Die Eishockey-WM 2013 endete für das deutsche Team schon nach der Vorrunde. Bundestrainer Pat Cortina zieht dennoch ein positives Fazit. Er hat sich etwas Spezielles vorgenommen.

Helsinki. Die Eishockey-WM 2013 endete für das deutsche Team schon nach der Vorrunde. Bundestrainer Pat Cortina zieht dennoch ein positives Fazit. Für die Zukunft mahnt der Coach Veränderungen an – in der Nationalmannschaft und in den Strukturen des deutschen Eishockeys. Auch er selbst hat sich etwas Spezielles vorgenommen.

Hamburger Abendblatt: Herr Cortina, wie fällt Ihre WM-Bilanz aus?

Cortina: „Wir hatten in allen Spielen die Chance zu gewinnen. Wir haben gekämpft, jeder Spieler hat gut gearbeitet. Hoffentlich können wir die Richtung beibehalten und besser werden. Wir haben ein neues Gesicht gezeigt, hoffentlich war das der Start in eine neue Ära.“

Die WM war eine Frage der Ehre – ist diese wiederhergestellt?

Cortina: „Mit Sicherheit. Wir haben bei diesem Turnier viele Komplimente aus der Eishockey-Welt erhalten, für die Art und Weise wie wir gespielt und gekämpft haben, für unsere Defensive. Wir haben einen Teil des Stolzes und der Reputation wiederhergestellt. Aber wir haben noch Weg vor uns, wir müssen noch besser werden.“

Ab sofort werden sie sich auch auf die Arbeit als DEB-Sportdirektor konzentrieren. Worauf wird es dabei ankommen?

Cortina: „Wir müssen das fortführen, was jetzt schon gut läuft. Wir müssen der Nationalmannschaft einen höheren Stellenwert geben. Jeder muss begreifen, dass die Nationalmannschaft ein Spiegel des deutschen Eishockeys ist. Jeder muss verstehen, dass sie das wichtigste Team ist und das Notwendige für den Erfolg tun. Natürlich sind die Liga-Verpflichtungen zu respektieren, denn von den Clubs werden die Spieler ja bezahlt.“

Wie bewerten Sie das Turnier von Kapitän Christian Ehrhoff, der gegen Frankreich wieder am längsten auf dem Eis stand und zwei Tore schoss?

Cortina: „Christian war unglaublich heute. Was für ein Anführer, was für ein großes Spiel! Er stand noch einmal 26 Minuten auf dem Eis, es war sein siebtes Spiel in zwölf Tagen – das sagt alles über ihn aus. Er hätte das alles hier nicht tun müssen. Für ihn persönlich hätte es keinen Unterschied gemacht, aber er hat für das deutsche Eishockey den Unterschied ausgemacht. Hut ab, das verdient größten Respekt.“

Was fehlt noch, um auf Dauer mit den Top-Acht-Teams mitzuhalten?

Cortina: „Wir haben alles getan, was wir konnten. Wenn der Puck ein- oder zweimal anders abprallt, sieht es schon besser aus. Aber wir haben uns immer die Chance erarbeitet, auch zu gewinnen. Wenn man nicht gewinnt, weil einzelne Spielszenen nicht zu deinen Gunsten ausfallen, kann man nichts machen. Wir brauchen ein bisschen mehr Zeit, mehr Spiele auf diesem Level. Wir müssen unserem Wesen treu bleiben, so wie bei der WM gezeigt. Nur so werden wir besser. Wenn man nicht weiß, wer man ist, kann man sich nicht weiterentwickeln.“

Was genau müssen sie noch verbessern?

Cortina: „Das ist erst mein erstes Jahr. Einige Schlüsselspieler sind über ihren Zenit hinaus. Wir müssen uns ein bisschen verjüngen, den jungen Spielern eine Chance geben. Was wir deshalb brauchen, ist Zeit. Die Nationalmannschaft und die Nachwuchsteams müssen oberste Priorität haben. Wir müssen eine stärkere Basis haben, jüngere Spieler besser entwickeln. Wir müssen einen Weg finden, jüngeren Spielern größere Aufgaben in den Clubs zu geben. Wir müssen mehr deutsche Spieler involvieren, das Niveau der Liga aber beibehalten.“

Meinen Sie damit eine striktere Ausländerbeschränkung in der DEL?

Cortina: „Ich weiß nicht, ob das die Lösung ist. Es ist vielleicht eine Möglichkeit. Aber wenn man die Kaderplätze für Ausländer in den Vereinen verringert und dadurch womöglich das Niveau sinkt, werden die deutschen Spieler nicht besser, sondern haben es nur bequemer. Das wäre ein Schritt zurück. Eine andere Option wäre etwa eine Art Aufbauliga, die man ins Leben rufen könnte.“

Wie sieht die nächste Zukunft für Sie persönlich aus?

Cortina: „Ich habe jetzt etwas mehr Zeit, zum Beispiel für Deutsch-Unterricht, mindestens ein paar Stunden pro Wochen. Aber erstmal brauche ich Urlaub und ein bisschen Zeit für die Familie.“