Hamburg. 620 Gäste feierten in der voll besetzten Volksbank-Arena die Sportler des Jahres. Der Ehrenpreis ging an Wladimir Klitschko.
Als Yared Dibaba um 18.32 Uhr das Podium der Volksbank-Arena enterte, brannte großer Applaus auf. „Wahnsinn“, lobte der Moderator die Zuschauer. Dibaba moderierte die Sportgala zum vierten Mal in Folge: „Es ist für mich wie nach Hause kommen.“ Ein Film weckte noch einmal Erinnerungen an das Hamburger Sportjahr 2019. Im Zeitraffer zogen Erfolge wie der Aufstieg der Towers in die Basketball-Bundesliga und Enttäuschungen wie der verpasste Aufstieg des HSV an den Besuchern vorbei.
Sportlerin des Jahres ist Esther Henseleit
Wie bedeutend die Sportgala ist, zeigte der Auftritt von Esther Henseleit. Denn eigentlich wollte die Profi-Spielerin vom Hamburger Golf-Club Falkenstein nach ihrem überragenden Sieg mit Platzrekord bei den Kenya Ladies Open in der Nähe von Mombasa noch Urlaub in Kenia machen, den ersten Turniererfolg ihrer Karriere gebührend feiern. Dennoch sagte sie für die Gala zu, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt nicht wissen konnte, dass sie Sportlerin des Jahres wird. Erst am Morgen war sie wieder in Fuhlsbüttel gelandet. Bei ihrer Ankunft in der Halle sprach sie über ihre erste Investition ihres Preisgeldes („ein Staubsauger“) und ihren großen Traum: „Es wäre eine ganz große Ehre, wenn ich Hamburgs Sportlerin des Jahres würde.“
Entsprechend groß war ihr Jubel, als Laudator Martin Schwalb, ehemaliger Weltklasse-Handballer, später als Trainer mit den HSV-Handballern Deutscher Meister und Champions-League-Sieger, die Entscheidung verkündete. „Esther Henseleit!“ Schwalb sprach von einem sportlichen Märchen: „Sie startete durch wie eine Rakete.“ Der heutige Vizepräsident der HSV-Handballer lobte auch den Teamgeist der 20-Jährigen: „Als ihre Mannschaft aus Falkenstein Unterstützung brauchte, war sie da.
Zum Spiel um Platz drei bei der deutschen Mannschaftsmeisterschaft auf Gut Kaden ist sie kurzfristig aus Schottland nach Hamburg geflogen, um ihrem Team beizustehen.“ Esther Henseleit beichtete auf der Bühne zunächst, dass sie bei der Dankesansprache in Kenia glatt den Dank an ihren Lebensgefährten vergessen hatte: „Das hole ich hiermit nach.“ Ihr nächster großer Traum: „Ich möchte zu den Olympischen Spielen nach Tokio.“
Das sind die diesjährigen Preisträger:
- Esther Henseleit
- Torben Johannesen
- Hamburg Towers
- Björn Lengwenus
- Wladimir Klitschko
Johannesen wird zum dritten Mal Sportler des Jahres
Dieses Ziel hat Torben Johannesen bereits so gut wie erreicht. Der Weltmeister gehört seit Jahren zur Crew im Deutschland-Achter. Er wurde bereits zum dritten Mal in Folge als Sportler des Jahres ausgezeichnet. Der verdiente Lohn für eine überragende Saison des Achter-Athleten. Der Bruder von Eric Johannesen, 2012 in London Olympiasieger mit dem Achter, wurde in diesem Jahr Europa- und Weltmeister. Aus dem Paradeboot des Deutschen Ruderverbandes ist er nicht mehr wegzudenken.
Der Lehramts-Student rudert zwar inzwischen für den Ruder-Club Favorite Hammonia, hat aber dennoch seine Wurzeln nie vergessen. Deshalb freute er sich umso mehr, dass mit den Ruder-Junioren-Europameistern Erik Bruns und Leon Braatz zwei Mitglieder seines früheren Clubs RC Bergedorf die Laudatio hielten. Unter dem Gelächter des Publikums sagte Bruns: „Torben ist so ehrgeizig, der ist sogar extra nach Dortmund gezogen, weil dort das Leistungszentrum ist.“ Johannesen kam in Uniform, für den Obermaat auch ein Zeichen des Dankes an die Bundeswehr: „Ohne diese Unterstützung wäre für mich ein Sport auf diesem Niveau nicht möglich.“
Eine der ersten Gratulationen kam aus weiter Ferne. „Torben, ich freue mich so für Dich“, rief Steffi Kluge, live mit ihrer Atlantik-Crew aus La Gomera zugeschaltet. Mit ihrer Tochter Timna Bicker sowie Catharina Streit und Meike Ramuschkat startet Steffi Kluge an diesem Donnerstag beim härtesten Ruderrennen der Welt: 4800 Kilometer nach Antigua in der Karibik, bis zu 60 Tage werden die Hamburgerinnen unterwegs sein. „Bei uns ist die Stimmung sehr gut“, sagte Steffi Kluge.
Besonderes Lob für Marvin Willoughby, den Macher der Hamburg Towers
Deutlich kürzer war der Weg für die Hamburg Towers. In voller Mannschaftsstärke erschien das Team bei der Gala. Die Auszeichnung zur Mannschaft des Jahres war nach dem Aufstieg in die Bundesliga nur logisch. Für die Ehrung kam der Sieg am vergangenen Freitag genau richtig. Das Team von Trainer Mike Taylor hatte in Braunschweig mit dem 97:94 endlich den zweiten Saisonerfolg gefeiert und damit den letzten Tabellenplatz verlassen.
American-Football-Coach Patrick Esume lobte in seiner Laudatio besonders Marvin Willoughby, den Macher der Hamburg Towers. Er sei der Vater des Erfolges: „Mit Leidenschaft, unternehmerischer Vision und sportlicher Kompetenz.“ Mike Taylor freute sich über die Auszeichnung: „Das spornt uns im Kampf um den Klassenerhalt an.“
Die 14. Hamburger Sportgala in der Volksbank Arena
Der Ehrenpreis für Wladimir Klitschko
Traditioneller Höhepunkt ist bei jeder Sportgala der Ehrenpreis. In diesem Jahr entschied sich die Jury für einen Mann, der am 29. April 2017 vor 90.000 Zuschauern im Londoner Wembley-Stadion gegen Anthony Joshua seinen letzten großen Kampf bestritt. Wladimir Klitschko verlor in einem spektakulären Fight. Aber auch zweieinhalb Jahre später wirkt der frühere Champ so durchtrainiert, als könne er gleich wieder in den Ring steigen.
Doch der jüngere Bruder von Vitali Klitschko bewegt sich längst mit Erfolg auf anderem Terrain. Er hat den Studiengang „Change- und Challenge-Management“ in St. Gallen ins Leben gerufen. In den Seminaren geht es darum, wie sich Manager auf Herausforderungen einstellen und Veränderungen meistern können. Klitschko nennt sich auch selbst Challenge Master: „Ich liebe Herausforderungen – und Wege zu finden, sie zu meistern.“
Dümmel erzählt von seiner ersten geschäftliche Beziehung mit dem Box-Star
Da war es nur konsequent, dass mit Ralf Dümmel ein Unternehmer die Laudatio hielt, der als Investor in der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“ die Ideen von Geschäftsleuten auf Herz und Nieren prüft. Dümmel erinnerte in seiner Laudatio an die erste geschäftliche Beziehung mit dem Box-Star.
Dümmel suchte damals ein Werbegesicht für einen neuen Wassersprudler, konnte sich jedoch mit dem Klitschko-Management nicht auf die Gage einigen: „Die wollten ein Garantie-Honorar, ich wollte eine erfolgsabhängige Bezahlung.“ Am Ende habe sich Klitschko gegen sein Management gestellt und einen Vertrag, der auf Erfolgsbeteiligung basiert, unterschrieben. Ein Geschäftsmodell, das sich für beide Seiten lohnte: „Wladimir hat das vierfache Honorar bekommen.“ Damit habe der Boxer schon in jungen Jahren seinen Geschäftssinn bewiesen. Dümmels Fazit: „Niemand hat den Ehrenpreis so verdient wie Du.“
Mäzen Alexander Otto brachte noch eine gute Nachricht mit
Klitschko nutzte seine Dankesrede für einen Appell an das Publikum: „Wir dürfen nicht stehen bleiben, sonst fallen wir zurück. Wir müssen den Herausforderungen das Gesicht zeigen. Feige sein, ist die schlimmste Sünde. Seid die bewegte Kraft.“
Mäzen Alexander Otto, mit seinem Unternehmen ECE einer der großen Unterstützer der Gala, brachte noch eine gute Nachricht mit: „Im Dezember 2020 werden in Hamburg die deutschen Meisterschaften im Eiskunstlaufen ausgetragen.“ Das Sportjahr 2020 kann kommen.