Hamburg. Im Stechen des höchstdotierten Springens siegte der Münsteraner vor dem britischen Olympiasieger Ben Maher und dem Iren Michael Duffy.
Wie einer, der gerade um 75.000 Euro und eine Luxusuhr reicher geworden war, wirkte Gerrit Nieberg nicht am Sonnabendnachmittag. Aber wahrscheinlich war es genau diese Beherrschung, die der 29 Jahre alte Springreiter aus Münster nach seinem Triumph im Longines Großen Preis von Hamburg, mit 300.000 Euro höchstdotiertes Springen der Derbywoche, zur Schau trug, die ihm ebendiesen ermöglicht hatte.
Im Stechen der zwölf fehlerfreien Reiter aus dem ersten Umlauf lagen Nieberg und sein Wallach Ben nach 46,63 Sekunden an der Spitze eines fehlerfreien Quartetts vor dem britischen Olympiasieger Ben Maher (40) mit Dallas Vegas Batilly (47,22) und dem Iren Michael Duffy (29) mit Che Fantastica (50,64).
Nieberg ging volles Risiko
„Ich hatte im Umlauf gespürt, dass ich Risiko gehen kann. Ben ist super gesprungen, hat im Stechen noch einmal alles aus sich herausgeholt“, sagte Nieberg, der im vergangenen Jahr überraschend beim CHIO in Aachen den Großen Preis gewonnen hatte und sich Sprung um Sprung zu einem Anwärter auf die großen Aufgaben entwickelt. „Die beiden waren heute einfach zu schnell“, lobte Tokio-Einzelolympiasieger Maher, der sich noch immer von den Folgen einer schweren Schulterverletzung erholt.
Das glücklichste Gesicht nach dem Stechen gehörte indes Sandra Auffarth (36/Ganderkesee). Die Vielseitigkeits-Teamolympiasiegerin von 2012 war erstmals in einer Fünfsterneprüfung am Start und belegte mit Quirici H Rang sieben.
Bundestrainer freut sich über Alternativen
Wichtige Erkenntnisse im Hinblick auf die kommenden Nationenpreise und die Jahreshöhepunkte mit dem CHIO in Aachen (23. Juni bis 2. Juli) und der EM in Mailand (Italien/29. August bis 3. September) konnte Bundestrainer Otto Becker gewinnen.
„Es ist gut zu sehen, dass wir viele Alternativen haben“, sagte der 64-Jährige, „auch wenn uns aktuell ein Paar fehlt, das vorangeht und heraussticht.“ Neben Nieberg konnten auch Mario Stevens (40/Molbergen), der am Donnerstag das Championat von Hamburg gewonnen hatte, und der hinter Stevens als Zweiter platzierte Hans-Dieter Dreher (51/Rheinfelden) die Chance nutzen, sich zu präsentieren.
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„Das sind Leute, auf die ich in den kommenden Nationenpreise setzen kann. Aber grundsätzlich bekommen alle ihre Chancen“, sagte Becker, der auch Janne Friederike Meyer-Zimmermann (42) weiterhin im Blickfeld hat.
Janne Meyer bleibt im Blickfeld
Hamburgs beste Springreiterin hatte ihren Start im Großen Preis absagen müssen, nachdem ihr Paradepferd Messi im Championat eine Verletzung am Hinterbein erlitten hatte. „Das war natürlich nicht gut, das hätte sich Janne auch anders vorgestellt bei ihrem Heimturnier. Aber ich weiß ja, wie es manchmal ist, und habe ihr Mut zugesprochen“, sagte Becker.
Grundsätzlich sieht der Bundestrainer das Klein Flottbeker Traditionsturnier im ersten Jahr nach dem Ausstieg der weltweit höchstdotierten Springserie Global Champions Tour auf sehr gutem Weg. „Hamburg zählt mit Aachen zu den absoluten Highlights, die wir in Deutschland haben. Man sieht an dem starken Teilnehmerfeld, dass der Stellenwert des Turniers weiterhin sehr hoch ist. Dafür können wir dem Veranstalter dankbar sein.“