Alveslohe. Im Final Four der Golf-Bundesliga gewannen St. Leon-Rot bei den Damen und Stuttgart bei den Herren die deutschen Meistertitel.

„Wir sind mit dem dritten Platz mega happy“, sagte Christian Lanfermann. Dann brachte ein Mitglied des Hamburger Golf-Clubs Falkenstein seinem Damentrainer ein frisches Bier. Zeit zum Runterkommen am Sonntagabend. Die Verteidigung des deutschen Mannschaftsmeistertitels beim Final Four der Deutschen Golfliga auf Gut Kaden ist zwar nicht geglückt, dennoch waren die Hamburgerinnen zufrieden. „Wir wollten nach einer durchwachsenen Saison unbedingt aufs Treppchen.“, sagte Hendrika Labsch, „und das haben wir geschafft.“

Die beiden Störche hatten den besten Überblick. In großen Kurven segelten sie über dem neunten Loch des B-Kurses, während unten die besten deutschen Golfspieler ihre neuen Meister ermittelten. Nach zwei Tagen mit Wind und Sonne und Regen und Sonne am Sonnabend sowie Sonne am Sonntag standen die Damen des Golfclubs St. Leon-Rot aus der Nähe von Mannheim (5:4 gegen Frankfurter GC) und die Herren des Stuttgarter Golf Clubs (8:4 gegen GC Hubbelrath) schließlich als neue Meister fest.

Fünf Einzel gingen verloren


Falkenstein musste am Sonnabend im Halbfinale bei der 3:6-Niederlage die Überlegenheit von St. Leon-Rot anerkennen. Fünf Einzel gingen verloren. „Die waren saustark“, erkannte Lanfermann neidlos an, „wir haben auch gut gespielt, aber der eine oder andere wichtige Putt ist nicht gefallen.“

Während ihre Teamkolleginnen das Halbfinale bestritten, saß Spitzenspielerin Esther Henseleit im Flugzeug aus Schottland, um es wenigstens zum Spiel um Platz drei zu schaffen. „Um 0.30 Uhr in der Nacht war ich im Hotel, erzählte die 20-Jährige, die bei einem Profiturnier in Aberdeen den Cut nicht geschafft hatte, „ich bin von Edinburgh nach Amsterdam, nach Wien und von da nach Hamburg geflogen.“ Ihre Schläger blieben dabei auf der Strecke. „Ich wollte unbedingt dabei sein und dem Team helfen“, sagt sie.

Mit zwei Punkten im Vierer und im Einzel trug sie dann auch entscheidend zum 6:3-Erfolg gegen Berlin Wannsee im „kleinen Finale“ bei. Das war auch mal wieder ein persönliches Erfolgserlebnis, nachdem es auf der Profitour in den vergangenen Wochen nicht so gut geklappt hatte. Deshalb wird sie auch an diesem Montag nicht als Captains Pick für das europäische Solheim-Cup-Team nominiert werden. Das weiß die Senkrechtstarterin der europäischen Tour schon: „Natürlich hatte ich mir ein wenig Hoffnungen gemacht, aber die Entscheidung ist schon verständlich.“

Auch 2020 wird das Final Four in Alveslohe ausgetragen

Die Meisterinnen aus St. Leon-Rot begannen die Feierlichkeiten schon, als die Falkensteinerinnen noch auf dem Platz beschäftigt waren. Die ersten Weine waren geöffnet, die Planungen für die Hamburger Nacht konnten beginnen: „Schanze oder Kiez?“ lautete die Frage. „Es war hier absolut großartig, ein erstklassiger Platz, eine tolle Atmosphäre“, lobte Spitzenspielerin Leonie Harm, „wir kommen gerne wieder.“

Das können sie im nächsten Jahr. Auch 2020 wird das Final Four in Alveslohe ausgetragen, der Termin im August steht allerdings noch nicht fest. „Alles, was wir uns mit der Vergabe nach Gut Kaden erhofft haben, ist eingetreten“, sagte Marcus Neumann, der Sportdirektor des DGV, „alle Anforderungen wurden erfüllt und übertroffen, der Platz war großartig, es wurde fantastisches Golf gespielt, die Stadt Hamburg hat sich engagiert und die Leute auf Gut Kaden um Geschäftsführer Wolfgang Mych wissen eben, was sie tun.“

Mych war ebenfalls „sehr zufrieden“. Seit den Schüco Open 2012 hatte Gut Kaden kein großes Turnier mehr gesehen, jetzt bot es den Besuchern eine Mischung aus Spitzensport und entspannter Gartenstimmung auf der Terrasse vor dem 18. Grün. Insgesamt rund 3500 Zuschauer werden rausgekommen sein an beiden Tagen, „für Amateursport ist das fantastisch“, meinte Mych. „Die paar Kleinigkeiten, die wir 2020 noch verbessern können, haben wir gelernt.“

Kampf um Bundesstützpunkt Golf in Hamburg

Der DGV hofft mit der Präsenz „seiner absoluten Top-Veranstaltung im Großraum Hamburg auch ein weiteres Zeichen im Kampf um einen Bundesstützpunkt Golf in Hamburg zu setzen. Am Sonntag machte sich Jürgen Mantell, der Präsident des Hamburger Sport-Bundes, ein Bild, Sport-Staatsrat Christian Holstein war auch zu Gast, die Fäden hinter den Kulissen werden gezogen. Ob erfolgreich wird man sehen, am Ende entscheidet der Bund auf Empfehlung des DOSB. „Hamburg muss aber Ja sagen“, betont Neumann. Ein Bundesstützpunkt im kommenden Olympiazyklus 2021–2024 würde aber ganz neue Fördermöglichkeiten für den ambitionierten Golfnachwuchs in der Region bedeuten.

Schon heute beginnt auch Lanfermann mit der Zukunftsplanung. „Wir müssen sehen, wie der Kader aussehen wird.“ Es gibt viele Fragen: „Wer kann und will den Zeitaufwand noch leisten? Welche Spielerinnen holen wir aus der Jugend nach oben? Wie trainieren wir?“ All das gilt es festzulegen. Denn die Ambitionen werden nicht geringer. „Natürlich möchten wir auch 2020 wieder hier sein“, sagte Lanfermann. Wie die Störche über dem alten Gutshaus, die kommen auch jedes Jahr zurück.