Hamburg. 3000 Jedermänner starten an diesem Sonntag beim Ironman in der Hansestadt. Im EM-Rennen der Profis dürfte es emotional werden
Die Vorfreude hat, so scheint es jedenfalls, jede Faser seines austrainierten Körpers erfasst. „Mein persönliches und emotionales Umfeld ist in einem perfekten Modus, und das spektakulär gut besetzte Teilnehmerfeld ist eine weitere große Motivation für mich, in meiner Heimatstadt Hamburg zu zeigen, dass ich auf dem Weg bin, zu einem der weltbesten Triathleten zu werden“, sagt Fabian Günther. Hamburgs bester Dreikämpfer auf der Langdistanz ist der 28-Jährige immerhin schon, und an diesem Sonntag schickt er sich an, seinen Standort in Europas Elite zu bestimmen.
Bei der Ironman-EM in Hamburg geht Fabian Günther als aussichtsreichster Lokalmatador über die Distanz von 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 km Radfahren und einem Marathonlauf an den Start. Seine Vorbereitung blieb von Verletzungen unbelastet. Ein Testwettkampf über die Halbdistanz vor drei Wochen in St. Pölten (Österreich), den er auf Rang elf abschloss, brachte Erkenntnisse über das, was er noch verbessern muss: Einstieg ins und Ausstieg aus dem Wasser sind weiterhin seine Schwachpunkte, auf dem Rad und im Laufen war er genauso schnell wie die drei Athleten, die in Österreich auf dem Podium standen.
Superstar Jan Frodeno am Start
Am Sonntag nun wird sich zeigen, wie der gebürtige Hamburger sich im Vergleich mit den Besten Europas schlägt. Mit seinem Idol Jan Frodeno die Wettkampfstrecke zu teilen, ist für ihn „etwas ganz Besonderes“. Der 41 Jahre alte Kölner, Olympiasieger von 2008 sowie 2015 der erste Athlet, der als Olympiasieger auch die Ironman-WM auf Hawaii gewinnen konnte, beendet in diesem Jahr mutmaßlich seine Karriere und bestreitet in Hamburg sein letztes nationales Rennen.
Inwiefern er nach seiner 686 Tage währenden Verletzungspause bereits wieder zu den Titelkandidaten gezählt werden kann, muss sich zeigen. Die Konkurrenz jedenfalls ist namhaft. Titelverteidiger Denis Chevrot (34/Frankreich) wird mit der Startnummer eins das 52 Profis umfassende Feld anführen. Als ärgste Kontrahenten gelten der Däne Kristian Högenhaug (31), der 2019 die dritte Edition des Ironman Hamburg gewann, und der Brite Alistair Brownlee (35), der als bislang einziger Triathlet zweimal Olympiasieger werden konnte (2012 und 2016).
Frodeno verabschiedet sich
„Es ist ein großartiges Teilnehmerfeld, mit dem wir im Vergleich zum vergangenen Jahr noch eine Schippe drauflegen konnten“, sagt Oliver Schiek. Der Geschäftsführer von Veranstalter Ironman Germany hatte im vergangenen Jahr erstmals die Ironman-EM der Frauen nach Hamburg holen können, die in diesem Jahr am 2. Juli in Frankfurt am Main stattfindet.
„Mit dem Sieg von Laura Philipp haben wir 2022 einen emotionalen Höhepunkt erleben dürfen, der mit der Verabschiedung von Jan Frodeno allerdings noch getoppt werden könnte. Für ihn und uns schließt sich ein Kreis, denn er hat in Hamburg seinen ersten internationalen Wettkampf bestritten und sich hier erstmals für Olympia qualifiziert“, so Schiek.
3000 Teilnehmer beim Ironman in Hamburg
Nachdem das Rennen 2020 wegen Corona ausfallen musste und 2021 sowie 2022 unter dem Eindruck der diversen Weltkrisen stand, freut sich Schiek in diesem Jahr auf eine Veranstaltung auf Vor-Corona-Niveau. Wie hoch die Nachfrage nach extremem Ausdauersport ist, zeigt der Fakt, dass Hamburg das global erste Ironman-Event in 2023 war, bei dem die Startplätze für die Jedermann-Altersklassenrennen ausverkauft waren.
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3000 Teilnehmende, die für ihre Qualen Antrittsgebühren von knapp 600 bis 700 Euro zahlen, werden sich am Sonntag von 6.15 Uhr an am Schwimmstart an der Binnenalster einfinden. 37 Prozent sind Premierenstarter, mehr als 60 Prozent kommen aus dem Ausland, 63 Nationen sind vertreten. „Wir freuen uns sehr, dass das Event so gut angenommen wird“, sagt Oliver Schiek.
Hohes Preisgeld beim Ironman
Die Höhe des Startgelds, das im internationalen Vergleich vollkommen angemessen, aber deutlich höher als bei den anderen beiden von Ironman Germany veranstalteten Hamburg-Events Triathlon-Weltserie und Cyclassics ist, entsteht vor allem daraus, dass der Personalaufwand ähnlich hoch ist, die Teilnehmerzahl aber limitiert. „Wir haben 2500 Freiwillige im Einsatz, die aber fast alle eine Vergütung erhalten. Dazu kommen mit Feuerwehr, Polizei, medizinischer Versorgung und unserem Team rund 500 weitere Personen“, erklärt Oliver Schiek.
Der große Unterschied zu den anderen beiden Events ist allerdings die lange Dauer des Ironman-Wettkampfes. Vom ersten Start um 6.15 Uhr bis zum letzten Zieleinlauf, der gegen 23 Uhr geplant ist, muss Personal vorgehalten werden. „Wir arbeiten in einem komplizierten Schichtsystem, sodass die einzelnen Helfenden insgesamt länger eingesetzt werden.“
Wasserqualität in der Alster gut
Um das Teilnehmerfeld signifikant vergrößern zu können, müsste die Radstrecke in einer 180-km-Schleife absolviert werden und nicht, wie aktuell, in zwei 90-km-Runden mit Wendepunkt. Beim Ironman gilt es dem Regelwerk gemäß vorgeschriebene Abstände zwischen den Fahrern einzuhalten, Windschattenfahren ist untersagt. „Deshalb verträgt die Strecke aktuell nicht mehr Teilnehmende“, sagt Schiek.
Nachdem im vergangenen Jahr die Rückmeldungen auf die neue Streckenführung durch den Hamburger Südosten fast durchweg positiv waren, wird bei der sechsten Auflage seit der Premiere 2017 erstmals die exakt gleiche Route absolviert. Die Wasserqualität in der derzeit 17 Grad kalten Alster ist gut, Blaualgen wie im Hochsommer gibt es keine.
Veranstalter wünschen sich mehr Frauen
Ein Feld, auf dem Oliver Schiek noch Optimierungspotenzial sieht, ist der Anteil der weiblichen Starter. Nur 13 Prozent der Angemeldeten sind Eisenfrauen. „Das ist für den Ironman kein schlechter Wert, wir haben auch einige Aktionen dafür gemacht. Aber die Parität zwischen den Geschlechtern ist uns wichtig, da geht noch mehr“, sagt er. Einen Schub erhofft er sich davon, dass 2024 die EM der Frauen turnusmäßig nach Hamburg zurückkehrt und Frankfurt am Main wieder das Männerrennen ausrichtet.
Zunächst jedoch gilt alle Konzentration diesem Sonntag. Und wer weiß: Vielleicht liefert ja Fabian Günther die emotionalen Schlagzeilen des Wochenendes.
Einen Livestream des EM-Rennens der Profis gibt es unter ironman.com/live. Auch der NDR berichtet im Internet.