Hamburger Boxer Pervizaj hat die Goldmedaille im Visier
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Baku . Albon Pervizaj steht in Baku im Achtelfinale. Jim Hassenteufel Andreasen soll für den Hamburger Boxer nur ein Zwischenziel sein.
Dass er auch zum Interview mit dem Abendblatt in Begleitung von Denis Radovan erscheint, verwundert nicht. Den Hamburger Schwergewichtsboxer Albon Pervizaj gibt es nur im Doppelpack mit dem Kölner Mittelgewichtler. Das ist bei allen internationalen Turnieren so, da bilden auch die ersten Europaspiele der Sportgeschichte in Aserbaidschans Hauptstadt Baku keine Ausnahme. Die beiden teilen ein Zweierzimmer im deutschen Haus im Athletendorf, und so scheint es, dass der einzige Ort, an dem sie getrennt voneinander auftreten, der Ring ist.
Nun ist es nicht so, dass Albon Pervizaj Begleitschutz bräuchte. Der 19-Jährige weiß sich zu wehren, was der Rumäne Victor Jalimow am vergangenen Dienstag im Auftaktkampf der Klasse bis 91 Kilogramm zu spüren bekam. Ein deutlicher 3:0-Punktsieg – alle drei Punktrichter hatten nach dreimal drei Minuten jede Runde für Pervizaj gewertet – brachte den gebürtigen Hamburger, dessen Eltern aus dem Kosovo stammen, ins Achtelfinale, wo am Sonntag ein Däne mit dem hübschen Namen Jim Hassenteufel Andreasen wartet.
Sportsoldat Pervizaj, der am Olympiastützpunkt in Schwerin unter dem früheren Profi-Weltmeistercoach Michael Timm trainiert und dort auch lebt, kennt seinen nächsten Rivalen gut, man hat oft gemeinsam Sparring gemacht. „Lösbar“ sei die Aufgabe, „aber hier müssen alle Aufgaben lösbar sein, schließlich bin ich mit dem klaren Ziel hierhergekommen, die Goldmedaille zu gewinnen“, sagt der 182 cm große Athlet, der noch immer regelmäßig seine Eltern in Wandsbek besucht. Die Verbindung zu seinem Stammverein TH Eilbeck, wo er 2009 mit dem Boxen begann, ist geblieben. „Dort ist mein Herz“, sagt Pervizaj, der so oft wie möglich versucht, seinem Heimtrainer André Walther zu assistieren, um etwas zurückzugeben von dem, was er beim THE an Rüstzeug bekommen hat.
Deutschlands Medaillengewinner von Baku
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Von Baku hat Pervizaj bislang nicht viel mehr gesehen als Athletendorf, Trainingshalle und die Wettkampfstätte Crystal Hall. Auf den Busfahrten zum Training ist ihm aufgefallen, wie viel in der Zweimillionenstadt am Kaspischen Meer gebaut wird. Radovan, 22, der zum vierten Mal hier ist, kann das bestätigen. „Im Vergleich zu meinem ersten Besuch 2008 ist die Stadt nicht wiederzuerkennen“, sagt er. Die Atmosphäre im kampfsportverrückten Aserbaidschan gefällt beiden sehr. „Es ist klasse, was das Publikum für Stimmung macht“, sagt Pervizaj.
An eine Profikarriere hat er noch keinen Gedanken verschwendet. Ihn interessieren derzeit auch die Angebote nicht, die der olympische Boxweltverband Aiba für den Übergang in den Profibereich offeriert, weder die semiprofessionelle World Series (WSB) noch die Aiba Pro Boxing-Serie (APB). „Ich will den klassischen Weg gehen und es als reiner Amateur zu Olympia schaffen“, sagt er. Um sich für die Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro zu qualifizieren, muss er im Oktober in Katar Weltmeister werden, um den mühsamen Weg über die Europaqualifikationsturniere Anfang 2016 zu umgehen. Punkte für die WM-Zulassung kann er in Baku sammeln.
Und dann heißt es Daumen drücken, dass auch Radovan, der in Baku nach einem Freilos in der ersten Runde im Achtelfinale ebenfalls am Sonntag auf den Russen Maxim Koptjakow trifft, es in Katar schafft, das Olympiaticket zu lösen. Damit sie in Brasilien wieder als Duo auftreten können.
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