Kapstadt. Extremsegler rechnet sich Chancen mit der schweren Yacht im Südpolarmeer aus. Kielerin Susann Beucke ist bei dritter Etappe nicht dabei.
Der Hamburger Extremsegler Boris Herrmann gibt sich vor dem Start der dritten Etappe des Ocean Race siegessicher. „Ich glaube, dass wir gut performen und sie vielleicht sogar gewinnen können“, sagt er. Am Sonntag startet der längste und härteste Teil des Rennens einmal um die Welt. Rund 40 Tage lang werden die Segler unterwegs sein.
Start ist Kapstadt in Südafrika, Ziel Itajaí in Brasilien. Dazwischen liegen 12.750 Seemeilen im rauen Südpolarmeer, immer in der Nähe der Eisgrenze. „Diese Etappe ist der Höhepunkt des Ocean Race“, sagt Herrmann. Zumal die Strecke doppelt in die Wertung eingeht. Die erste Wertung erfolgt auf der Höhe Australiens am 143. Längengrad. Wer diesen Punkt zuerst passiert, erhält die meisten Punkte. Die zweite Wertung erfolgt vor Itajaí in Brasilien.
Segler Boris Herrmann setzt bewusst auf schwereres Schiff
Die „Malizia – Seaexplorer“ ist genau für diese Bedingungen gebaut worden. Herrmann hatte sich gemeinsam mit seinem Team bewusst dafür entschieden, das Schiff schwerer und stabiler zu fertigen. Das sorgt nun für Nachteile bei leichten Windbedingungen, wie man auf der zweiten Etappe kurz vor dem Ziel erleben konnte, als die Crew um Skipper Will Harris in kürzester Zeit vom ersten auf den vierten Rang rutschte, schlicht weil sie in den leichten Winden vor Kapstadt zu wenig Tempo machen konnte. Der Hamburger erhofft sich aber auf den vor ihnen liegenden Meilen durch das Südpolarmeer nun Vorteile vor der Konkurrenz. „Unser Boot ist für diese Bedingungen im Südpolarmeer optimiert und hat bewiesen, dass es sehr schnell sein kann.“
In den vergangenen zwei Wochen wurde die Rennyacht von Herrmann generalüberholt. Vor allem die Schäden an den Foils, den sogenannten Tragflächen, wurden behoben und sie zusätzlich noch mal verstärkt. „30 Leute haben die Arbeit innerhalb von nur fünf Tagen erledigt, für die wir normalerweise vier Monate brauchen“, sagt Herrmann. Zudem habe das Team versucht, den Lärm des Schiffes zu reduzieren. Die Crew hatte auf der zweiten Etappe von den Kapverdischen Inseln nach Südafrika sehr unter den Geräuschen gelitten, die die Yacht verursachte.
„Bei höheren Geschwindigkeiten vibrieren der Kiel, die Ruder und die Foils, was im Rumpf mitschwingt und extrem laut ist“, sagt Co-Skipper Will Harris, der die Verantwortung für das Boot auf der zweiten Etappe übernommen hatte, als Herrmann verletzt ausfiel. „Bei den ersten Tests im Wasser bei hoher Geschwindigkeit haben wir gesehen, dass der Lärm durch die Maßnahmen bereits reduziert wurde.“ Zusätzlich, berichtet Co-Skipperin Rosalin Kuiper, hätten alle Segler angepasste Ohrstöpsel bekommen, um den Lärm besser aushalten zu können.
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Hermann selbst ist nach eigenen Angaben wieder fit. Er hatte die letzte Teilstrecke wegen einer Verbrennung nicht mitsegeln können. „Die Wunde ist gut verheilt, auch weil ich hier in Südafrika eine neue, besondere Therapie bekommen habe, die ich in Deutschland so gar nicht bekommen hätte“, sagt er. Und betont noch einmal: „Diese Verletzung ist meiner Dummheit zuzuschreiben.“ Eigentlich sei die Vorrichtung für die Zubereitung des Essens an Bord sicher. Dennoch habe man den Prozess noch mal überarbeitet, zur Sicherheit der fünfköpfigen Crew.
Kielerin Susann Beucke nimmt an der dritten Etappe nicht teil
Unterdessen wird die zweite norddeutsche Teilnehmerin des Ocean Race, Susann Beucke, nicht an der dritten und härtesten Etappe teilnehmen. Die Kielerin, die auf der „Holcim – PRB“ des Franzosen Kevin Escoffier noch den Sieg auf der zweiten Etappe mit eingefahren hatte, wird pausieren. Enttäuscht sei sie über die Entscheidung ihres Skippers nicht. „Ich bin dankbar für jede Meile, die ich bisher dabei sein konnte“, sagte sie dem Abendblatt. Sie habe in den vergangenen Wochen extrem viel lernen können. „Ich werde das Team unterstützen, wo ich kann.“
Die „Holcim - PRB“ führt derzeit das Feld mit zwei Siegen in zwei Etappen an. „Ich werde jetzt zurück nach Frankreich fliegen und meine eigene Kampagne voranbringen“, sagte Beucke, die momentan in Lorient lebt. Auf welchen Etappen sie wieder an Bord sei, das entscheide Escoffier später. „Und er weiß mit seinem Erfahrungsschatz genau, was richtig ist für unser Team. Davon bin ich überzeugt.“