Hamburg. Uefa mietet die Elbphilharmonie für eine Woche: Auslosung der Gruppenphase soll von Hamburg aus um die Welt gehen.
Als eine Frau und fünf Männer um kurz nach elf Uhr am Freitag mit ihren schwarzen Gesichtsmasken auf die Bühne im Großen Saal der Elbphilharmonie marschierten, herrschte eine gespenstisch stille Atmosphäre. Kein Klatschen, noch nicht einmal ein Hüsteln kam von den menschenleeren Rängen als Reaktion zurück.
Würde jetzt gleich ein Auszug aus Hamlet oder etwas ähnlich Tragisches folgen? Es hätte niemanden der wenigen Anwesenden wirklich überraschen dürfen. Doch als die Protagonisten ihre Plätze an den schön weit voneinander entfernten Stehpulten eingenommen hatten und Sportsenator Andy Grote im abgedunkelten Saal die ersten Töne von sich gab, hätte wohl nichts besser als Ludwig van Beethovens „Ode an die Freude“ als Begleitmusik gepasst.
EM-Auslosung in der Elbphilharmonie: "Ein Ereignis von enormer Strahlkraft"
„Die Auslosung für die Gruppenphase der Fußball-EM 2024 wird in Hamburg im Großen Saal der Elbphilharmonie stattfinden“, durfte der Sportsenator mit Stolz verkünden. „Am 2. Dezember 2023 wird sich hier im Saal entscheiden, wer in der Gruppenphase wann wo gegen wen spielt. Das ist ein Ereignis von enormer Strahlkraft, von enormer internationaler Aufmerksamkeit.“ Festgelegt werden bei der Auslosung die sechs Vierergruppen für die 24 EM-Teilnehmer. Die Bilder der TV-Übertragung werden um die Welt gehen – der hohe Werbewert für die Stadt ist kaum zu beziffern.
Neben Grote standen zwei ehemalige Topsportler: DFB-Ehrenspielführer Philipp Lahm in seiner Funktion als Organisationschef der Euro 2024 sowie DFB-EM-Beraterin Celia Sasic, die anders als Lahm zwei Europameistertitel (2009 und 2013) mit der deutschen Nationalmannschaft der Frauen vorweisen kann.
Lahm und Sasic schwärmen von der Elbphilharmonie
Beide schwärmten nach dem ausführlichen Rundgang vor der Präsentation von der Architektur des Gebäudes: „Ich bin das erste Mal hier und fast erschlagen von dem Geist, den dieses Haus verkörpern soll“, sagte Sasic. Und auch Lahm hob die Symbolik hervor: „Die EURO 2024 hat sich vorgenommen, Grenzen zu überschreiten und Brücken zu bauen. Dass der Final Draw an einem Ort der Hochkultur stattfindet, ist aus diesem Geist geboren: Fußball ist in allen Teilen der Gesellschaft zu Hause. Deutschland erlebt eine EURO für alle.“
Ein offenes, ein demokratisches Haus, das fast schon eine Stadionarchitektur aufweise, wie es Grote ausdrückte – von der Elbphilharmonie soll nach dem Wunsch der Organisatoren ein starkes Signal ausgehen, welcher Spirit die EM 2024 begleiten soll.
Uefa zahlt 500.000 Euro für die Elbphilharmonie
Hamburg hatte sich aktiv um die Ausrichtung dieser Veranstaltung beworben, die in der Mitte des Saals als 360-Grad-Show inszeniert werden soll. Der europäische Fußballverband Uefa wird als Veranstalter den Saal für eine Woche mieten und zahlt dafür eine Gebühr in Höhe von 500.000 Euro.
Besonders bei Lahm war die Vorfreude auf die Endrunde in vier Jahren schon spürbar. Als sportliches Großereignis biete die EM aber auch für Deutschland große Chancen, wie schon die WM 2006, die er als Spieler miterleben durfte: „In der aktuellen Situation merkt man, dass sich die Leute danach sehnen, wieder zusammen etwas erleben zu dürfen. Ich sehe die EM 2024 als große Chance, dass sich die Gesellschaft wieder zueinander entwickelt, dass wir mit diesem Großereignis ein Gemeinschaftsgefühl schaffen können.“
- EM-Spiele in Hamburg: 30 Millionen fehlen für Volksparkstadion
- Sanierung des Volksparkstadions für die EM: Wer soll das bezahlen?
- Das sind die neuen Hoffnungsträger für die Active City
Lahm, Sasic sowie die ebenfalls anwesenden Martin Kallen (Uefa-Turnier-Verantwortlicher), Markus Stenger (wie Lahm Geschäftsführer der DFB EURO GmbH) und Kommunikationschef Maximilian Geiss brachten am Freitag ihre kleine Deutschland-Tour in dieser Woche mit fünf weiteren Stationen in Düsseldorf, Essen, Dortmund, Leipzig und Berlin zu Ende, wo sie Standorte für das International Broadcast Center, das Medienzentrum während der EURO 2024, in Augenschein nahmen (dafür hat sich Hamburg nicht beworben).
Der HSV spielt in den EM-Planungen Hamburgs eine Hauptrolle
Vor der Verkündung der Gruppenauslosung nutzte die Delegation das Treffen zu einem 90-minütigen Austausch. Der HSV war dabei nicht anwesend, spielt aber in den Planungen der kommenden Monate in Hamburg eine Hauptrolle. Die Stadt ist weiter im Gespräch mit dem HSV, was die Kosten für die Stadionsanierung betrifft, bestätigte Grote im Rahmen der Veranstaltung.
Wie das Abendblatt berichtete, werden dort bis zu 30 Millionen Euro benötigt. „Es gibt im Kontext der EURO Verabredungen mit der Uefa und dem DFB, dass Kostenbeiträge für die Ausrichterstadien geleistet werden“, sagte Grote. „Die Frage ist, was man darüber hinausgehend tun will? Wie geht es dem HSV? Das sind Dinge, die man zusammenfassen kann. Wir sind relativ weit in Gesprächen, hoffen, in Kürze etwas mitteilen zu können.“
Die EM 2024 wird im Juni und Juli 2024 ausgetragen. Spielorte neben Hamburg sind Berlin, Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Gelsenkirchen, Köln, Leipzig, München und Stuttgart. Die Hansestadt hofft neben den Gruppenspielen auch auf ein Viertel- oder Achtelfinale. Doch zunächst einmal erfolgt der Startschuss für das Turnier in der Elbphilharmonie.