Der FC Augsburg hat die Rekordserie des FC Bayern München in der Bundesliga gestoppt. Der deutsche Meister unterlag mit 0:1 und verließ nach 53 Spielen ohne Niederlage erstmals wieder als Verlierer den Rasen.
Augsburg. Nach der historischen Niederlage rüffelte Pep Guardiola seine lustlosen Stars in der Kabine, doch nur wenige Minuten später hatte der Trainer von Bayern München seinen Blick wieder nach vorne gerichtet. Das völlig überraschende 0:1 (0:1) seiner auf allzu vielen Positionen veränderten Elf beim FC Augsburg und die nach 53 Bundesliga-Spielen ohne Niederlage gerissene Serie - all das sei „nicht so wichtig“, befand er.
Wichtig sei einzig das Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Manchester United am Mittwoch: „Das ist ein Finale, da geht es um Tod oder Leben“, sagte Guardiola, „da müssen wir etwas machen.“ Nämlich zumindest nicht wieder verlieren, denn das würde nach dem 1:1 im Hinspiel das Aus bedeuten.
Mit Blick auf die Lage in der Liga war die erste Niederlage seit dem 28. Oktober 2012 (1:2 gegen Bayer Leverkusen) und die erste Auswärts-Pleite seit zwei Jahren (11. April 2012 bei Borussia Dortmund) für die Bayern in der Tat zu verschmerzen. „Es ist doch nix passiert“, sagte Mittelfeldspieler Toni Kroos achselzuckend - die Bayern sind ja schließlich schon Meister. Dass sie es nun doch nicht als erster Klub ohne Niederlage schaffen? Was soll's. „Das Wichtigste ist, dass sich keiner verletzt hat“, meinte Nationaltorhüter Manuel Neuer. Denn, noch einmal: „Es geht nur um Mittwoch - alles andere ist egal.“ Diese Einstellung hatten alle Bayern - mit Ausnahme von Neuer - bereits auf dem Platz gezeigt. Erst, als die Niederlage in der Endphase greifbar wurde, bäumten sie sich auf. Zu spät.
Sascha Mölders belohnte die aufopferungsvoll kämpfenden und spielerisch besseren Augsburger mit seinem Siegtreffer (31.). Es war der erste Erfolg gegen den übermächtigen Nachbarn seit dem 6. August 1961 - damals gewann der FCA-Vorgänger BC Augsburg in der Oberliga Süd 3:1. „Die entscheidenden Zentimeter haben gefehlt“, analysierte Bayern-Profi Thomas Müller, „aber wenn wir am Mittwoch weiterkommen, haben wir alles richtig gemacht.“ Alles - damit war wohl auch die übereifrige Rotation von Guardiola gemeint, der seine Startelf auf gleich sieben Positionen verändert hatte. Kapitän Philipp Lahm sowie die Superstars Franck Ribéry und Arjen Robben waren gar zu Hause geblieben.
„Wenn es wichtig gewesen wäre, wären Philipp, Franck und Arjen hier gewesen“, sagte Guardiola. Stattdessen kam Ylli Sallahi einen Tag vor seinem 20. Geburtstag zu seinem Profi-Debüt - und war als Linksverteidiger genauso überfordert wie rechts Mitchell Weiser (19), der erstmals für die Bayern in der Liga auflief und vor dem 0:1 den Ball vertändelte. Auch Pierre-Emile Höjbjerg (18) enttäuschte, doch Guardiola lobte die drei Youngster vielsagend als „beste Spieler“ seiner Mannschaft. Als Ausrede wollte er die missglückte Wechselei nicht gelten lassen. „Wir haben verloren, weil der Gegner ein bisschen besser war als wir“, sagte er.
Dass die Bayern erstmals seit mehr als drei Jahren drei Pflichtspiele nacheinander nicht gewannen, dass sie erstmals in der Liga seit dem 14. April 2012 (0:0 gegen Mainz 05) ohne Tor geblieben waren - laut Guardiola unwichtig. „Die Bundesliga“, sagte er, „ist vorbei, das ist im Museum von Bayern München und bleibt für immer da.“ Und genau dahin sollen möglichst noch zwei weitere Pokale. Augsburg, meinte Neuer, sei deshalb „ein guter Test“ für United gewesen - „auch wenn die hoffentlich nicht so oft vors Tor kommen...“
Sieben Mal schossen Mölders und Co. auf Neuers Tor (gegenüber zwei Torschüssen der Bayern) - der Lohn für so viel Aufwand war der erste Sieg in der Bundesliga gegen den FCB im sechsten Versuch. Ob er sich darauf nicht ein Gläschen Rotwein gönnen wolle, wurde Manager Stefan Reuter gefragt. „Mir geht es auch mit einem Glas Wasser gut“, sagte er. Zumal die Aussicht besteht, dass der angeblich von Bayer Leverkusen umworbene Trainer Markus Weinzierl bleibt, wie Reuter andeutete.