Hamburg. Nach der Verlegung von Teutonias Pokalspiel nach Leipzig meldet sich der Kiezclub mit einem Statement zu Wort – und irritiert.

Das Erstrunden-DFB-Pokalspiel zwischen dem Hamburger Regionalligisten FC Teutonia 05 und Bundesligist RB Leipzig (Di., 20.46 Uhr) schlägt weitere Volten – und mündete am Mittwoch in einen Krach zwischen dem Zweitligisten FC St. Pauli und den Teutonen.

Die Vorgeschichte: Teutonia fand in Hamburg keinen Spielort, wich daher in das Paul-Greifzu-Stadion nach Dessau aus. Doch Unbekannte kippten dort am Dienstag eine giftige Substanz auf den Rasen. Aufgrund der Unbespielbarkeit des Platzes ließ der DFB am Mittwoch einen bislang ausgeschlossenen Tausch des Heimrechts zu. Die Partie findet in der Red Bull Arena in Leipzig statt.

„Wir sind dankbar über diese Einigung und die riesige und professionelle Unterstützung von RB Leipzig“, sagte Teutonias Vorsitzender Liborio Mazzagatti auf Abendblatt-Nachfrage. Auf die Übeltäter schimpfte er. „Die wollten mit diesem Anschlag wohl RB Leipzig treffen. Sie treffen aber hauptsächlich die Stadt Dessau und uns. Wir haben dieses Spiel eineinhalb Monate lang vorbereitet. Wir haben jeden Tag in brütender Hitze stundenlang mit vielen ehrenamtlichen Helfern dafür gearbeitet, um dieses Spiel austragen zu können“, erklärte Mazzagatti enttäuscht.

Der Rasen im Paul-Greifzu-Stadion in Dessau ist durch einen Giftanschlag unbespielbar – eigentlich hätte hier das Erstrunden-DFB-Pokalspiel zwischen Teutonia 05 und RB Leipzig stattfinden sollen.
Der Rasen im Paul-Greifzu-Stadion in Dessau ist durch einen Giftanschlag unbespielbar – eigentlich hätte hier das Erstrunden-DFB-Pokalspiel zwischen Teutonia 05 und RB Leipzig stattfinden sollen. © dpa | Sebastian Willnow

St. Pauli schaltet sich in Teutonia Pokal-Drama ein

Überraschend griff fast gleichzeitig der FC St. Pauli in die Debatte ein. Der Kiezclub veröffentlichte am Mittwochmorgen eine Mitteilung namens „Leipzig, Teutonia 05 und das Millerntor“. Zum Hintergrund: St. Pauli hatte am 1. Juni eine Anfrage Teutonias nach Austragung der Pokalpartie am Millerntor abschlägig beschieden. Als Begründung führte der Zweitligist an, „das Modell von RB äußerst kritisch“ zu sehen. Es stoße auch in der Fanszene auf Ablehnung und sei mit dem Wert des „solidarischeren und gerechteren Fußballs“, für den der Verein stehe, nicht vereinbar. Daher wolle man RB Leipzig „nicht über mögliche Pflichtspiele hinaus eine Bühne bieten“. Mazzagatti äußerte damals Verständnis.

Nun belebt die aktuelle Mitteilung St. Paulis die Debatte neu. Der Club kritisiert die Weiterleitung der damaligen vertraulichen Absage-Mail ans Abendblatt. Die dort genannte Begründung sei zutreffend – aber es habe weitere Gründe gegeben.

Einer sei die starke Belastung des Rasens durch viele Spiele und das damit erhöhte Verletzungsrisiko, ein anderer das Recht der U23 und des ersten Frauenteams, am Millerntor bevorzugt behandelt zu werden. Auch sei eine „im Raum stehende“ Zuschauerzahl von 10.000 Fans für das DFB-Pokalspiel unrealistisch gewesen, da beim Pokalfinale Altona 93 gegen Teutonia 05 nur 3000 Zuschauer zugegen waren, „von denen schätzungsweise zwei Drittel den AFC unterstützten“. Insgesamt sei die mediale Darstellung des Vorgangs verkürzt erfolgt.

„Respektlos!“ Teutonia schimpft über St. Pauli

Dieses Schreiben wiederum brachte Mazzagatti auf die Palme. „Diese Erklärung ist eine bodenlose Unverschämtheit des FC St. Pauli. Sie ist an Frechheit und an Respektlosigkeit nicht mehr zu überbieten“, sagte Mazzagatti dem Abendblatt. „Uns wird am 1. Juni ein einziger Grund genannt, und nun kommt der FC St. Pauli mit ganz vielen Gründen an, warum alles nicht möglich war.“

Wenigstens in einem Punkt dürften beide Vereine einig sein. „In der Sportstadt Hamburg“, schreibt St. Pauli, fehle „ein Stadion mit Naturrasen, das für die Anforderung von Spielen auf höherem Niveau geeignet ist – und nicht so groß ist wie das Millerntor oder das Volksparkstadion.“ Genau ein solches Stadion wünschen sich ausgerechnet die Teutonen für ihren angestrebten Aufstieg in die 3. Liga.