Hamburg. Eva Lys und Tamara Korpatsch verlieren ihre Auftaktmatches bei den European Open. Jetzt greift die topgesetzte Anett Kontaveit ein.
Am Ende fehlte die Kraft. Zwei Sätze lang hatte Eva Lys ihr erstes Hauptfeldmatch bei ihrem Heimatturnier am Rothenbaum offen gehalten, doch nach 148 Spielminuten auf dem Center-Court musste sich die von einer Erkältung geschwächte 20-Jährige vom Club an der Alster der argentinischen Qualifikantin Maria Carlé (22) mit 5:7, 6:3 und 2:6 beugen. „Ich habe alles gegeben, war aber manchmal zu inkonstant. Aber ich habe es genossen, hier vor Zuschauern zu spielen“, sagte die Weltranglisten-179., die dank einer Wildcard im Hauptfeld des erstmals seit 1978 als kombiniertes Damen- und Herrenevent ausgetragenen Traditionsturniers antreten durfte.
Der 42 Positionen besser eingestuften Südamerikanerin reichte ihr eindimensionales Grundlinienspiel, um die deutsche Hallenmeisterin zu beherrschen. Lys konnte in einigen Phasen mit ihrer Dynamik punkten, in anderen wirkte sie aber auch gehemmt und vom langsamen Slice ihrer Gegnerin überfordert.
Tennis: Auch Korpatsch scheitert am Rothenbaum
Weil mit Tamara Korpatsch (27/Nr. 112) eine weitere Spielerin von Bundesligaaufsteiger Club an der Alster ihr Duell mit Andrea Petkovic (34/Nr. 67) 3:6, 3:6 verlor, war es für das Hamburger Tennis kein erfolgreicher Tag; wohl aber für die Veranstalter, denn mit der Darmstädterin Petkovic bleibt die Turnierbotschafterin und Vorjahresfinalistin im Wettbewerb.
Die Frage, ob die nationalen Asse um die Titelvergabe mitkämpfen können, war nach dem Auftakttag noch nicht zu beantworten. Diejenige, der mittelfristig am ehesten zugetraut wird, in die Weltspitze vorzudringen, gab sich am Montag zurückhaltend. „Nur weil ich hier im vergangenen Jahr im Halbfinale stand, ist der Titel nicht mein Anspruch“, sagte Jule Niemeier. Die 22 Jahre alte Dortmunderin hatte 2021 am Rothenbaum im Semifinale gegen Petkovic verloren.
"Hier sind so viele gute Spielerinnen im Feld“
Angesichts ihres Leistungssprungs, den sie mit der Viertelfinalteilnahme in Wimbledon gekrönt hatte, glauben viele, dass die Weltranglisten-102., die an diesem Dienstag ihr Auftaktmatch gegen die Qualifikantin Joanne Züger (21/Schweiz/Nr. 165) bestreitet, das Potenzial für Großes hat. „Das ist schön zu hören, aber ich muss an vielen Dingen arbeiten. Wir werden sehen, ob ich die Erwartungen bestätigen kann“, sagte sie.
Ähnlich zurückhaltend präsentierte sich am Montagnachmittag die Tschechin Barbora Krejcikova. Als French-Open-Siegerin von 2021 zählt die 26-Jährige automatisch zum Favoritenkreis, für Chefbundestrainerin Barbara Rittner gibt es „auf Sand keine, die besser ist als Barbora – wenn sie fit ist.“ Sei sie, sagte die Weltranglisten-19. nach ihrem 6:2, 6:4-Auftaktsieg gegen die Niederländerin Suzan Lamens (23/Nr. 161), „aber als Favoritin sehe ich mich trotzdem nicht. Hier sind so viele gute Spielerinnen im Feld.“
Tennis: Anett Kontaveit geht angriffslustig aufs Feld
Eine deutlich offensivere Einstellung präsentierte die topgesetzte Estin Anett Kontaveit. Beim Grand-Slam-Turnier in Paris war die 26-Jährige von einer Corona-Infektion geschwächt in Runde eins ausgeschieden, beim Majorturnier in Wimbledon war in Runde zwei gegen Niemeier Schluss. „Erst jetzt fühle ich mich gesundheitlich wieder in der Form, wettbewerbsfähig zu sein“, sagte die Weltranglistenzweite, „und wenn das der Fall ist, trete ich bei jedem Turnier an, um es zu gewinnen.“
- Carlos Alcaraz – auf ihm ruhen am Rothenbaum alle Blicke
- Sabine Lisicki und Marko Topo erreichen Hauptfeld
- Auf diese Talente setzt Andrea Petkovic am Rothenbaum
Ursprünglich hatte sie in dieser Woche in ihrer Heimat Tallinn auf Hartplatz trainieren wollen, um sich auf die US-Turniere vorzubereiten. Ihr neuer Trainer Torben Beltz (45), langjähriger Chefcoach von Angelique Kerber und nach der Trennung Kontaveits von Dimitri Tursunow (39) seit einem Monat im Amt, habe ihr aber zum Start in Hamburg geraten. „Bislang bin ich sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit, er lässt mich hart arbeiten. Aber das ist wichtig, wenn ich mich in den Top Ten behaupten will. An diese Herausforderung muss ich mich noch gewöhnen“, sagte die Estin, die erst am Freitagnachmittag am Rothenbaum zugesagt hatte und in Runde eins an diesem Dienstag auf die Rumänin Irina Bara (27/Nr. 61) trifft.