Die Rekordserie des FC Bayern München ist durch die Niederlage beim FC Augsburg gerissen. Doch der Rekordmeister polarisiert dennoch. Die Rotation durch Trainer Pep Guardiola hat eine Debatte über vermeintliche Wettbewerbsverzerrung ausgelöst.
Köln. Eigentlich ist die Niederlage des FC Bayern München gegen Augsburg ein Grund zum Aufatmen. Die in dieser Saison übermächtige Mannschaft kann doch noch verlieren. Wäre da nicht ein bitterer Beigeschmack. Denn beim Ende der Erfolgsserie der Bayern war es vor allem vor dem Spiel zu einer großen Rotation in der Startaufstellung durch Trainer Pep Guardiola gekommen. Diese stößt nun den Ligakonkurrenten sauer auf und hat nun eine Diskussion über eine Wettbewerbsverzerrung ausgelöst. So kritisieren Sportvorstand Horst Heldt von Schalke 04 und Eintracht Frankfurts Trainer Armin Veh den Starcoach, weil dieser beim 0:1 beim FC Augsburg auf viele Stars verzichtet hatte.
„Natürlich hat man das mitgekriegt, dass Spieler auf dem Platz gestanden haben, die selten bis noch gar nicht gespielt haben, und man hat auch vernommen, dass der Trainer der Bayern gesagt hat, die Bundesliga ist gelaufen. Ob das Wettbewerbsverzerrung ist, müssen andere entscheiden“, sagte Heldt im Deutschlandfunk. Aus seinem persönlichen Standpunkt zu den sieben Änderungen in Münchens Startelf im Vergleich zum ersten Champions-League-Viertelfinale vier Tage zuvor bei Manchester United machte er gleichwohl kein Hehl: „Die Bayern schicken ja auch immer ein paar schlaue Sprüche, die alle anderen aufzunehmen haben. Das ist kein guter Stil, wenn man so agiert, dass es für andere Probleme geben könnte. Das hat auch mit Charakter zu tun.“
Der Ex-Profi, der mit seiner Kritik auch Druck auf München für das Duell am nächsten Wochenende mit Schalkes Champions-League-Konkurrent Borussia Dortmund beabsichtigte, stand mit seiner Sichtweise nicht allein. Veh zeigte auch nur bedingt Verständnis für die Bayern-Rotation vor dem Rückspiel gegen Manchester. „Für die Liga ist das nicht okay“, klagte der Eintracht-Trainer.
Dabei hat sein Bayern-Kollege Guardiola in Augsburg lediglich auf die gleiche Weise Prioritäten gesetzt wie erst kürzlich noch Veh selbst: Bei Frankfurts Gastspiel in München hatte der Coach wegen der Chancenlosigkeit gegen den seinerzeit unschlagbar scheinenden Triple-Gewinner sogar ausdrücklich einige Stammkräfte für wichtigere Spiele im Abstiegskampf geschont.
Mit dem maximal erreichbaren Erfolg als Ziel ließ Guardiola denn auch Kritik an seiner misslungenen Rotation – drei U20-Spieler standen in der Startelf und Stars wie Franck Ribéry, Arjen Robben oder Philipp Lahm waren erst gar nicht nach Augsburg gekommen – lässig abtropfen. „Das Spiel gegen Manchester ist ein Finale, da geht es um Tod oder Leben“, erklärte der Spanier seine Entscheidungen unmissverständlich.
Den gesunkenen Stellenwert von Bundesliga-Spielen für seine Planungen nach der schon früh erfolgreich verteidigten Meisterschaft bestätigte Guardiola mit ebenso viel Nachdruck: „Wenn es wichtig gewesen wäre, wären Philipp, Franck und Arjen dabei gewesen. Aber die Bundesliga ist vorbei, das ist im Museum von Bayern München und bleibt für immer da.“
Wie sehr die Münchner die Liga grundsätzlich – ob als Dauer-Sieger oder als Überraschungs-Verlierer – polarisieren, verdeutlichte in der Debatte am Wochenende Manager Christian Heidel vom Augsburger Europa-League-Rivalen FSV Mainz 05: „Den Bayern war klar, dass es Diskussionen gibt, wenn es schiefgeht.“