Der DFB hat bei seiner Trainingseinheit im Millerntor-Stadion das antifaschistische Banner auf der Gegengeraden teilweise abgedeckt. Die Proteste im Internet, auch durch Pliquet, fielen heftig aus.
Hamburg. Die deutsche Nationalmannschaft absolvierte am Tag vor dem Länderspiel am Dienstag gegen Polen in Hamburg das Abschlusstraining im Millerntor-Stadion. Eigentlich nichts Ungewöhnliches. Doch wer genauer hinsah, dem fiel etwas auf. Denn seit Jahren hängt auf der Gegengeraden im Stadion des FC St. Pauli ein Banner mit der Aufschrift „Kein Fußball den Faschisten“. Nicht aber am Montag, der DFB neutralisierte ein Teil des Banners. Lediglich „kein Fußball“ war noch zu erkennen, der Rest wurde mit einer grünen Plane überdeckt.
Die Erklärung: „Laut dem Pressesprecher der Nationalmannschaft gilt für alle DFB-Veranstaltungen, dass keine politischen Statements zu sehen sein dürfen. Daher wurde der Teil von 'Kein Fußball den Faschisten' neutralisiert“, wird St. Paulis Pressesprecher auf publikative.org zitiert, einem Blog, der von der Amadeu Antonio Stiftung betrieben wird.
Im Netz löste die Neutralisierung des Banners durch den DFB heftige Proteste aus. „In meinen Augen ein Skandal, der auch nicht mit einer politisch neutralen Haltung des Verbandes zu erklären ist“, schrieb Erik Hauth bei St. Pauli NU* de. Auch der Fanclub-Sprecherrat des FC St. Pauli war empört: "Der DFB hat mit der Aktion bewiesen, wie viel Heuchelei in seiner Haltung gegen Rassismus steckt", schrieb er bei Facebook.
Auch einige Profis reagierten. Der derzeit verletzte Ingolstädter Zweitliga-Profi Ralph Gunesch, der insgesamt acht Jahre für den FC St. Pauli am Millerntor spielte, twitterte: „Sobald ich wieder fit bin und als Kapitän einen Text vorlesen muss, werde ich nur den Tweet vorlesen.“
Der DFB und die Deutsche Fußball Liga (DFL) lassen die Kapitäne der 1. und 2. Bundesliga in regelmäßigen Abständen Botschaften gegen Rassismus verlesen.
St. Paulis Ex-Torwart Beneditk Pliquet fand deutliche Worte für den Vorgang des DFB. „Es zeigt die Alibihaltung des DFB im Kampf um Demokratie und Gleichberechtigung. Es lebe die Meinungslosigkeit und Gleichstellung im Profifußball. Sehr traurig!!! Und regt mich echt auf!!!“, schrieb der Keeper von Sturm Graz bei Facebook.
Auch das Präsidium des FC St. Pauli äußerte sich inzwischen auf der offiziellen Homepage des Vereins: „Mit großem Unverständnis haben wir das Vorgehen des DFB zur Kenntnis genommen. Diesen Schriftzug zum Teil abzukleben, steht für uns im deutlichen Widerspruch zu all den Aktionen, die der DFB in der Vergangenheit gegen Fremdenhass, Diskriminierung und Rassismus durchgeführt hat. Gerade mit Blick auf die deutsch-polnische Geschichte wäre der komplette Schriftzug „Kein Fußball den Faschisten“ eine klare Botschaft gewesen, die auch bei unseren polnischen Gästen auf positive Resonanz gestoßen wäre.“
Weiter heißt es in der schriftlichen Erklärung: „Zeichen gegen Faschismus zu setzen, gehört beim FC St. Pauli seit Jahrzehnten zum Selbstverständnis des Vereins und seiner Fanszene. „Kein Fußball den Faschisten“ stellt für uns in diesem Zusammenhang keine politische Botschaft dar. Vielmehr verkörpern diese Worte eine Haltung und Werte, die gesellschaftlicher Konsens sein sollten und nicht nur am Millerntor gelebt werden sollten. Wir werden auch weiterhin klare Zeichen setzen. Kein Fußball den Faschisten.“
Der DFB hat unterdessen Verständnis für die Fans gezeigt. „Wir sind inhaltlich klar auf der Linie des FC St. Pauli. Das sind gelebte Werte, mit denen auch wir uns identifizieren. Der DFB ist gegen jede Form von Diskriminierung, Rassismus und Faschismus, das stellen wir auch permanent durch zahlreiche Aktionen und Initiativen unter Beweis, etwa durch die Vergabe des Julius Hirsch Preises“, sagte Nationalmannschafts-Sprecher Jens Grittner am Dienstag.