Mit dem Vorrunden-Aus im Kopf hatte die DEB-Auswahl ohne Biss und Tempo begonnen. Vier Stunden später verabschiedete sie sich mit einem 3:2 nach Verlängerung gegen Frankreich aus dem Turnier.
Helsinki. Als die deutschen Eishockey-Spieler in die Halle kamen, war schon alles vorbei. Der Weg in die Kabine führte sie an den jubelnden Slowaken vorbei, die ihnen gerade das Ticket für das WM-Viertelfinale weggeschnappt hatten. Das erhoffte Endspiel war für Christian Ehrhoff und Co. zum Kampf um die Goldene Ananas geworden. Vier Stunden später verabschiedeten sie sich mit einem 3:2 (1:1, 0:1, 1:0, 1:0) nach Verlängerung gegen Frankreich aus dem Turnier – als enttäuschte Sieger. Ehrhoff erzielte den entscheidenden Treffer nach 65 Sekunden in der Overtime.
„Unser Ziel war es, Stolz und Erhe in das deutsche Eishockey zurückzubringen. Ich denke, das haben wir geschafft. Wir haben uns heute noch einmal gut verkauft“, sagte Matchwinner Ehrhoff, der mit dem knappen WM-Aus leben konnte: „Wir haben keine der ersten vier Mannschaften geschlagen, daher geht das in Ordnung.“ Auch Marcel Goc meinte, das Team könne nun „zufrieden nach Hause fahren.“
Der erste WM-Erfolg gegen die Equipe Tricolore seit 20 Jahren ist wertlos, weil zuvor die Schützenhilfe der USA ausgeblieben war. Vize-Weltmeister Slowakei sicherte sich mit einem 4:1 (2:0, 1:1, 1:0) gegen die Amerikaner den vierten Platz in der Vorrundengruppe B. Die deutschen Spieler sahen auf ihren Smartphones im Teamhotel und im Bus, wie ihr Traum vom Viertelfinale platzte. Die Wiedergutmachung 93 Tage nach dem historischen Olympia-Aus gelang nicht – wie erhofft – mit der Rückkehr unter die besten Acht.
„Wir wussten, dass die Konstellation so war, dass wir auf Hilfe der anderen angewiesen waren“, sagte Bundestrainer Pat Cortina dem TV-Sender Sport1: „Letztendlich sind wir daran gescheitert, dass wir aus den ersten drei Spielen zu wenig Punkte geholt haben, obwohl wir mehr verdient gehabt hätten.“
Im Rückblick schmerzte vor allem, dass die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) gegen die Slowakei trotz zweimaliger Führung 2:3 verloren hatte. „Ziel des Turniers war es, dem deutschen Eishockey Stolz zurückzugeben“, sagte Cortina weiter.
Gegen Frankreich gelang dies vor 5062 Zuschauern in der Hartwall Areena erst nach 15-minütiger Anlaufzeit. Ehrhoffs Gewaltschuss in den Winkel (18.), Michael Wolfs Abstauber (42.) und der zweite Treffer Ehrhoffs (62.) sicherten den dritten Sieg im siebten Spiel in Helsinki.
Mit dem Vorrunden-Aus im Kopf hatte die DEB-Auswahl ohne Biss und Tempo begonnen. Rob Zepp, der erste deutsche Torhüter seit 77 Jahren mit zwei WM-Shutouts in Folge, kassierte schon nach 102 Sekunden das 0:1 durch Julien Desrosiers. Damit endete für den Berliner die Zeit ohne Gegentor nach 127:58 Minuten.
Erst nach rund 15 Minuten raffte sich die deutsche Mannschaft auf, machte Druck auf das französische Tor, setzte in den Zweikämpfen den Körper ein und kam zu ersten Chancen. Nachdem Marcel Goc den Pfosten getroffen hatte (17.), glich Ehrhoff mit seinem zweiten WM-Tor aus. Nach dem 1:2 durch ein Eigentor des Berliners Jens Baxmann, das Antoine Roussel gutgeschrieben wurde (35.), gelang Wolf zu Beginn des Schlussabschnitts der erneute Ausgleich.
Dass sie zuvor schon als Zuschauer ausgeschieden waren, hatten Ehrhoff und Co. vor allem US-Torhüter Ben Bishop zu „verdanken“. Der NHL-Goalie von Tampa Bay Lightning verhalf den Slowaken in den ersten vier Minuten zu einer 2:0-Führung. Nach 15 Sekunden verlor er bei einem Ausflug hinter sein Gehäuse den Puck, Branko Radivojevic schoss die Scheibe ins leere Tor. Drei Minuten später ließ er einen Schuss von Martin Bartek aus spitzem Winkel ins kurze Eck passieren.
Rene Vydareny erhöhte in Überzahl auf 3:0 (31.), ehe Danny Kristo verkürzte (40.). Als die Amerikaner den Torwart zugunsten eines weiteren Stürmers vom Eis nahmen, sorgte Marko Dano für die Entscheidung (59.) – gerade, als der deutsche Mannschaftsbus vor der Halle anhielt.