Hamburg. Tennis-Olympiasieger Alexander Zverev ohne Satzverlust im Halbfinale seines Heimturniers. Zhang als erster Chinese im Semifinale.
1:4 lag Alexander Zverev zurück im zweiten Satz seines Viertelfinales bei den Hamburg European Open gegen den Franzosen Luca van Assche (19/Nr. 77 der Welt), als er sich besann, was seine Aufgabe war. „Nach dem 1:4-Rückstand habe ich mein bestes Tennis gespielt. Für Luca ist es unglücklich, dass das Match nach zwei Sätzen beendet war“, fasste der Hamburger Olympiasieger seinen nach 89 Spielminuten feststehenden 6:3, 6:4-Erfolg passend zusammen.
Zum dritten Mal nach 2014 und 2019 steht der 26 Jahre alte Weltranglisten-19. nun bei seinem Heimturnier im Halbfinale. Es zu gewinnen und damit 30 Jahre nach dem letzten deutschen Triumph Nachfolger Michael Stichs zu werden, „das ist einer meiner größten Wünsche“, sagte er.
Zverev wirkt sehr fokussiert
Wenn er sich seiner Aufgaben weiterhin in der Form der vergangenen Tage besinnt, kann dieser Wunsch in Erfüllung gehen. Zverev hat in drei Matches noch keinen Satz abgegeben, er präsentiert sich, von kleinen Schwächephasen abgesehen, sehr konzentriert, spielfreudig und vor allem auch zupackend. Sein Aufschlag kommt, von der Grundlinie entwickelt er Druck, dem seine bisherige Konkurrenz nicht standhalten konnte.
Im Halbfinale am Sonnabendabend (zweites Match nach 16 Uhr) könnte sich das allerdings ändern. Im letzten Viertelfinale des Freitagabends war der topgesetzte Norweger Casper Ruud (24/Nr. 4) gegen van Assches Landsmann Arthur Fils (19/Nr. 71) beim 0:6, 4:6 chancenlos.
Fils jüngster Top-100-Spieler
Fils, jüngster Spieler in den Top 100, begeisterte mit seinem mutigen Spiel und peitschenden Vorhänden. „Der Unterschied zwischen Luca und Arthur ist, dass Arthur schon ein richtiger Mann ist“, sagte Zverev.
Fils, der in diesem Jahr in Lyon sein erstes ATP-Turnier gewinnen konnte, hoffte, „dass ich gegen Zverev noch einmal so eine Leistung zeigen kann. Aber ich weiß, dass es hier in seiner Stadt sehr schwierig für mich wird.“
Zhang besiegt Altmaier
Mit einem interessanten Erfolgsrezept hatte sich vor Zverevs Sieg Zhizhen Zhang als erster Chinese für ein Halbfinale am Rothenbaum qualifiziert. „Ich hätte nie gedacht, dass ich auf Sand ein solches Resultat erzielen würde. Sand ist für mich sehr anstrengend, ich schließe einfach die Augen, haue drauf und schaue dann, was passiert“, sagte der 26 Jahre alte Weltranglisten-79., nachdem er sich nach 83 Spielminuten mit 6:4 und 6:4 gegen Daniel Altmaier (24/Kempen/Nr. 61) behauptet hatte.
Seine Rolle als Partycrasher – im Achtelfinale hatte er bereits den Karlsruher Yannick Hanfmann (31/Nr. 45) ausgeschaltet – gefällt dem spektakulär offensiv agierenden Rechtshänder nur mäßig gut. „Ich bin immer aufgeregter, wenn ich gegen Lokalmatadoren spiele“, sagte er.
Djere erneut im Halbfinale
Auf dem Weg ins Endspiel, das am Sonntag nicht vor 15 Uhr beginnt, hat es Zhang an diesem Sonnabend (nicht vor 16 Uhr) nun nicht mit einem Deutschen, sondern mit Laslo Djere zu tun. Der 28 Jahre alte Serbe, der bereits 2021 in Hamburg das Semifinale erreichte und aktuell an Position 57 der Weltrangliste geführt wird, behauptete sich am Freitagnachmittag mit 7:5, 6:3 gegen den italienischen Titelverteidiger Lorenzo Musetti (21/Nr. 18). Der Sandplatzspezialist, der eine sehr solide Rückhand und einen gefährlichen Kick-Aufschlag vorweisen kann, hat bislang zwei ATP-Turniere gewonnen.
Daniel Altmaier kann trotz der Niederlage auf seine erfolgreichste Hamburg-Woche zurückblicken. Bei seiner fünften Rothenbaum-Teilnahme schaffte es der Fachabiturient, der 2017 erstmals dank einer Wildcard von Turnierdirektor Michael Stich im Hauptfeld stand, zum ersten Mal über die Auftaktrunde hinaus.
Kühnen und Kohlmann loben Altmaier
Bei seinen Erfolgen über Frankreichs Altmeister Richard Gasquet (37/Nr. 48) und gegen den russischen Weltranglistensiebten Andrej Rubljow (25) gab er keinen Satz ab und beeindruckte mit seinem klar strukturierten Tennis, das ihm erlaubt, das Tempo der Partien zu diktieren.
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Die Entwicklung Altmaiers freut auch den Bundestrainer. „Daniel ist einer derjenigen, die mit beharrlicher Arbeit und guten Leistungen vorangehen. Seine Auftritte gegen Gasquet und Rubljow waren qualitativ hochwertig“, sagte Michael Kohlmann.
Auch Patrik Kühnen ist angetan von den Leistungen Altmaiers. Der langjährige Daviscup-Teamchef, der in Kooperation mit dem Hamburger Journalisten Felix Grewe das sehr unterhaltsame Tennis-Inspirationsbuch „Enjoy your game“ herausgebracht hat, sagte: „Er hat einige Ausrufezeichen gesetzt und entwickelt sich sehr positiv.“ Zhang hält er für einen, „der Turniere gewinnen wird. Er spielt sehr leichtfüßig und ökonomisch und gibt dem Gegner wenige Chancen.“