reichte die Kraft dann doch nicht mehr. Nach drei körperlich und mental energiefressenden Wochen verloren Nils Ehlers (30) und Clemens Wickler (29) auch bei den Beachvolleyball-Europameisterschaften in den Niederlanden ihr finales Match. Gegen die Letten Martins Plavins (39) und Kristian Fokerots (19), bisher Nummer 67 der Welt, hatten die Weltranglistendritten im dritten Satz (5:15) nichts mehr zuzusetzen, nachdem sie den ersten Durchgang 21:17 gewonnen hatten und den zweiten mit 20:22 abgeben mussten. „Wir haben alles versucht, der Akku war aber irgendwann einfach leer“, gestand Wickler.
Für das Duo des Eimsbütteler Turnverbandes (ETV) wurde es binnen acht Tagen die zweite bittere Endspielniederlage. Vor gut einer Woche waren sie in Paris beim 0:2 gegen die Schweden David Ahman/Jonatan Hellvig noch chancenlos, in Den Haag gingen sie als Favoriten ins abschließende Spiel. Zuvor hatten die beiden nur im Halbfinale am Sonntagvormittag gegen die italienischen Weltranglistensechsten Samuele Cottafava/Paolo Nicolai bei ihrem 2:1 (18:21, 21:17, 16:14)-Erfolg im Turnier einen Satz abgeben. Zuletzt hatten London-Olympiasieger Julius Brink/Jonas Reckermann 2012 in Scheveningen (Niederlande) EM-Gold für Deutschland gewonnen.
Müller/Tillmann feiern bisher größten Erfolg ihrer Karriere
Das hatten am Vorabend bei den Frauen Svenja Müller (ETV) und Cinja Tillmann (Eintracht Spontent Düsseldorf) geholt, sieben Jahre nach dem überraschenden EM-Gewinn der Hamburgerinnen Nadja Glenzke/Julia Großner. Für Müller/Tillmann, die seit zwei Jahren gemeinsam am Bundesstützpunkt am Alten Teichweg im Hamburger Stadtteil Dulsberg trainieren, war dies der bislang größte Erfolg ihrer Karriere – nach Platz drei bei den Weltmeisterschaften 2022 in Rom.
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„Das ist großartig, ich könnte nicht glücklicher sein“, jubelte Blockerin Müller (23) nach dem Coup mit ihrer zehn Jahre älteren Partnerin, die sich abermals als überragende Abwehrspielerin präsentierte. Nach dem Achtelfinal-Aus in Paris war das Duo enttäuscht aus Frankreich abgereist, in den Niederlanden drehten beide nun auf. Nur einen Satz gaben die Weltranglistenachten im Turnier ab, brachten auch das Finale gegen die Italienerinnen Valentina Gottardi/Marta Menegatti (Nr. 12) mit 2:0 (21:17, 21:18) Sätzen souverän ins Ziel.
Im Viertelfinale hatten die zweimaligen deutschen Meisterinnen mit 2:1 (18:21, 21:13, 15:13) Revanche an den Lettinnen Tina Graudina/Anastaija Samoilova (Nr. 6) genommen, gegen die sie bei Olympia ausgeschieden waren.
Beachvolleyball-Elite schlägt in dieser Woche in Hamburg auf
Tillmann war nach dem goldenen Ende der EM-Reise „sehr stolz auf unser kleines Team und unsere Teamleistung“ und hatte viel Lob für Müller übrig: „Ich finde es unfassbar, wie Svenja in ihren jungen Jahren die großen Turniere spielt und dem Druck so gut standhält.“ Ihre Partnerin war dagegen von Tillmann „jedes Mal wieder überrascht, was sie neben mir noch alles an Bällen aus dem Sand gräbt“.
Während die Siegerinnen ihre Goldmedaillen gar nicht mehr ablegen wollten, war 2016-Olympiasiegerin Laura Ludwig (HSV) längst wieder mit der Familie zu Hause in Halstenbek. Die 38-Jährige wollte mit Louisa Lippmann (29/SCC Berlin) bei ihrer letzten EM-Teilnahme noch mal glänzen, stattdessen gab es das Aus im Achtelfinale.
Rothenbaum-Wildcard für Laura Ludwig/Louisa Lippmann
Beim Elite-16-Turnier in Hamburg gibt es in dieser Woche nun ein Wiedersehen. Von Mittwoch (Qualifikation) bis Sonntag (Endspiele) schlagen die besten Beachvolleyballerinnen und -volleyballer der Welt im Tennisstadion am Rothenbaum um zusammen 300.000 US-Dollar Preisgeld auf. Bis auf die verletzten Olympiasieger Ahman/Hellvig haben alle Topteams gemeldet. Während Müller/Tillman und Ehlers/Wickler wegen ihren Weltranglistenpositionen im 16er-Hauptfeld gesetzt sind, erhielten bei den Männern Lukas Pfretzschner/Sven Winter (FC St. Pauli) und bei den Frauen Ludwig/Lippmann eine Wildcard. Für Ludwig wird es der letzte Auftritt vor heimischen Publikum. 2008 war sie aus Berlin nach Hamburg bezogen. Bei den Deutschen Meisterschaften am Timmendorfer Strand (29. August bis 1. September) will sie dann ihre einzigartige Spielerkarriere beenden.
Für das Hamburger Turnier sind für den nächsten Sonnabend und Sonntag für die Spiele auf dem Center Court bisher jeweils rund 5000 Tickets verkauft worden. Für die Begegnungen auf den Nebenplätzen wird kein Eintritt verlangt. Auch der Zutritt zur Anlage ist kostenfrei. Karten gibt es an der Tageskasse und online.