Hamburg. Vier Spielerinnen vom Club an der Alster verleihen dem Tennisturnier am Rothenbaum in der kommenden Woche Lokalkolorit.

So ganz mit rechten Dingen, mutmaßt Andrea Petkovic, könne das nicht zugehen mit dieser Schwemme an Hamburger Talenten. „Irgendwas tut ihr hier ins Wasser“, sagt die ehemalige Weltklassespielerin mit Blick auf das Damenfeld der Hamburg European Open, für die die 35-Jährige als Turnierbotschafterin tätig ist.

Was Petkovic meint: Nicht nur, dass in Tamara Korpatsch (28/Nr. 99 der Weltrangliste) und Eva Lys (21/Nr. 164) zwei der vier deutschen Starterinnen im 32er-Hauptfeld am Rothenbaum in der kommenden Woche Lokalmatadorinnen sind, fällt auf. Sondern auch, dass im 24er-Qualifikationsfeld in Noma Noha Akugue (19/Nr. 197) und Ella Seidel (18/Nr. 302) zwei weitere Hoffnungsträgerinnen aus der Hansestadt stammen.

Wildcards für Lys und Seidel

Nun mag es wenig verwunderlich sein, dass Turnierveranstalter auf heimische Heldinnen bauen und deshalb – wie im Fall Lys und Seidel – Wildcards mit Lokalkolorit verteilen. Ohne Frage aber ist der Hamburger Einfluss im deutschen Damentennis auch ohne Nachhilfe erheblich.

Während bei den Herren einzig Olympiasieger Alexander Zverev (26) die Hamburger Fahne hochhält, ist es bei den Damen das benannte Quartett, das auf sich aufmerksam machen möchte. Alle vier spielen in der Bundesliga für den Club an der Alster, dessen Erster Vorsitzender Carsten Lütten sagt: „Wir sind sehr stolz darauf, dass unser Verein bei dem heimischen Turnier auf unserer Anlage so herausragend vertreten ist.“

Die besten Chancen, zumindest ein oder zwei Runden zu überstehen, werden Tamara Korpatsch zugerechnet. Die 28-Jährige hatte es beim Comeback des Damentennis an der Hallerstraße vor zwei Jahren ins Achtelfinale geschafft. Im vergangenen Jahr war gegen Petkovic, die ihre Karriere im Herbst 2022 beendete, schon in Runde eins Endstation.

Korpatsch Hamburgs Nummer eins

„Natürlich habe ich mir auch in diesem Jahr den Turniersieg als Ziel gesteckt, wie bei jedem Turnier, das ich spiele“, sagt die gebürtige Hamburgerin. Angesichts ihrer körperlichen Verfassung, die sich nach einer im Frühjahr in Spaniens Hauptstadt Madrid erlittenen Verletzung wieder den 100 Prozent annähere, sei sie guten Mutes, zumindest das Ende der Woche noch auf dem Court erleben zu können.

„Der Rothenbaum bedeutet mir sehr viel, ich liebe es, dort zu spielen. Als Hamburger Nummer eins habe ich natürlich auch Druck und werde aufgeregt sein, aber ich freue mich sehr darauf, vor den heimischen Fans spielen zu können“, sagt sie.

Ähnlich geht es auch Eva Lys, die im vergangenen Jahr bei ihrer Hauptfeldpremiere in Runde eins ausgeschieden war. „Es ist einfach etwas ganz anderes, wenn man vor so vielen Menschen auf dem Center-Court spielt und weiß, dass viele Augen auf einen gerichtet sind. Diese Erfahrung hat mir im vergangenen Jahr gefehlt, und ich denke, dass sie mir diesmal helfen wird, um den nächsten Schritt zu gehen“, sagt die gebürtige Ukrainerin.

Seidels Ziel ist das Hauptfeld

Der nächste Schritt für Ella Seidel wäre, es über die Auftaktrunde der Qualifikation hinaus zu schaffen. die bei ihrer Rothenbaum-Premiere 2022 Endstation war. „Die Qualifikation für das Hauptfeld ist in diesem Jahr mein Zwischenziel. Ich freue mich riesig, in meinem Club diese Chance zu bekommen, und bin sehr dankbar für die Wildcard“, sagt die amtierende deutsche Hallenmeisterin.

In der vergangenen Woche gewann sie beim ITF-Turnier in Stuttgart-Vaihingen ihren ersten internationalen Titel im Erwachsenenbereich. „Diese Form möchte ich für Hamburg konservieren und möglichst weit kommen“, sagt die gebürtige Hamburgerin.

Auch Noma Noha Akugue stand bislang noch nicht im Rothenbaum-Hauptfeld. Möglicherweise gelingt der immer wieder von Verletzungen geplagten Reinbekerin dieser Sprung ohne sportliches Zutun, falls Turnierdirektorin Sandra Reichel ihr die noch offene Wildcard zuteilt. Diese Entscheidung soll bis Freitagnachmittag um 16 Uhr fallen, wenn die Meldelisten für die Qualifikation schließen.