Hamburg. Michael Taylor saß gerade auf Toilette im Dubai-Urlaub, als er den Anruf der Sea Devils bekam. Spontanität ist wichtig in seinem Job.
Allmählich geht Michael Taylor die saubere Unterwäsche aus. „Ich muss mal wieder waschen“, sagt der 31 Jahre alte US-Amerikaner, der vor rund zwei Wochen nur für einen kurzen Urlaub gepackt hatte, und lacht.
„Ich saß gerade in Dubai auf Toilette, als ich den Anruf von Kendral bekommen habe. Ich habe dann ein paar Minuten später zurückgerufen“, erinnert sich der Linebacker an den Moment, als ihn Kendral Ellison, Defensive Coordinator der Hamburg Sea Devils, erreichte. Wenige Tage nach dem Anruf stand Taylor im Stadion Hoheluft – und gewann mit dem Hamburger American-Football-Team 17:10 gegen die Wroclaw Panthers.
American Football: Taylor war zuletzt in Japan aktiv
„Ich war nach dem Spiel ganz schön erschöpft. Schon nach dem ersten Viertel habe ich richtig gepustet“, sagt Taylor, der in den USA zuletzt ein halbes Jahr nur als Trainer an einer Highschool gearbeitet hatte. Zuvor war er vier Jahre in Japans X-League aktiv gewesen, die meiste Zeit davon für IBM Big Blue aus der Stadt Tsukuba, etwas nordöstlich von Tokio.
Training gab es dort nur am Wochenende, Spiele alle 14 Tage. Das sportliche Niveau war überschaubar, das Gehalt für einen US-Profi wie ihn aber bemerkenswert gut.
In Hamburg landete Taylor nun, weil sich der etatmäßige US-Linebacker Maurice Wright eine Knieverletzung zugezogen hatte. Defensive Coordinator Ellison kannte Taylor noch aus dem Jahr 2018, als dieser für die Hamburg Huskies aktiv war. In rund vier Wochen soll Wright wieder fit sein, für Taylor wäre dann eigentlich kein Platz mehr. Und dann? „Das ist eine Frage, über die ich noch nicht nachgedacht habe. Ich lebe von Tag zu Tag“, sagt Taylor und grinst. Spontanität ist eine wichtige Eigenschaft in seinem Job.
NFL-Karriere scheiterte wegen Verletzung
Am College spielte Taylor für die Florida Gators in der SEC Division 1. Ein höheres Level gibt es nicht. „Das waren die Besten der Besten. Fast unsere gesamte Mannschaft hat es später in die NFL geschafft“, erzählt Taylor. „Mein Zimmerpartner Mack Brown saß bei uns im College nur auf der Bank, war später dann Runningback bei vier verschiedenen NFL-Teams.“ Er selbst nahm einmal an einem Trainingscamp der Pittsburgh Steelers teil, dann riss seine Achillessehne. „Auf dem Level wartet niemand auf dich“, sagt Taylor. „Ich habe aber meinen Frieden damit gefunden.“
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Er ging nach Europa, spielte für die Huskies und die Marburg Mercenaries in der German Football League (GFL), dann kam das Abenteuer in Japan – und nun die European League of Football (ELF). Am Sonntag (13 Uhr/ProSiebenMaxx) geht es zur Frankfurt Galaxy. Seinen Urlaubskoffer nimmt Taylor mit – direkt nach dem Spiel fliegt er in der spielfreien Woche für ein paar Tage in seine Heimatstadt San Diego (Kalifornien). Frische Unterwäsche holen.