Hamburg. Hamburger American-Football-Team nimmt Veränderungen im Kader und Trainerteam vor. Wie die Verantwortlichen die Schritte erklären.
Vor rund eineinhalb Wochen saß Isaiah Green vor seinem Laptop und verfolgte das Spiel der Hamburg Sea Devils bei der Frankfurt Galaxy. Als der US-amerikanische Quarterback sah, dass sein Landsmann Preston Haire (25) beim Hamburger American-Football-Team kurz vor der Pause verletzt ausgewechselt werden musste, war sein Interesse geweckt. Nicht am weiteren Verlauf des Spiels, das Frankfurt mit 17:14 gewann, sondern an einem neuen Job.
Ein paar Tage später rief der Quarterback bei den Sea Devils an – und erfuhr, dass Haire tatsächlich bis zum Ende der ELF-Saison ausfällt. Die Initiativbewerbung glückte, kurz darauf saß der 24-Jährige im Flugzeug.
American Football: Isaiah Green vor Debüt gegen Köln
„Die Sea Devils sind das mit Abstand professionellste Team, das ich bisher in Europa erlebt habe“, sagt Green, der sein Debüt am Sonntag (16.25 Uhr, Stadion Hoheluft) gegen die Cologne Centurions geben wird. In der Saison 2022 war Green bereits für die Istanbul Rams in der ELF aktiv gewesen, vor rund drei Wochen gewann er mit den Kragujevac Wild Boars zudem die serbische Liga.
Nun hat Green mit den Istanbul Rams, die sich nach nur einer Saison aus finanziellen Gründen wieder aus der ELF zurückziehen mussten, sowie Serbien als Football-Entwicklungsland bisher auch nicht ins europäische Feinkostregal gegriffen. Dennoch ist seine Einschätzung, dass in Hamburg professionell gearbeitet wird, in diesen Tagen besonders viel wert.
ELF befindet sich derzeit in einer schwierigen Situation
Nachdem sich Anfang Juni die Leipzig Kings wegen einer Finanzierungslücke von mehr als einer halben Million Euro aus der ELF zurückgezogen hatten, traten keine zwei Wochen später auch die Prag Lions aus finanziellen Gründen nicht mehr zum Auswärtsspiel bei den Fehervar Enthroners in Ungarn an. „Es gibt ein doofes Bild ab für die Liga, dass diese Situationen so gebündelt aufgetreten sind“, sagt Sea-Devils-Generalmanager Max Paatz. Zumindest die Tschechen sollen die Saison jedoch regulär fortsetzen können.
Gemeinsam mit den Berlin Thunder und den Wroclaw Panthers (beide 5:3 Siege) wollen die Sea Devils (3:4) noch um einen Play-off-Platz kämpfen. Insbesondere Berlin hat durch das Leipziger Aus sowie die Probleme in Prag, wo zuletzt Quarterback sowie Headcoach hingeschmissen hatten, jedoch einen Wettbewerbsvorteil. Während die Sea Devils in der Western Conference noch auf Titelkandidaten wie Rhein Fire oder Frankfurt Galaxy treffen, sind Berlin in der Eastern Conference die Siege gegen Leipzig (definitiv wegen Nichtantritts) sowie Prag (fast) sicher.
Paatz hofft weiterhin auf die Play-offs
Paatz will die Saison dennoch nicht abschenken: „An unseren Neuzugängen sieht man, dass wir voll auf Angriff gehen. Es sind aber jetzt fünf Endspiele für uns.“ Der dänische Runningback Michel Konate (27/zuletzt Copenhagen Towers) und der französisch-kamerunische Offensive Lineman Daryl Kamga (24/Pionniers de Touraine) sollen das Team verstärken. Zudem ersetzt der US-amerikanische Linebacker Leondre Crosby (26/Regensburg Phoenix) seinen Landsmann Michael Taylor Jr. (31), der aus familiären Gründen zurück in die USA reisen musste.
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Darüber hinaus trennten sich die Sea Devils von Offensive Coordinator Brett Morgan. „Wir haben manche Spiele durch schlechte Entscheidungen verloren“, erklärt Paatz. Es übernimmt der bisherige Widereceiver-Coach Philipp Schulz, der bereits in der vergangen Saison diesen Job innehatte, in diesem Jahr allerdings kürzertreten wollte. „Wenn er nicht als Lehrer arbeiten würde, wäre er von Anfang an ein Kandidat für die Position gewesen. Glücklicherweise sind seit kurzer Zeit Sommerferien. Das ist perfekt“, sagt Paatz.