Hamburg. Uwe Bender wird wegen gesundheitlicher Probleme versetzt. Athleten hatten schriftlich seine Ablösung gefordert. Wer nun nachfolgt.

Auch wenn der Konflikt seit vielen Monaten intern schwelte, dürfte diese Nachricht für Überraschung in der Sportwelt sorgen: Uwe Bender ist nicht länger Bundestrainer des Deutschland-Achters. Der 63-Jährige, der das Paradeboot des Deutschen Ruderverbands (DRV) nach Olympiasilber 2016 in Rio de Janeiro von Ralf Holtmeyer übernommen und zu drei WM- sowie vier EM-Titeln geführt hatte, soll mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben im Riemen-Nationalteam der Männer entbunden werden. Grund dafür seien gesundheitliche Probleme, die zum Schutz der Privatsphäre des Diplomtrainers nicht näher benannt werden sollen.

DRV-Sportdirektor Mario Woldt bestätigte dem Abendblatt Diskussionen über die Personalie, wollte aber über die Gründe noch nicht öffentlich sprechen. „Wir werden in den kommenden Tagen über das weitere Vorgehen beraten und dann kommunizieren, wie es weitergeht. Fakt ist, dass wir einen so verdienten Trainer wie ihn nicht fallen lassen“, sagte er. Nach Abendblatt-Informationen soll Bender, dessen Vertrag bis zum Beginn des Ruhestandes noch rund zwei Jahre läuft, in den Innendienst versetzt werden. In die aktive Arbeit mit den Athleten soll er nicht mehr eingebunden werden.

Benders Aus beim Deutschland-Achter: Längerer Konflikt

Hintergrund für die Ablösung ist ein anhaltender Konflikt mit großen Teilen des Riemen-Nationalteams, der bereits vor den Olympischen Spielen 2021 in Japan entbrannt war. Wegen seiner gesundheitlichen Probleme soll Bender seitdem die Trainingsarbeit nicht mehr ausreichend gewährleistet haben, der damalige Steuermann Martin Sauer (Berlin), der nach dem Gewinn der Silbermedaille in Tokio zurücktrat, soll in vielen Einheiten das Sagen übernommen haben. In der Saison 2022 eskalierte die Lage. Der Achter verpasste zunächst bei der Heim-EM in München im August als Vierter eine Medaille. Bei der WM im September in Racice (Tschechien) konnte sich das DRV-Paradeboot schließlich erstmals seit 23 Jahren nicht für das Finale qualifizieren.

Der sportliche Niedergang wurde intern vor allem der Situation um Bender angelastet. Die Athleten wandten sich mehrfach mit einer Reihe an Vorwürfen an die DRV-Spitze und baten um Konsequenzen für Bender. Doch erst am vergangenen Freitag wurden diese gezogen, nachdem die Sportler bei Rechtsanwalt Ulrich Tödtmann, dem Leiter der Ombudsstelle für Compliance im DRV, eine schriftliche Eingabe gemacht hatten, in der sie die mutmaßlichen Verfehlungen des Bundestrainers auflisteten. Aus der aktuellen Achtermannschaft, zu der auch die Hamburger Torben Johannesen (28) und Benedict Eggeling (24/beide RC Favorite Hammonia) zählen, wollte sich niemand offiziell zu der Causa äußern.

Deutschland-Achter: Tschäge folgt auf Bender

Benders Aufgaben in der Betreuung des Deutschland-Achters übernimmt nun federführend Sabine Tschäge, die als Disziplintrainerin Riemen auch die beiden Trainingslager zu Beginn dieser Saison in Lago Azul (Portugal) leitete. Beim zweiten Camp war Bender schon nicht mehr dabei gewesen. Zweiter Riemen-Bundestrainer bleibt Thomas Affeldt, der im zweiten Trainingslager wegen einer Fortbildung nicht dabei sein konnte und vom Dresdener Bundesstützpunkttrainer Tim Grohmann und U-23-Bundestrainer Alex Weihe vertreten wurde. Ob einer dieser beiden als dritter Coach für die Riemen-Nationalmannschaft dazustößt, ist aktuell Teil der Beratungen.

Aus Sportlerkreisen war zu hören, dass sich die Trainingsarbeit unter Tschäges Leitung deutlich verbessert habe. So könnte Benders Demission noch rechtzeitig erfolgt sein, um das große Ziel der anstehenden Saison 2023 nicht zu gefährden. Bei der WM in Belgrad (Serbien/3. bis 10. September) muss die Qualifikation für Olympia 2024 in Paris gelingen.