Hamburg. Doppelolympiasieger Moritz Fürste und Damen-Bundestrainer Valentin Altenburg analysieren fürs Abendblatt Partien der Hamburger Teams.

Ihre Wege kreuzten sich schon häufig. Am ertragreichsten war ihr gemeinsames Wirken sicherlich im August 2016 in Rio de Janeiro, als Moritz Fürste (38) und Valentin Altenburg (41) mit den deutschen Hockeyherren Olympiabronze gewannen – Fürste als Mittelfeldstratege auf dem Platz, Altenburg als Bundestrainer hinter der Bande.

Vor dem Start der Play-off-Viertelfinalserien in den Feldbundesligen der Damen und Herren an diesem Wochenende analysieren die beiden Hamburger Hockeygrößen für das Abendblatt die Duelle mit Beteiligung der sieben Hamburger Mannschaften.

Damen, Harvestehuder THC – Club an der Alster (Sa., 13.30 Uhr, Barmbeker Straße): „Auf dem Papier ist der Club an der Alster relativ klarer Favorit“, sagt Valentin Altenburg, dessen Ehefrau Lisa (33) nach Verletzungspause wieder für Alster auf Torejagd geht.

Individuelle Qualität spricht für Alster

Vor allem die individuelle Qualität im mit Nationalspielerinnen gespickten Kader von Cheftrainer Stan Huijs­mans sieht Altenburg als großen Pluspunkt. „Dank der enormen Breite im Kader kann Alster das Tempo über die gesamten 60 Spielminuten hoch halten, was für jeden Gegner sehr schwer zu verteidigen ist. Allerdings haben sie sich in der Rückrunde noch nicht in einen Lauf gespielt, deshalb gehe ich von sehr engen und umkämpften Spielen aus.“

Für den HTHC spreche der Heimvorteil in Spiel eins, „mit einem HTHC-Sieg wäre der Druck ganz klar bei Alster, und dann wäre ich sehr gespannt zu sehen, was passiert.“ Weil die Auswahl von Cheftrainer Paul Pongs über ihre gefährliche Strafecke und eine gute Verteidigung auch gegen Topteams wie RW Köln und den Düsseldorfer HC jeweils 3:3-Unentschieden holen konnte, schätzt Altenburg die Schwarz-Gelben als „Außenseiter mit hohen Ambitionen“ ein.

Nationaltorhüterin Krüger fällt aus

Den verletzungsbedingten Ausfall von Nationaltorhüterin Rosa Krüger sieht er als „nicht allzu gravierend, weil Nachwuchs-Nationalkeeperin Sophie Völkel sie in den vergangenen drei Spielen sehr würdig vertreten hat.“ Einen Tipp möchte der Bundestrainer aus Neutralitätsgründen nicht abgeben.

Uhlenhorster HC – Düsseldorfer HC (So., 11.30 Uhr, Wesselblek): „Das ist ein echter Knaller für ein Viertelfinale, ich sehe beide Teams absolut auf Augenhöhe und könnte, selbst wenn ich es wollte, keinen Sieger voraussagen“, sagt Altenburg. Titelverteidiger Düsseldorf, der sich bereits in der Hallensaison im Viertelfinale beim UHC knapp durchsetzte, ist für sein bisweilen destruktives, auf überfallartiges Kontern ausgelegtes Spielsystem berüchtigt.

„Der Schlüssel für den UHC wird es sein, Düsseldorf mit Toren unter Druck zu setzen. Es genügt nicht, sein Spiel durchzuziehen, denn das ist dem DHC herzlich egal. Nur wenn Düsseldorf selbst treffen muss, sind sie verwundbar.“

UHC braucht viel Durchschlagskraft

Das Problem daran: UHC-Chefcoach Jojo Persoon hatte zuletzt die mangelnde Chancenverwertung als größte Schwachstelle erkannt. „Das können sie sich gegen den DHC nicht erlauben. Da braucht es zwei bis drei Topleistungen, um weiterzukommen.“

Herren, Club an der Alster – Uhlenhorster HC (Sa., 16 Uhr, Pfeilshof): Objektiv wird Moritz Fürste als UHC-Urgestein seinen Verein niemals beurteilen können. Aber falsch liegt er sicherlich nicht, wenn er sagt, dass „der UHC strukturell den größten Sprung in der gesamten Liga gemacht hat im Vergleich zur vergangenen Saison.“

Die Mannschaft hat unter Führung der Nationalspieler Hannes Müller und Benedikt Schwarzhaupt, die beide eine überragende Saison spielen, eine klare Struktur, in der jedem Akteur seine Aufgaben bewusst sind. Positive Überraschungen im Kader von Cheftrainer Benedikt Schmidt-Busse sind die Neuzugänge Koji Yamasaki und Tobias Martins sowie Torhüter Florian Leonhart. „Der einzige Schwachpunkt ist die fehlende Erfahrung in Play-off-Spielen, die Alster dem UHC sicherlich voraus hat“, sagt er.

Boeckel ist Alsters Unterschiedsspieler

Tatsächlich ist das von Sebastian Biederlack trainierte Alster-Team vor allem in der Halle Endrunden-gestählt. „Sie haben ein Selbstverständnis, dass sie unter Druck performen können, müssen das aber auf dem Feld noch unter Beweis stellen“, sagt Fürste, der in Nationalspieler Anton Boeckel Alsters „Unterschiedsspieler“ sieht. „Ich erwarte enge 50:50-Duelle, in denen der UHC mehr Spielanteile haben wird, aus denen er aber auch etwas machen muss.“

Harvestehuder THC – Hamburger Polo Club (Sa., 16 Uhr, Barmbeker Straße): Grundsätzlich schätzt Moritz Fürste den amtierenden Vizemeister Polo Club als aktuell stärkste Hamburger Mannschaft ein. „Sie haben aber eine recht schwache Hinrunde gespielt und in der Rückrunde nur gegen ein Topteam antreten müssen. Deshalb bin ich gespannt, wie sie gegen einen unangenehmen Gegner wie den HTHC mit dem Druck umgehen, angesichts des hohen finanziellen Investments der vergangenen Jahre langsam auch mal einen Titel liefern zu müssen“, sagt er über die Auswahl von Cheftrainer Matthias Witthaus.

Fürste sieht Druck bei Polo

Für HTHC-Coach Christoph Bechmann ist die Ausgangslage klar: „Polo hat in den vergangenen drei Jahren immer gegen uns verloren, im Feld und in der Halle“, sagt er. Fürste glaubt, dass Bechmanns Motivationskünste und die Qualität der HTHC-Offensive, gepaart mit dem Heimvorteil in Spiel eins, durchaus dazu reichen könnten, um Polo mit einem Sieg unter Druck zu setzen.

„Passiert das, wird es taktisch eine sehr interessante Konstellation“, sagt er. Auf dem Papier sehe er Polo angesichts der individuellen Klasse zwar in drei Partien gewinnen, „aber der HTHC hat mit seiner Geschlossenheit im Kollektiv durchaus die Chance, die Endrunde zu erreichen.“