Hamburg. American-Football-Team stellt Spielbetrieb in der ELF wegen Finanzierungslücke ein. Doch Spieler dürfen vorerst nicht wechseln.

Am Morgen danach war nur klar, dass vieles unklar ist. Es war 20.35 Uhr am Montagabend, als die Leipzig Kings, Konkurrent der Hamburg Sea Devils in der European League of Football (ELF), die Einstellung ihres Spielbetriebs bekanntgaben.

„Natürlich hatten wir zuletzt alle noch die Hoffnung, dass die Kings irgendeine Lösung finden. Das Aus hatte sich aber in den vergangenen Tagen schon angedeutet. Leipzig hat wirtschaftlich durchaus Potenzial, ist aber ein schwieriger Football-Standort“, sagte Sea-Devils-Generalmanager Max Paatz dem Abendblatt am Dienstag.

American Football: Leipzig fehlen mehr als 500.000 Euro

Die Leipziger hatten am Montagabend eine Finanzierungslücke „von annähernd 550.000 Euro“ publik gemacht. Von der in Hamburg ansässigen ELF sei man aufgefordert worden, diese bis Mittwoch zu schließen, da sonst das Spielrecht entzogen werde. Die ELF-Aufforderung sei für die Kings aber nicht umsetzbar.

Weiteren finanziellen Druck gebe es durch angedrohte Strafen seitens der ELF für die Nicht-Durchführung des Heimspiels gegen die Prag Lions, das am vergangenen Wochenende mit 35:0 für die Tschechen gewertet worden war. Ein Überbrückungskredit seitens der Liga sei den Kings zudem nicht gewährt worden.

ELF äußert sich nicht auf Abendblatt-Anfrage

Das Abendblatt schickte der ELF und insbesondere dem Hamburger Liga-Commissioner Patrick Esume am Dienstag einen Fragenkatalog. Wie werden die Spiele der Kings in dieser Saison gewertet? Dürfen Kings-Spieler jetzt sofort zu anderen Franchises wechseln? Wieso hat die Liga einen Überbrückungskredit abgelehnt? Und: Können die Kings in Zukunft als Franchise wieder zurückkehren?

Die ELF teilte daraufhin mit, dass sie sich dazu nicht äußern könne, „da die Besitzergruppe der Leipzig Kings gegenüber der Liga noch nicht offiziell Stellung bezogen hat. Wir warten auf Rückmeldung und werden – sobald Klarheit geschaffen wurde – die nächsten Schritte einleiten“. Man bedauere zudem die Entwicklung, glaube aber weiterhin an den Standort sowie das Fan-Potenzial in der Region und sei zuversichtlich, dass Leipzig „mittelfristig“ wieder an der ELF teilnehmen wird, heißt es.

Hauptsponsor der Kings sprang kurzfristig ab

Auch Kings-Generalmanager Moritz Heisler, der im Jahr 2021 noch unter Paatz bei den Sea Devils arbeitete, lehnte eine Abendblatt-Anfrage mit Verweis auf rechtliche Prozesse im Hintergrund ab. Man werde voraussichtlich in der kommenden Woche ein weiteres Statement abgeben.

Wie in anderen Profiligen üblich, müssen auch die ELF-Teams zu Beginn einer Saison Lizenzunterlagen bei der Ligazentrale abgeben. Im Fall der Kings sprang allerdings der in den finanziellen Planungen verankerte Hauptsponsor kurz vor der Saison noch ab. Nach Abendblatt-Informationen machte dieser Partner einen überdurchschnittlich großen Teil des Gesamtbudgets aus. Grundsätzlich ist es in der ELF nicht unüblich, dass einzelne Hauptsponsoren mittlere sechsstellige Summen zur Verfügung stellen, teilweise agieren auch Mäzene im Hintergrund.

Paatz sieht die Sea Devils nicht bedroht

„Man hat unabhängig von der Liga und Sportart immer ein Problem, wenn ein Hauptsponsor wegbricht. Da kann sich niemand von freisprechen. In der ELF machen Sponsoring und Ticketing die mit Abstand größten Teile des Budgets aus. Wenn eine Sache wegfällt, klafft logischerweise eine riesige Lücke“, weiß Paatz. „Hamburg bietet andere Voraussetzungen als Leipzig, sodass ein ähnliches Szenario hier nicht droht. Hier gibt es gewachsene Football-Strukturen, zu unseren Sponsoren haben wir zudem ein sehr vertrauensvolles Verhältnis.“

Fakt ist jedoch auch, dass in der dritten Saison seit der ELF-Gründung noch fast kein Team schwarze Zahlen schreibt. Das größte Problem bereitet den Sea Devils derzeit die Suche nach einer Heimspielstätte, das Stadion an der Hoheluft ist zu klein und bringt strenge Lautstärkevorgaben mit sich.

Auch interessant

Auch interessant

Auch interessant

Während manche Fans bereits mutmaßen, dass Leipziger Topspieler wie der US-Linebacker A. J. Wentland (28) nun zu den Sea Devils wechseln könnten, erteilt Paatz diesen Spekulationen eine Absage. „Wir lassen jetzt, wie alle anderen Teams auch, unsere Finger von den Spielern der Kings, weil sie immer noch in Leipzig lizenziert sind. Abwerbungsversuche sind da schlicht nicht erlaubt“, sagt er. Diese Lizenzierung gelte unabhängig davon, ob Spieler ihre Verträge mit den Kings bereits aufgelöst haben.

Nun liegt es an den Kings und der ELF, die offenen Fragen schnell zu klären.