Nationalmannschaft trainiert bei St. Pauli - allerdings ohne einen Rückkehrer. Bierhoff mit Spitze gegen HSV. Alster-Quartier bezogen.
Der Tross der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ist am Mittwochnachmittag in Hamburg angekommen. Die Nationalspieler sind im feinen "Le Méridien" abgestiegen. Am späten Nachmittag (17.30 Uhr) wird es noch eine erste Trainingseinheit im Millerntorstadion geben. Auch am Donnerstag werden die DFB-Stars in der Heimstätte des FC St. Pauli trainieren, bevor das Team von Joachim Löw am Freitag das Abschlusstraining im Volksparkstadion absolvieren wird. Am Sonnabend beginnt dann die WM-Qualifikationspartie gegen Tschechien um 20.45 Uhr (Liveticker auf abendblatt.de).
Hier erfahren Sie im Ticker alles, was rund um die Nationalmannschaft in Hamburg geschieht. Wir halten Sie auf dem Laufenden.
Gündogan macht nicht mit
Sportlich lässt sich festhalten, dass die erste Übungseinheit auf Hamburger Rasen ohne Rückkehrer Ilkay Gündogan stattfand. Der Mittelfeldspieler von Manchester City fehlte wegen eines grippalen Infektes. Der DFB geht aber davon aus, dass der 25-Jährige am Donnerstag in die Vorbereitung einsteigen kann.
Damit standen Löw am Millerntor noch 17 Feldspieler und drei Torhüter zur Verfügung. Am Dienstag hatte Torjäger Mario Gomez wegen muskulärer Probleme für die Heimspiele gegen Tschechien und Nordirland absagen müssen. Der Kader reduzierte sich dadurch auf 21 Akteure.
DFB lässt St.-Pauli-Banner hängen
2014 kam es vor dem Länderspiel in Hamburg gegen Polen noch zu einer Peinlichkeit, als besonders eifrige DFB-Mitarbeiter für das Training der deutschen Nationalmannschaft im Millerntor-Stadion ein Banner manipulierten. Aus dem Spruch „Kein Fußball den Faschisten“ wurde so kurzerhand die zweifelhafte elliptische Botschaft "Kein Fußball". Proteste der Fanszene und des Gastgebers FC St. Pauli waren die Folge.
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Ein ähnlicher Fauxpas blieb diesmal aus - bei der ersten von zwei Trainingseinheiten am Millerntor blieb das Spruchband diesmal ebenso unangetastet wie ein vor dem Fanblock an der Nordtribüne angebrachtes Transparent mit der Aussage "Kein Mensch ist illegal".
Gomez denkt an schnelle Rückkehr
Mario Gomez will trotz seiner Absage für die kommenden zwei DFB-Spiele am 16. Oktober in der Heimpartie des VfL Wolfsburg gegen RB Leipzig wieder spielen. „Das nächste Bundesliga-Spiel ist kein Problem“, sagte der Stürmer am Mittwoch der „Sport Bild“: „Es ist nichts Schlimmes, aber ich muss ein paar Tage pausieren.“
Gomez leidet an einer Verhärtung in der Gesäßmuskulatur. Zu der Absage der Länderspiele in Hamburg gegen Tschechien und in Hannover gegen Nordirland sagte der Angreifer: „Ich hätte supergerne bei der Nationalmannschaft gespielt.“
Bierhoff spricht über Hamburger Publikum
Die deutsche Nationalmannschaft und das Hamburger Publikum – das war in der Vergangenheit nicht immer eine große Liebe. „Es gab in Hamburg hier und da auch Pfiffe. Es liegt an uns, die Zuschauer von Anfang an mitzunehmen“, sagte Teammanager Oliver Bierhoff am Mittwoch. In Erinnerung ist noch das Pfeifkonzert im Oktober 2005 beim 1:0 gegen China. Dabei war die DFB-Elf nach einer 1:2-Niederlage zuvor in der Türkei noch von 10.000 Fans bei einem öffentlichen Training in Hamburg bejubelt worden.
Auch beim Freundschaftsspiel 2014 hatte es Unmut gegeben bei den Fans. Löw machte den Test gegen Polen unmittelbar vor der WM zum Debütanteball mit gleich zwölf Neulingen. Die großen Stars fehlten beim 0:0. Mit einem Durchschnittsalter von 21,45 Jahren stand die jüngste Mannschaft in der deutschen Länderspiel-Geschichte auf dem Rasen. Nur 37.569 Zuschauer waren gekommen. Dieses Mal dürfte das Volksparkstadion ausverkauft sein. Bis Mittwoch waren 49.000 der 50.400 Tickets abgesetzt.
2007 gewann Deutschland in der EM-Qualifikation durch ein Eigentor des Gegners mühevoll 2:1 gegen die Slowakei. Zwei Jahre später sahen die Hamburger Zuschauer in der WM-Ausscheidung ein enttäuschendes 1:1 gegen Finnland. Es ging aber auch anders: 2011 fertigte das DFB-Team die Niederlande in einem Freundschaftsspiel in Hamburg mit 3:0 ab. Acht Spieler aus dem aktuellen DFB-Kader waren damals schon dabei.
„Ich hoffe auf eine gute Stimmung“, sagte Bierhoff vor dem neuen Hamburger Auftritt: „Vielleicht hilft es uns, dass die Zuschauer nicht ganz so verwöhnt sind vom HSV, dass sie sich auf unsere gute Leistung freuen können.“
Löw reicht kurze Vorbereitung
Joachim Löw sieht in der verkürzten Vorbereitung auf das Spiel gegen Tschechien keine Problematik. „Diese Woche reichen mir drei Trainingseinheiten“, sagte der Bundestrainer am Mittwoch beim Treffpunkt des DFB-Teams in Hamburg. Nach zahlreichen Englischen Wochen sei ein Tag mehr Erholung für die Spieler wichtiger gewesen.
Rückkehrer Gündogan erhöht Qualität
Löw bedauert den kurzfristigen Ausfall des verletzten Angreifers Mario Gomez. Das sei schade, weil es im deutschen Team keinen weiteren Spielertypen wie den klassischen Mittelstürmer Gomez gebe. Zugleich freut sich Löw über die Rückkehr von Mittelfeldspieler Ilkay Gündogan nach fast einem Jahr Länderspielpause. „Das bedeutet für uns eine Qualitätssteigerung“, sagte der Bundestrainer zu Gündogan.
Teammanager Oliver Bierhoff gab nach dem 3:0 zum Auftakt in Norwegen die Richtung für die anstehenden Ausscheidungsspiele gegen Tschechien und am kommenden Dienstag in Hannover gegen Nordirland vor. „Wir wollen unsere Klasse demonstrieren und die Gruppe souverän anführen“, erklärte der Manager: „Es geht nicht nur darum, drei Punkte zu holen. Man will auch zeigen, dass man Richtung WM 2018 weiter wachsen und die stärkste Mannschaft der Welt sein will.“
Der deutsche Kader
Löw lehnt Infantino-Plan ab
Löw lehnt die Pläne von Fifa-Präsident Gianni Infantino für eine weitere Ausweitung des Teilnehmerfeldes bei Fußball-Weltmeisterschaften ab. „Die besten Mannschaften sollen bei der WM und der EM dabei sein. Wenn man immer weiter aufstockt, gibt es eine Verwässerung der Qualität“, sagte der Bundestrainer am Mittwoch in Hamburg. Infantino hatte eine Ausweitung auf bis zu 48 Mannschaften von der WM 2026 an ins Gespräch gebracht.
„Die konkreten Pläne kenne ich nicht“, sagte Löw: „Aber meine Meinung aus sportlicher Sicht ist, dass mit 32 Mannschaften das Turnier hervorragend und optimal besetzt ist.“ Eine weitere Aufstockung sei auch sportpolitisch zu betrachten, meinte Löw. Infantino würde damit kleinere Verbände umgarnen.
„Ich halte es auch für notwendig, das Rad nicht zu überdrehen“, sagte Löw zu einer weiteren Aufblähung der Turniere. In diesem Sommer war die Europameisterschaft erstmals mit 24 Mannschaften gespielt worden. Die nächsten WM-Endrunden 2018 in Russland und 2022 in Katar werden auf jeden Fall noch mit 32 Teams ausgetragen.
Castro wieder im Blickfeld
Joachim Löw hat dem Dortmunder Gonzalo Castro zumindest geringe Hoffnungen auf ein Comeback in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gemacht. „Wir haben ihn wieder im Blickfeld“, sagte der Bundestrainer dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND). „Er hat in Dortmund eine gute Entwicklung gemacht. Er spielt variabler, flexibler und dynamischer als in Leverkusen“, äußerte Löw über den 29 Jahre alten Castro.
Nur noch Herberger vor Löw
Zehn Jahre lang ist Joachim Löw jetzt schon Bundestrainer. Die Partie gegen Tschechien ist sein 140. Länderspiel. Damit saß nur ein früherer Trainer der Nationalelf öfter auf der Bank als er: Sepp Herberger.
Tschechien ohne Drobny
Jaroslav Drobny hat sich am Dienstag im Training mit der tschechischen Nationalmannschaft eine Verletzung am linken Handgelenk zugezogen. Am Donnerstag wird der aktuelle Bremer und ehemaliger Hamburger Schlussmann mit seinen Teamkollegen aus der Landesauswahl nach Hamburg reisen.
Direkt nach der Landung wird sich Drobny zum Testspiel von Werder beim FC St. Pauli begeben. "Vor Ort wird unser Mannschaftsarzt einen ersten Blick auf die Hand werfen, weitere Untersuchungen werden dann am Freitagvormittag in Bremen folgen. Anschließend werden wir wissen, wie lange er uns nicht zur Verfügung stehen wird", so Frank Baumann, Werders Geschäftsführer Sport.
Als Verstärkung für Torwart Tomas Vaclik (FC Basel) wurde daher Jiri Pavlenka (Slavia Prag) in den erweiterten 23er-Kader berufen. „Er ist ein Torwart mit guten Zukunftsaussichten und einer ausgewogenen Leistung“, sagte Torwarttrainer Jan Stejskal.
Ebenfalls in Hamburg fehlen wird der 24-jährige Mittelfeldspieler Martin Frydek (Sparta Prag), der sich beim Dienstagstraining am Knie verletzt hatte und operiert werden musste. Ein Ersatz steht noch nicht fest. „Es ist möglich, dass wir zumindest beim nächsten Spiel gegen Deutschland noch in der bestehenden Zusammensetzung antreten“, sagte Nationalmannschaftsmanager Jaromir Seterle. Die tschechische Mannschaft wird am Donnerstagabend mit dem Flugzeug nach Hamburg aufbrechen.