Schalke 04 hält nach dem 1:1 bei Werder Bremen weiter Kurs auf die Champions League. Trotzdem war Horst Heldt hinterher angefressen. Zudem sorgte Kevin-Prince Boateng für Wirbel.

Bremen. Horst Heldt hatte die Hände tief in seinen Hosentaschen vergraben und machte ein finsteres Gesicht. Der Sportchef von Schalke 04 war mächtig sauer. Sauer auf seine Spieler, die beim etwas schmeichelhaften 1:1 (1:1) bei Werder Bremen „keinen Fußball gespielt“ hatten. Und auch sauer auf den FC Bayern und dessen Trainer Pep Guardiola, der beim FC Augsburg (0:1) ordentlich rotieren ließ – und so den Kampf um die Champions League hinter dem Meister verzerren könnte.

„Sie haben wohl zu viele Verletzte gehabt“, spottete Heldt über die Bayern-Aufstellung und fügte mit Blick auf das bevorstehende Duell am nächsten Wochenende zwischen den Münchnern und Borussia Dortmund hinzu: „Es kommen immer wieder kluge Sprüche aus Bayern, die man annehmen soll. Und dann agieren sie so, dass andere Probleme kriegen könnten. Das hat auch mit Stil und Anstand zu tun.“ Schalke will mit aller Macht am Ende vor seinem Erzrivalen noch auf Platz zwei der Liga stehen – ein Sieg der Bayern gegen den BVB ist da fest eingeplant, wäre mit einer besseren Amateur-Auswahl aber mächtig in Gefahr.

Das passt Heldt gar nicht ins Konzept. Und der lasche Auftritt seiner Mannschaft an der Weser schon gar nicht. Schließlich hat es Schalke gegen die Hanseaten verpasst, die Dortmunder weiter unter Druck zu setzen. „Wir haben schlecht angefangen, dann 15 Minuten ordentlich gespielt und schlecht weitergemacht“, sagte Heldt, nachdem Leon Goretzka (33.) noch den Werder-Führungstreffer von Franco Di Santo (15.) ausgeglichen hatte.

Hinterher stapften die Schalker mit hängenden Köpfen in die Kabine. „Wir haben nicht abgerufen, was wir draufhaben, den Anfang völlig verschlafen und den Sieg nicht verdient gehabt“, sagte Nationalspieler Julian Draxler, der dem Spiel der Königsblauen auch nicht den nötigen Esprit verleihen konnte. Schalke ließ gegen bissige Bremer all das vermissen, was sie zuletzt hinter Bayern zur besten Rückrundenmannschaft hat werden lassen. In der letzten halben Stunde gaben die Knappen keinen einzigen Torschuss ab.

Trainer Jens Keller versuchte hinterher das Positive zu sehen. „Die Mannschaft ist marschiert, hat gekämpft, aber keinen Fußball gespielt“, sagte Keller, dessen Team nur eines der letzten 14 Bundesliga-Spiele (bei den Bayern) verloren hat: „Wir müssen mit dem Punkt zufrieden sein, für mich ist es auch angesichts unserer Personalsituation ein gewonnener Punkt.“

Seit Wochen fehlen Schalke bis zu sechs Leistungsträger und im Kampf um Platz zwei hat der Traditionsklub noch ein hartes Restprogramm vor der Brust. Schalke muss unter anderem noch gegen die Abstiegskandidaten Stuttgart, Freiburg und Nürnberg ran. „Die kämpfen alle um ihr Überleben“, sagte Heldt: „Das müssen wir annehmen.“

Für Wirbel sorgte zudem Regisseur Kevin-Prince Boateng, der Mitte der ersten Hälfte eigenmächtig entschied sich ins defensive Mittelfeld zurückzuziehen – Goretzka rückte auf seine Anweisung nach links, Draxler auf die Position hinter den Spitzen. Eine taktische Umbaumaßnahme, die die Autorität von Keller mindestens infrage stellt. Hinterher wollte aber niemand von Unstimmigkeiten etwas wissen. „Sie gehen ja auch nicht auf Toilette, nur wenn sie ihren Chef gefragt haben“, sagte Heldt: „Wir wollen mündige Spieler.“ Und Keller meinte: „Das war beeindruckend. Wir haben Spieler, die mitdenken.“