Hamburg. Bei der Ruder-EM in Slowenien hat hat lediglich Einerweltmeister Oliver Zeidler eine Chance auf Gold. Der Achter kämpft um Rang drei.

Der Bleder See am Fuße des Pokljuka-Hochplateaus gilt vielen im Rudersport als die schönste Regattastrecke der Welt, zumal wenn das Wetter mitspielt wie in diesen Tagen. Umso ernüchternder ist deshalb, dass die Leistungen der Athletinnen und Athleten aus dem Deutschen Ruder-Verband (DRV) bei den Europameisterschaften mit der slowenischen Postkartenidylle nicht um die Wette zu scheinen vermögen.

Am Freitag konnten sich immerhin der Zweier ohne Steuerfrau, der Doppelzweier und der Doppelvierer der Frauen über die Hoffnungsläufe ihren Platz in den A-Finals erkämpfen. Realistische Medaillenchancen hat aber neben Einerweltmeister Oliver Zeidler (26/Dachau), der am Sonntag (13.25 Uhr) als Topfavorit an den Start geht, lediglich der Achter der Frauen angesichts der Tatsache, dass nur vier Boote gemeldet haben.

Für den Männerachter, gemeinhin als DRV-Paradeboot bekannt, geht es dagegen im A-Finale am Sonnabend (14.29 Uhr) in erster Linie darum, die Eindrücke vom Bahnverteilungsrennen am Donnerstag zu korrigieren.

Achter zum Auftakt nur auf Rang fünf

Mit Rang fünf hinter Titelverteidiger und Weltmeister Großbritannien, den Niederlanden, Rumänien und Italien hatte die Crew, zu der in Torben Johannesen (28), Benedikt Eggeling (24/beide RC Favorite Hammonia) und dem neuen Schlagmann Marc Kammann (25/Hamburger und Germania RC) drei Hamburger zählen, im ersten internationalen Rennen der Saison 2023 enttäuscht.

Johannesen, dreimaliger Weltmeister und in Tokio 2021 Olympiazweiter, war vom Abschneiden allerdings kaum überrascht. „Wir müssen im Blick behalten, von wo wir kommen“, sagte er hinsichtlich der historisch schwachen WM 2022, als der DRV in Racice (Tschechien) nur in zwei von 14 Finals der olympischen Bootsklassen vertreten gewesen war.

Der Achter hatte erstmals seit 1999 ein WM-Finale verpasst, nachdem er bei der Heim-EM in München einen Monat zuvor nur Vierter geworden war. „Niemand darf erwarten, dass wir diese Rückstände innerhalb von ein paar Monaten aufholen“, sagte Johannesen, „wir brauchen Geduld.“

Ziel ist mindestens Rang vier

Die Zielstellung für das Rennen am Sonnabend sei dennoch, mindestens einen Platz besser abzuschneiden als im Bahnverteilungsrennen der sechs gemeldeten Boote am Donnerstag. „Dass wir es draufhaben, in der Spitze mitzufahren, haben wir da über 1200 Meter gezeigt. Den Rest müssen wir uns Stück um Stück erarbeiten“, sagte der Hamburger.

Der Abstand von gut vier Sekunden auf die Briten sei zwar weiterhin kaum aufzuholen, „dahinter aber rückt das Feld immer enger zusammen, und ich finde, dass wir zuletzt eine gute Entwicklung genommen haben“, sagte Johannesen. Das technische Verständnis habe zugenommen, unter der neuen Trainerin Sabine Tschäge seien Mut und Bereitschaft zurückgekehrt, schnell loszufahren und über die Distanz immer wieder zu attackieren.

„Vielleicht schaffen wir es ja, mit einer Bronzemedaille positiv zu überraschen“, so Johannesens Hoffnung. Bei der WM in Belgrad (Serbien/3. bis 10. September) muss mindestens Platz fünf her, um die Qualifikation für Olympia 2024 in Paris zu schaffen.

Drei Hamburger im B-Finale

Für die anderen Hamburger EM-Teilnehmenden sind die Medaillen außerhalb der Reichweite. Der Doppelvierer mit Schlagmann Tim Ole Naske (27/RG Hansa) belegte in seinem Hoffnungslauf hinter Polen und der Ukraine Rang drei und muss damit ebenso ins B-Finale wie der Vierer ohne Steuermann mit Malte Großmann (27/Favorite Hammonia), der hinter Frankreich und Polen ebenfalls als Dritter ins Ziel kam.

Zufrieden war dagegen Pararuderin Sylvia Pille-Steppat. Obwohl die 55-Jährige vom RC Wilhelmsburg mit ihrem neuen Partner Paul Umbach (21/Nürtingen) im Hoffnungslauf des Mixed-Doppelzweiers abgeschlagen Letzte wurde und am Sonntag (9.50 Uhr) gegen Italien das B-Finale bestreitet, sagte sie: „Trotz der kurzen Vorbereitung konnten wir den Abstand zur Weltspitze verringern. Wir sind auf einem guten Weg.“