Hamburg. Der Niederländer Robert Tigges und der langjährige HTHC-Chefcoach Christoph Bechmann übernehmen die Herren des Hamburger Polo Clubs.

Es ist die spektakulärste Personalie des Sommers in der Hockey-Bundesliga. Und deshalb versucht der Mann, der ein wichtiger Teil dieser Rochade ist, gar nicht erst, ihre Bedeutung herunterzuspielen.

„Ich habe natürlich mitbekommen, dass darüber viel gesprochen wird in der Hockeyszene, und ich hoffe, dass ich meinen Teil dazu beitragen kann, dass wir ein starkes Duo bilden“, sagt Robert Tigges und grinst dabei so breit, dass ihm die Vorfreude aus jeder Pore seines Gesichts zu strömen scheint.

Der 38 Jahre alte Niederländer ist der neue Cheftrainer der Herren des Hamburger Polo Clubs, er übernimmt das Amt von Matthias Witthaus (40), der nach dem Viertelfinalaus in der Feldsaison 2022/23 trotz bis 2024 datierten Vertrags entlassen worden war.

Hockey: Christoph Bechmann wechselt zu Polo

Dass ein langjähriger niederländischer Hallennationalspieler, der zuletzt vier Jahre die Damen von AH&BC Amsterdam in der besten Liga der Welt anleitete, in die Bundesliga wechselt, wäre an sich schon eine interessante Geschichte. Doch an Dynamik gewinnt diese, weil Tigges Polo nicht allein übernimmt.

An seiner Seite wird in Christoph Bechmann der Mann sein, der zwölf Jahre lang beim Lokalrivalen Harvestehuder THC die Herren trainierte. Zwar war dieser Wechsel nach Bechmanns Ankündigung im Juni, den HTHC zu verlassen, bereits gemutmaßt worden, offiziell ist er aber erst an diesem Freitag, wenn der 51-Jährige seinen ersten Arbeitstag bei Polo hat.

Bechmann wird Sportkoordinator

Dass es, wie manche vermuten, in erster Linie finanzielle Argumente waren, die ihn überzeugten, verneint Bechmann glaubhaft. „Geld spielt immer eine Rolle, aber wer mich kennt, der weiß, dass es für mich nicht alles ist“, sagt er. Vielmehr habe ihn die Professionalität überzeugt, mit der Polo seit dem Aufstieg 2018 daran arbeitet, die nationale Spitze zu erklimmen.

„Außerdem war es nach zwölf Jahren beim HTHC für beide Seiten Zeit, etwas Neues zu wagen.“ Bechmann übernimmt bei Polo den Posten eines Sportkoordinators, soll zwar eng am Bundesligateam, aber auch als Bindeglied zu den Zweiten Herren und der Jugend agieren.

Tigges bleibt Hallen-Nationaltrainer

Robert Tigges, der seit Anfang Juli in Eimsbüttel lebt, ist sehr glücklich darüber, Bechmann an seiner Seite zu wissen. „Es gibt niemanden, der die Bundesliga besser kennt als er. In der Gegnervorbereitung und in allen strukturellen Fragen kann er mir mit seiner Erfahrung ganz viel helfen“, sagt der Junggeselle, der im Winter seinen Posten als Nationalcoach der niederländischen Hallenteams behalten und in der Hallensaison deshalb zwischen Amsterdam und Hamburg pendeln möchte.

Nachdem er im Winter seinen Abschied aus der Hoofdklasse bekannt gegeben hatte, habe er diverse Angebote von anderen Vereinen und aus der Eventmanagementbranche, in der er neben seiner vor sechs Jahren beendeten aktiven Karriere bereits gearbeitet hatte, erhalten. „Aber ich habe gespürt, dass ich noch nicht durch bin mit Hockey. Die Herausforderung, in einem anderen Land mit einem neuen System zu arbeiten, hat mich sehr gereizt“, sagt er.

Zwei Testspiele in Amsterdam

Beim Polo Club, dessen Werdegang ihm imponiere, hat Robert Tigges einen Vertrag mit offenem Ende unterschrieben. „Wir werden von Jahr zu Jahr schauen, ob es weiterhin passt“, sagt er, „aber mein Ziel ist es, hier langfristig etwas aufzubauen.“

Von Titelgewinnen will der begeisterte Padelspieler bewusst nicht sprechen, dazu müsse er zunächst seine Mannschaft und die Konkurrenz besser kennen lernen. An diesem Wochenende hat er dazu bei zwei Testspielen in Amsterdam, zu denen erstmals bis auf den nach der EM noch pausierenden Nationalspieler Mathias Müller der gesamte Kader aufläuft, Gelegenheit, ehe am 10. September die Bundesliga startet.

Doppelspieltage sind neu für Tigges

Vor allem die langen Reisen, die Wochenenden mit zwei Spielen und die Möglichkeiten, Einfluss auf die Spielplangestaltung zu nehmen, seien Faktoren, die er aus den Niederlanden nicht kenne. Und auch das Zusammenspiel mit Christoph Bechmann müsse sich noch finden.

Aber die Lust darauf, Großes zu erreichen, überstrahlt alle möglichen Hürden. „Ich glaube, das wird spannend“, sagt er. Und das glauben tatsächlich viele.