Hamburg. Hamburgs bester Langstrecken-Triathlet Fabian Günther startet bei der Ironman-EM am 4. Juni in seiner Heimat. Sein neuer Sponsor Kölln hilft ihm.
Oft beginnen Karrieren im Leistungssport mit einem Erweckungserlebnis. Fabian Günther war 20 Jahre alt, als er 2014 beim Ironman in Frankfurt am Main Jan Frodeno zuschaute. Der Mann, der 2008 als bislang einziger deutscher Triathlet Olympiagold gewinnen konnte, faszinierte ihn so sehr, dass er beschloss, sich ebenfalls auf der Langdistanz (3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren, Marathonlauf) im Dreikampf messen zu wollen.
Knapp neun Jahre später ist aus Fabian Günther Hamburgs bester Ironman geworden, bei der DM im vergangenen Jahr in Glückstadt belegte er hinter Simon Huckestein (37/Olpe) den zweiten Rang. Der Kreis zu Jan Frodeno soll sich am 4. Juni schließen.
Dann tritt der 41 Jahre alte Kölner im Rahmen seiner Abschiedssaison bei der Ironman-EM in der Hamburger Innenstadt an, und der junge Mann, der ihn 2014 anhimmelte, möchte ihn nun sportlich herausfordern. „Natürlich träume ich davon, gemeinsam mit ihm auf dem Podium zu stehen“, sagt Fabian Günther, „ich weiß aber auch, dass dazu noch viel harte Arbeit nötig ist.“
Ironman: Günthers Bestzeit liegt bei 8:20 Stunden
Mit seiner aktuellen Ironman-Bestzeit von 8:20 Stunden ist er gut eineinhalb Stunden langsamer als der Norweger Kristian Blummenfelt (29), der mit unter allerdings irregulären Bedingungen aufgestellten 6:44:26 Stunden den inoffiziellen Weltrekord hält. Frodeno, der als weltweit erster Triathlet unter 7:30 Stunden geblieben war, ist mit 7:27:53 Stunden auch in anderen Sphären unterwegs.
Davon jedoch lässt Fabian Günther sich keineswegs abschrecken, schließlich ist er es gewohnt, auf dem Karriereweg einige Umleitungen in Kauf zu nehmen. 2017 war er als mutmaßliches Toptalent ins Erdinger Perspektivteam aufgenommen worden, aber mit dem Druck, Leistung abliefern zu müssen, noch nicht zurechtgekommen.
Der Wechsel 2021 ins TriTeam Hamburg brachte Linderung. Der gebürtige Hamburger, der in Wellingsbüttel aufwuchs und in Ohlsdorf lebt, fand wieder Spaß an seinem Sport, konnte sein Bachelorstudium der Betriebswirtschaftslehre abschließen – und nimmt nun einen zweiten Anlauf auf eine professionelle Sportkarriere.
Neuer Sponsor bringt Planungssicherheit
Maßgeblich dazu beigetragen hat ein Sponsoringvertrag mit dem Elmshorner Nahrungsmittelhersteller Kölln Flocken, den sein Manager Reiner Küster, ehemaliger CEO des Lebensmittelkonzerns Lorenz Snack-World, kürzlich abschließen konnte.
„Um sich komplett auf den Sport konzentrieren zu können, braucht ein Sportler wie Fabian 3000 Euro im Monat. Die können wir dank des Abschlusses mit Kölln für dieses und kommendes Jahr garantieren“, sagt Reiner Küster. „Für mich ist das wie ein Befreiungsschlag, dass ich jetzt den Kopf komplett für den Sport frei habe“, sagt Fabian Günther.
Günther hat einen neuen Schwimmtrainer
Weil die Langdistanz nicht olympisch ist, kann der 28-Jährige nicht Mitglied in der Fördergemeinschaft „Team Hamburg“ werden. Seinen neuen Schwimmtrainer Johann Ackermann (39), einen ehemaligen Langdistanzler, zahlt Küster aus seiner Privatschatulle, „weil ich total an Fabian glaube“.
Das Schwimmen ist Fabian Günthers Schwachstelle, deshalb ist er für die zusätzliche Unterstützung sehr dankbar. Sechs Stunden die Woche trainiert er nun nach Ackermanns Plänen im Ohlsdorfer Schwimmbad, reist zudem regelmäßig zu seinem Coach nach Köln.
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Für die Einheiten im Laufen (neun Wochenstunden) und Radfahren (15) ist weiterhin der frühere Hamburger Langdistanz-Vizeeuropameister Nils Goerke (49) zuständig, der seinem Schützling zutraut, „dass er es unter die Top 40 der Welt schafft“. In diesem Jahr soll die Qualifikation für die WM in Nizza (Frankreich/10. September) gelingen, für die Günther bei der EM in Hamburg mindestens Sechster werden muss.
Erster Wettkampf am 21. Mai in St. Pölten
Am 24. April geht es zur Vorbereitung ins Trainingslager auf Mallorca, am 21. Mai steht in St. Pölten (Österreich) mit einem Mitteldistanzrennen der erste Wettkampf der Saison 2023 an, nachdem er am vorvergangenen Wochenende seinen Start auf Mallorca erkältet absagen musste.
Gelingt in Hamburg die WM-Qualifikation nicht, rückt die WM 2024 auf Hawaii in den Fokus, für die er sich beim Ironman Kopenhagen im August qualifizieren könnte. „Ihren Leistungszenit erreichen Ironman-Triathleten zwischen 30 und 35, deshalb habe ich noch Zeit“, sagt Fabian Günther, der gelernt hat, sich nicht mehr selbst unter Druck zu setzen. Schließlich war sein Idol Jan Frodeno bereits 34, als er zum ersten Mal auf Hawaii siegte…