Hamburg. Finanzbehörde bestätigt, dass sich Planungen verzögern. Unklar bleibt, wie lange der Club an der Adolf-Jäger-Kampfbahn spielen kann.

Oberligameister Altona 93 wird nicht wie vertraglich vereinbart am 1. Januar 2027 von der Adolf-Jäger-Kampfbahn an der Griegstraße in sein neues Regionalligastadion am Diebsteich umziehen. Der Grund: Das Stadion wird es noch nicht geben. Dies geht aus einer Anfrage des Abendblatts an die Finanzbehörde der Stadt Hamburg hervor.

„Nach derzeitigem Planungsstand lässt sich aufgrund verschiedener Einflüsse eine Inbetriebnahme des Stadions zum Jahreswechsel 2026/27 voraussichtlich nicht mehr realisieren“, heißt es in der Antwort. Wobei das Wort „voraussichtlich“ bei realistischer Betrachtung gestrichen werden kann.

Neues Stadion von Altona 93 wird später fertig

Die Finanzbehörde räumt ein, noch keinen Generalunternehmer per Ausschreibung und Beauftragung ausgewählt zu haben. Die Ausschreibung solle „sobald ein entsprechender Beschluss der Bürgerschaft vorliegt“ gestartet werden. Dieser Beschluss werde nach Abschluss der aktuell betriebenen Entwurfsplanung „bis zum Ende des Jahres“ erfolgen, während für den Prozess der Ausschreibung selbst „sechs bis neun Monate“ veranschlagt werden.

Die Bauzeit für die Fertigstellung der Umgestaltung des Diebsteichs mit neuem Stadion, der neuen „Music Hall“ sowie des Neubaus von Gewerbe- und Büroflächen und der Bestandssanierung des ehemaligen Verwaltungsgebäudes kalkuliert die Finanzbehörde „mit rund zweieinhalb Jahren“. Das Stadion fungiert dabei als erster Bauabschnitt. „Es ist geplant, dass die Inbetriebnahme des Stadionbausteins als Erstes erfolgt“, heißt es in dem Schreiben.

Inbetriebnahme vom Regionalliastadion am Diebsteich viel später

Dennoch dürfte selbst bei günstigstem Verlauf eine Fertigstellung und Inbetriebnahme des Regionalligastadions am Diebsteich Ende 2026 utopisch sein. Schließlich kann auch ein Generalunternehmer im Sommer oder Herbst 2025 nicht sofort mit der Arbeit beginnen, sondern benötigt – unter anderem für die Regelung seiner Zusammenarbeit mit Subunternehmern – einige Monate Zeit. Im schlimmsten angenommenen Verlauf der Zeitachse, nicht unübliche weitere Verzögerungen bei Projekten dieser Größenordnung eingerechnet, könnte Altona 93 erst 2028 oder 2029 ins neue Stadion einziehen.

Der Behrendt Gruppe und dem Altonaer Spar- und Bauverein (Altoba) dürfte diese Entwicklung nicht gefallen. 2007 kauften sie das Gelände der Adolf-Jäger-Kampfbahn an der Griegstraße für 11,25 Millionen Euro. Um dort mehr als 300 Wohnungen zu bauen, sobald Altona 93 die AJK verlassen hat.

Altona 93 wurde Ersatzfläche versprochen

Den mit dem Umzug spätestens am 31. Dezember 2026 fälligen Kaufpreis für die AJK – von dem Altona 93 schon eine Rate in Höhe von 250.000 Euro erhalten hat – sollte der Club für den Bau eines neuen Stadions einbringen, für das dem Club von der Stadt eine Ersatzfläche versprochen wurde, die schließlich am Diebsteich gefunden wurde. „Wir befinden uns gemeinsam mit der Behrendt Gruppe im konstruktiven Austausch mit Altona 93. Mögliche Szenarien bezüglich einer Verschiebung des Zeitplans möchten wir aktuell nicht öffentlich kommentieren“, ließ eine Altoba-Sprecherin dem Abendblatt ausrichten.

Sehr deutlich kommentiert dafür Altonas CDU-Fraktionschef Sven Hielscher die Lage – und teilt dabei mächtig aus. „Dass die Finanzbehörde jetzt einräumt, den Zeitplan für das Stadion am Diebsteich nicht halten zu können, ist hochinteressant. Das ist vor allem eine Schlappe für den Sportstaatsrat Christoph Holstein. Erst wurde Ende 2022 am Diebsteich endgültig die einmalige Chance auf ein drittligataugliches Stadion vergeben. Danach wurde viel zu viel Zeit vertrödelt, die nun fehlt, um das Stadion rechtzeitig zu bauen“, sagt Hielscher.

Kosten werden auf 160 Millionen Euro geschätzt

Und: „Ich habe das Gefühl, die Stadt hat Probleme, das Stadion bei den aktuell hohen Zinssätzen von 3,5 bis 4 Prozent zu finanzieren.“ Die Kosten für den Bau des Stadions werden auf circa 160 Millionen Euro geschätzt.

Zusätzliche Kosten durch die Verzögerung sind laut Hielscher wahrscheinlich. „Die Stadt hat Altona 93 versprochen, rechtzeitig bis zum 31. Dezember 2026 auf einer Ersatzfläche ein neues Stadion zu bauen. Ab dem 1. Januar 2027 steht der Behrendt Gruppe und der Altoba rechtlich gesehen das Gelände der Adolf-Jäger-Kampfbahn zur Verfügung. Die Frage wird sein, ob Ausgleichszahlungen an die beiden Bauträger geleistet werden müssen. Wenn ja, müsste die Stadt Geld in die Hand nehmen.“ Ein juristischer oder planungsrechtlicher Zusammenhang der Verzögerung des Stadionbaus mit der Fertigstellung des S-Bahnhofs Diebsteich sei laut Hielscher nicht gegeben.

Mehr zum Thema

Viel positiver beurteilt Ragnar Törber, stellvertretender Vorsitzender von Altona 93, die Lage. „Die Planung ist sehr detailreich und daher mag es jetzt am Anfang etwas ruckeln, aber das Gesamtergebnis wird umso besser werden und unserem Verein eine Heimat bis zum Jahr 2093 bieten. Wenn sich der 1. Januar 2027 als Bezugstermin des neuen Stadions nicht halten lässt, arbeiten wir aktiv mit am Erreichen des nächstmöglichen Termins“, sagt Törber.

„Wir sind sehr froh über die bisherigen Planungsergebnisse und die Gespräche mit der Stadt. Wir haben null Panik, was auch am sehr guten, vertrauensvollen und konstruktiven Austausch unter anderem mit Finanzsenator Dr. Andreas Dressel und Staatsrat Christoph Holstein liegt.“

Bleiberecht an der Adolf-Jäger-Kampfbahn steht nicht zur Debatte

Allerdings sei nach einem Austausch mit dem Bezirk Altona „kein Ausweichplatz in Sicht, auf dem wir spielen könnten, wenn wir die Adolf-Jäger-Kampfbahn Anfang 2027 verlassen müssten, ohne schon in unserem neuen Stadion spielen zu können. Bisher steht eine Verlängerung unseres Bleiberechts an der Adolf-Jäger-Kampfbahn nicht zur Debatte. „Wir werden präventiv einmal kurzfristig mit den Beteiligten in Gespräche darüber eintreten.“

Die positive Beurteilung Törbers kann Hielscher nicht verstehen. „Ich wundere mich darüber, dass Altona 93 sich so positiv zu der Planung und den Gesprächen mit der Stadt äußert. Eigentlich müssten aufgrund der Lage bei Altona 93 die Alarmglocken schrillen.“