Les Sables d`Olonne. Mit einem riskanten Nordkurs setzte sich der Hamburger auf dem Atlantik von der Konkurrenz ab. Nun erhält der Segler sogar einen Preis.

Großer Jubel bei Boris Herrmann und seinem Team. Am Sonntagnachmittag hat der Hamburger Extremsegler als Zweiter vor Les Sables d`Olonne in Frankreich die Ziellinie des Transatlantikrennens New York Vendée überquert. Und musste sich damit nur dem Sieger Charlie Dalin geschlagen geben.

Bereits Anfang Mai hatte er bei einer Regatta von Frankreich nach New York, der Transat CIC, den zweiten Platz ersegelt. Damit setzt der Hamburger ein großes Ausrufezeichen in Richtung Vendée Globe. Die härteste Einhandregatta einmal um die Welt wird im November in Frankreich gestartet. „Ich denke, beide Rennen waren eine großartige Vorbereitung auf die Vendée Globe“, sagte Herrmann kurz nach dem Zieleinlauf.

Hamburger Extremsegler: Großer Erfolg für Boris Herrmann bei Transatlantikrennen

Die Flotte bei der New York Vendée bestand aus insgesamt 27 Booten. Die meisten von ihnen sind noch immer unterwegs nach Frankreich. Herrmann hatte sich schon früh von der Konkurrenz abgesetzt und eine nördliche Route gewählt. Er war der einzige Segler, der diese Route wählte – ein großes Risiko. Bis auf 300 Seemeilen segelte Herrmann dabei an Grönland heran.

Boris Herrmann Team Malizia - New York - Vendee 2024 - Finish
Die „Malizia – Seaexplorer“ flog geradezu über die Ziellinie vor Frankreich. © © Olivier Blanchet / Alea | Olivier Blanchet

„Ich hatte Sorge, dass uns eine Front einholt“, so Herrmann über die Entscheidung nur kurz nach dem Start vor Amerika. „Also bin ich erst einmal mehr nach Norden gefahren, um so weit wie möglich entfernt zu sein.“ Von dort aus habe er sich dann insgesamt für die nördliche Route entschieden, „weil ich dachte, dass dies die bessere Wahl für mich wäre“. Diesen Weg habe er schlicht bis zum Ende durchgezogen, so der Hamburger.

Boris Herrmann berichtet, dass er zwischendurch an seiner Entscheidung gezeifelt habe

Boris berichtet von seinen Gedanken auf See: „Irgendwann habe ich natürlich auch ein bisschen gezweifelt, weil meine Route in den Charts einfach verrückt aussah. Aber wissenschaftlich hielt ich es für richtig. Als ich die Entscheidung traf, war es auch die kürzere Route.“ Sein Plan ging auf. Im Norden traf er auf die Vorwindbedingungen, die er und seine „Malizia –Seaexplorer“ so mögen. So konnte er mit hoher Geschwindigkeit Richtung Frankreich segeln.

Herrmann berichtet, dass die Einsamkeit im Norden ihm sehr geholfen habe. „Das war vom Gefühl her der Vedée sehr ähnlich“, sagt er. „Manchmal ist man am Ende wirklich allein, die nächsten Boote sind Hunderte von Kilometern weit weg. So konnte ich für die Vendée trainieren und mich ein wenig an dieses Gefühl erinnern und mich darauf vorbereiten.“

Insgesamt war Herrmann seit dem Start vor Amerika zehn Tage allein auf See

Insgesamt war Herrmann zehn Tage, 20 Stunden, 52 Minuten und 32 Sekunden auf See, bevor er vor Frankreich über die Ziellinie fuhr. „Die letzten Momente des Rennens waren großartig“, sagte Herrmann. So viele Boote seien ihm entgegengekommen. „Mehr Boote als im Ziel der Vendée Globe!“ Er habe sich riesig gefreut, sein Team zu sehen. „Es ist fantastisch, das Team zu sehen und diesen Moment mit ihm zu teilen.“ Auch wenn der Kontrast der Begrüßung zu der Stille auf dem Meer groß sei, „ist es so schön, zurück zu sein“.

Ein Kontrast, der noch größer wurde, als er den legendären Kanal von Les Sables d‘Olonne erreichte: Mehrere Tausend Fans hatten sich entlang des Kanals aufgereiht, um den deutschen Extremsegler willkommen zu heißen. Herrmann zeigte sich sichtlich bewegt: „Es ist schön zu sehen, wie viele Menschen hierherkommen, um das Segeln zu feiern. Ich denke, es ist einzigartig auf der Welt, dass so viele Menschen kommen, um uns willkommen zu heißen. Und es ist ein schöner Tag dafür. Es ist so ein fantastischer Empfang. Wirklich unglaublich.“

Die New York Vendée war das letzte Rennen vor der großen Vendée Globe im Herbst

Die New York Vendée war das letzte Rennen vor der Vendée Globe im November. Herrmann fühlt sich nun bereit für die große Herausforderung, die auf ihn wartet. „Ich freue mich sehr auf die Vendée Globe. Mit diesem Rennen haben wir das erreicht, was ich mir erhofft hatte: Selbstvertrauen gewinnen.“ Jetzt sei es an der Zeit, sich auf die Vendée vorzubereiten, sich aber auch viel Ruhe zu gönnen. Gleichzeitig werde das Boot für die härteste Wettfahrt der Welt überholt. Er selbst fühle sich nach den beiden Rennen perfekt vorbereitet.

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Unterdessen gab das Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel am Montag bekannt, dass Herrmann am 19. Juni mit dem Deutschen Meerespreis der Prof. Dr. Werner Petersen-Stiftung ausgezeichnet wird. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis würdigt ihn für seine „vielfältigen Verdienste als Botschafter der Meere und zur Vermittlung von Themen der Meeresforschung in die breite Öffentlichkeit“, wie es in der Mitteilung heißt. Der Preis wird am Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel unter der Schirmherrschaft von Daniel Günther, dem Ministerpräsidenten des Landes Schleswig-Holstein, vergeben.