Baku. In Baku kämpfen vier nicht olympische Sportarten um mehr weltweite Beachtung. Karate begeisterte die Zuschauer.
Exotisch wurde es am Montag in Aserbaidschans Hauptstadt Baku, denn bei den ersten Europaspielen der Geschichte stand eine Sportart auf dem Programm, die in vielen der 50 teilnehmenden Nationen für ahnungsloses Stirnrunzeln sorgt: Sambo. Der in der früheren Sowjetarmee entwickelte Kampfsport ist eine Mischung aus Judo, Jiu-Jitsu und Ringen, und dass in allen acht Gewichtsklassen – je vier bei Frauen und Männern – Athleten aus Osteuropa triumphierten, war angesichts des Starterfelds keine Überraschung. Von 38 männlichen Startern kamen nur drei aus Westeuropa, bei den Frauen waren es bei 34 Teilnehmerinnen ebenfalls drei aus Westeuropa.
Im Gastgeberland hat Sambo große Tradition, die Sicherheitskräfte der Regierung nutzen die Kampfkunst in ihrer täglichen Arbeit. Nur deshalb konnte es der Sport überhaupt ins Programm der Europaspiele schaffen, das neben 16 olympischen Sportarten vier Disziplinen umfasst, die mittelfristig auf eine Aufnahme ins olympische Portfolio hoffen. Sambo werden aufgrund der allenfalls regionalen Bedeutung im weltweiten Geschehen dabei kaum Chancen eingeräumt. Beach Soccer, das an diesem Mittwoch beginnt, und das am heutigen Dienstag startende Basketballformat „drei gegen drei“ könnten dagegen als Abwandlung der bei Olympischen Spielen vertretenen Stammsportarten Fußball und Basketball interessant werden, wenn das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Begrenzung der Teilnehmerzahlen – mehr als 10.500 Athleten sollen es bei Sommerspielen nicht werden – vorantreiben muss.
Die besten Aussichten, vielleicht schon 2020 in Tokio dabei sein zu dürfen, hat Karate, das in Baku als einzige der vier nicht olympischen Sportarten in der ersten Woche stattfand. Die Organisatoren in Japans Hauptstadt veröffentlichten am Montag eine reduzierte Bewerberliste mit acht Sportarten, aus der das IOC im September zwei auswählt. Karate steht ebenso darauf wie Baseball/Softball, Bowling, Squash, Surfen, Inlineskating, Sportklettern und der Kampfsport Wushu.
In Baku konnten die Kämpfer mit ihren actionreichen Auftritten besonders in der Disziplin Kumite Pluspunkte sammeln. Jonathan Horne, der für Deutschland Silber in der Gewichtsklasse über 84 Kilo gewann, hielt ein flammendes Plädoyer für seinen Sport: „Karate ist ein sehr dynamischer und für den Zuschauer attraktiver Sport. Wir haben hier in Baku sehr viele gute und vor allem faire Kämpfe gezeigt, deshalb hoffe ich, dass sich das IOC nun für uns entscheidet“, sagte der Kaiserslauterner. 2020 wäre er 31 Jahre alt, Tokio würde den Abschluss seiner Karriere bilden. „Das ist mein größter Traum“, sagte Horne. Ein Traum, den er mit vielen Mitbewerbern teilt.