Hamburg. Hamburgs Sportlerin des Jahres hofft in USA auf Durchbruch. Die Qualifikation für die Olympischen Spiele ist der große Traum.
Am gestrigen Donnerstag stieg Esther Henseleit in den Flieger, zwei Tage nach ihrem 21. Geburtstag. Das passt, damit ist man in den USA schließlich volljährig. Und um die USA soll es in diesem Jahr hauptsächlich gehen, nachdem sie 2019 Europa „erobert“ hat. „Meine Konzentration liegt klar auf der amerikanischen LPGA-Tour“, sagt die Profigolferin zu ihren Plänen für die neue Saison, „ich möchte etwa 20 LPGA-Turniere spielen und sechs auf der europäischen Tour LET.“ Dazu kommen, wenn sie sich qualifiziert, die fünf Major-Turniere und die Olympischen Spiele in Tokio. „Das ist mein großer, sportlicher Traum.“
So macht sich Hamburgs Sportlerin des Jahres nun auf in die Neue (Golf-)Welt, wo die Preisgelder und das sportliche Niveau höher sind und es mehr Turniere gibt. Die Qualifikation für die bedeutendste Turnierserie im Damengolf hat sie im vergangenen Herbst geschafft. Andererseits hat sie die Spielberechtigung für die LET nach ihrem Gesamtsieg dort in der vergangenen Saison für lange Jahre sicher. In den USA ist sie wieder Neuling, ein Rookie, der sich hinten anstellen muss.
Hamburgerin ist derzeit die 162. im Ranking für Turnierteilnahmen
Zunächst steht an diesem Wochenende eine Einweisung für die Neulinge über zwei Tage in Boca Raton auf dem Plan. Vom 23. bis 26. Januar gibt es dann ein Turnier, für das sie gemeldet hat, „aber da stehe ich nur auf der Warteliste“. 108 Starterinnen hat das Feld, die Hamburgerin ist derzeit die 162. im Ranking für Turnierteilnahmen. Normalerweise sind 144 Profis in einem Turnier am Start. „Es ist teilweise noch schwierig zu planen, wo und wann ich spielen kann“, sagt sie, „wenn es jetzt nicht in Florida klappt, dann nutze ich die Woche, um bei gutem Wetter zu trainieren.“
Coach Christian Lanfermann ist in der kommenden Woche in den USA dabei. „Für mich ist es auch mal gut zu schauen, was dort bei der LPGA passiert“, sagt er. Der Schwerpunkt der Trainingsarbeit wird auf dem Putten liegen. „Unsere Analyse der vergangenen Saison hat ergeben, dass auf dem Grün noch das meiste Potenzial für eine Weiterentwicklung ist“, sagt Lanfermann. Dazu gehört nicht nur die Technik, sondern auch das Ausprobieren von unterschiedlichem Material. Nicht nur beim Putter, sondern auch bei den „normalen“ Schlägern. Mit ihren Erfolgen hat die Hamburgerin das Interesse von Schlägerherstellern geweckt. Noch ist nichts spruchreif, sie testet. „In etwa zwei Wochen will ich mich entschieden haben.“
Internationale Sponsoren sind interessiert
Doch, die Aufmerksamkeit für die Spielerin Esther Henseleit ist gewachsen, vor allem international. Sponsoren melden sich, wenngleich sie ihr nicht die Tür einrennen. „Wir reden mit zahlreichen neuen Interessenten über eine Partnerschaft, aber wir müssen nichts überstürzen. Esther ist jung. Sie hat Zeit.“ Das sagt Christian Reimbold, Henseleits Manager. Seit dem vergangenen Sommer arbeitet der ehemalige Profi von der Düsseldorfer Agentur U.COM mit der Hamburgerin zusammen. Ein weiterer Schritt in Henseleits sportlicher Karriere und wohl folgerichtig. Immerhin knapp 210.000 Euro Preisgeld hat Esther Henseleit in ihrem ersten Profijahr erspielt, weit mehr als erwartet.
Zuvor wurde ihr bei den geschäftlichen Dingen von Mitgliedern des Hamburger Golf-Clubs geholfen. „Die Verbindung zum HGC bleibt dabei unersetzbar, insbesondere bei solch einer bodenständigen Spielerin“, sagt Reimbold, „Esther hat dem HGC sehr viel zu verdanken.“
Vier Turniere in Australien
Sechs deutsche Golfer hat U.COM unter Vertrag, der bekannteste ist Maximilian Kieffer, der auf der European Tour spielt. „Eine 360-Grad-Betreuung“ sei das bei Henseleit, sagt Reimbold. Das heißt neben finanziellen Dingen auch Reisemanagement, Sponsoren-Akquise, Medienarbeit. „Wir sind auf Esther zugegangen und haben uns sofort verstanden“, sagt Reimbold, „nun versuchen wir, ihr das beste Umfeld für eine erfolgreiche Karriere zu schaffen.“
Nach Florida geht es für Esther Henseleit im Februar nach Australien, vier Turniere stehen dort auf dem Plan, zwei von der US-Tour, zwei von der LET. Vor einem Jahr hatte sie – auch in Australien – ihren Einstieg in die Profiwelt. „Viel geändert hat sich nicht wirklich“, sagt sie, „außer dass ich heute die Abläufe besser kenne, während ich vor einem Jahr nicht wusste, was mich erwartet.“
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Anders als vor einem Jahr hat sie nun auch einen Stamm-Caddie an ihrer Seite. Freund Patrice Schumacher, selbst ein sehr guter Golfer, wird so oft wie möglich ihre Tasche tragen. Kann so etwas nicht zu privaten Konflikten führen? Wer macht denn die Ansagen auf dem Platz? „Na, ich natürlich.“ Henseleit weiß eben, was sie will.