Hamburg. Manche Football-Spieler warten seit Mai auf ihr Gehalt, nun wollen sie nicht antreten. Neuer Rückschlag für in Hamburg ansässige ELF.
Keine zwei Wochen sind vergangen, seitdem die Leipzig Kings ihren Rückzug aus der European League of Football (ELF) offiziell bekannt gegeben haben. Die Franchise hatte seit Saisonbeginn große finanzielle Probleme, weil der fest eingeplante Hauptsponsor spontan abgesprungen war.
Es folgte zunächst die Absage des für den 7. Juli geplanten Heimspiels gegen die Prag Lions, wenige Tage später der vollständige Rückzug aus der laufenden Saison. Wie das Abendblatt erfuhr, stehen nun jedoch auch ebenjene Lions kurz vor dem Rückzug aus der ELF.
American Football: Prag Lions haben kein Geld mehr
So reist das Team aus der tschechischen Hauptstadt bereits an diesem Sonntag nicht mehr zum Auswärtsspiel bei den Fehervar Enthroners nach Ungarn. Dies sollen Spieler und Staff angesichts der schlechten finanziellen Situation gemeinsam entschieden haben. Ein Großteil der Spieler geht derzeit davon aus, dass sich die Franchise in den kommenden Tagen oder Wochen wie die Kings aus der Liga zurückziehen werde.
Damit könnte der einzige Prager Sieg in dieser Saison das wegen des Leipziger Nichtantritts mit 35:0 gewertete Spiel gegen die Kings bleiben. Die Stimmung innerhalb des Teams ist jedoch nicht nur angesichts des ausbleibenden sportlichen Erfolgs seit Wochen angespannt.
Spieler warten seit Mai auf ihr Gehalt
Wie das Abendblatt aus der Mannschaft erfuhr, soll ein Großteil der tschechischen Spieler im Kader seit Wochen auf Gehaltszahlungen warten, viele davon bereits seit Mai. Dies berichtet unter anderem ein Importprofi der Lions, der aus Sorge vor vertraglichen und rechtlichen Folgen namentlich nicht genannt werden will. Die US-amerikanischen und europäischen Importspieler, die in der ELF ein Vielfaches der einheimischen Spieler verdienen, hätten ihr Gehalt bisher bekommen.
Da der Großteil des Teams allerdings aus tschechischen Spielern besteht, kam es in dieser Woche zu einem Streik. So sollen die Lions gemeinschaftlich beschlossen haben, weder zu trainieren noch am Wochenende zu spielen. Etliche Spieler sehen sich bereits parallel nach neuen möglichen Arbeitgebern um.
ELF dementiert mögliches Aus
Das Abendblatt schickte sowohl den Lions als auch der in der Hamburger HafenCity ansässigen ELF einen Fragenkatalog zur aktuellen Situation. „Die ELF hat keine Kenntnis darüber, dass die Prag Lions eine Absage des Spiels bei den Fehervar Enthroners in Erwägung ziehen. Daher besteht aus Sicht der ELF auch keinerlei Anlass, sich damit oder sogar mit einem Ausstieg der Prag Lions aus dem laufenden Spielbetrieb der Saison 2023 zu beschäftigen“, hieß es zunächst schriftlich von der ELF. Am Sonnabend wurde das Spiel schließlich auch offiziell abesagt.
Aus der Lions-Mannschaft ist zu hören, dass seit Wochen ein Riss zwischen dem Team und den Verantwortlichen der Lions besteht. Insbesondere fehlende Kommunikation seitens der Franchisenehmer soll große Teile der Mannschaft verärgern. Auch den verschickten Fragenkatalog ließen die Tschechen unbeantwortet.
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Nach Abendblatt-Informationen soll es zwischen dem Hamburger ELF-Commissioner Patrick Esume und den Lions am Donnerstagabend ein Gespräch gegeben haben, in dem Esume versucht haben soll, die Mannschaft zum Weiterspielen zu bewegen. Der Ligachef will einen dritten Rückzug nach den Leipzig Kings sowie den Istanbul Rams, die sich im vergangenen Dezember ebenfalls aus finanziellen Gründen abgemeldet hatten, verhindern.
Ob Esume dies gelingen wird, erscheint allerdings fraglich. Bei den Lions sollen wie im Fall der Kings vor der Saison fest eingeplante Zahlungen der Sponsoren zuletzt ausgeblieben sein. Zudem befinden sich die Zuschauerzahlen in Prag, das erst seit dieser Saison Mitglied der ELF ist, auf einem bemerkenswert niedrigen Niveau. Zum Heimspiel gegen die Berlin Thunder kamen am vergangenen Wochenende gerade einmal 970 Football-Fans.