Hamburg. Bei der internen Leistungsüberprüfung in Allermöhe empfahlen sich Torben Johannesen, Benedict Eggeling und Marc Kammann für den Achter.
Ella gab alles. Auf dem Arm ihrer Mutter Kristin versuchte sie, nach ihrem Papa Ausschau zu halten. Für ein zehn Monate altes Menschlein erschließt sich der Sinn eines Ruderrennens natürlich noch nicht, doch als Torben Johannesen am Sonntagmorgen auf der Regattastrecke Allermöhe aus dem Deutschland-Achter stieg, da war die Freude seiner Tochter unübersehbar.
Der 28-Jährige genoss die Familienidylle sichtlich, schließlich wird die Zeit für Frau und Kind in den kommenden Monaten arg limitiert. Bei der WM in Belgrad (Serbien/3. bis 10. September) soll die Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris gelingen. Rang fünf ist dafür notwendig, und die Vorbereitung darauf hat am vergangenen Wochenende begonnen.
Rudern: Drei Hamburger im Achter
Der Deutsche Ruderverband (DRV) hatte die nationale Elite der Männer und Frauen zur internen Leistungsüberprüfung auf die Dove Elbe geladen. Nach zwei intensiven Tagen, in denen der Achter sich in zwei Relationsrennen über 2000 Meter mit dem Doppelvierer maß, steht fest, dass sich an der nach den deutschen Kleinbootmeisterschaften in Brandenburg Mitte April vorgenommenen Besetzung des Paradeboots nichts geändert hat.
Drei Hamburger, neben Johannesen sind dies dessen Favorite-Hammonia-Clubkollege Benedict Eggeling (24) und Marc Kammann (25/Hamburger und Germania RC), werden am 9. Mai offiziell von der Nominierungskommission des DRV für die EM in Bled (Slowenien/25. bis 28. Mai) berufen.
Diese Besetzung gilt erst einmal für die EM sowie die Weltcups in Varese (Italien/16. bis 18. Juni) und Luzern (Schweiz/7. bis 9. Juli). „Wir haben noch einiges zu tun, aber man hat an diesem Wochenende bereits die Entwicklung vom ersten zum zweiten Rennen gesehen“, sagte die für den Achter zuständige Bundestrainerin Sabine Tschäge (52), „mit jedem Kilometer macht das Team Schritte in die richtige Richtung.“
Malte Großmann startet im Vierer ohne
Davon ist auch Marc Kammann überzeugt, der im vergangenen Jahr noch im Vierer ohne Steuermann saß und einer von drei Neuen im Vergleich zu Rang vier bei der Heim-EM 2022 in München ist. „Marc bringt mit seiner ungestümen Art frischen Wind ins Team“, lobte Tschäge, die den Bundespolizisten zunächst für die EM als Schlagmann einplant.
Eggeling habe sich seinen Platz angesichts seiner stabilen Leistungen verdient. Johannesen, der bei der Kleinboot-DM mit seinem neuen Zweierpartner Mark Hinrichs (22/Limburg) nur Sechster gewesen war, überzeugte das Trainerteam, weil er die Ergometernorm von unter sechs Minuten erfüllte und angesichts seiner Erfahrung als dreimaliger Weltmeister und Olympiazweiter von Tokio 2021 wichtig ist.
Tim Ole Naske sitzt im Doppelvierer
In Malte Großmann (27/Favorite Hammonia) hatte ein vierter Hamburger auf einen Platz im Achter gehofft, soll aber nun wie im vergangenen Jahr im Vierer angreifen. „Wenn er gesund bleibt, hat er sehr gute Chancen“, sagte Sabine Tschäge. Großmann selbst hat die anfängliche Enttäuschung überwunden und sagte: „Ich werde jetzt alles geben, um den Vierer schnell zu machen und die Qualifikation für Paris zu schaffen.“
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Ebenfalls geplatzt ist der Traum von Skuller Tim Ole Naske. Der 27-Jährige von der RG Hansa wollte mit Max Appel (27/Magdeburg) den Doppelzweier bilden, verlor aber am Sonnabend beide Ausscheidungsrennen gegen das Frankfurter Duo Jonas Gelsen (21)/Marc Weber (25) und soll nun als Schlagmann den Doppelvierer zur WM führen. „Er hat sich hier sehr stabil präsentiert und wird dem Team sehr helfen“ sagte Skull-Bundestrainer Tim Schönberg.
Auch für die EM nominiert: Pararuderin Sylvia Pille-Steppat (55/Wilhelmsburger RC) im Mixedzweier mit Paul Umbach (21/Nürtingen)