Für die Bayern war es der achte Sieg im achten Spiel und ein neuer Startrekord. Nach dem Sieg in Düsseldorf war selbst Sammer zufrieden.
Düsseldorf. Freudestrahlend ging Matthias Sammer auf Jupp Heynckes zu und nahm ihn zärtlich in den Schwitzkasten. Schon während des Spiels hatten sich der Sportdirektor und der Trainer nach den Toren freundlich auf die Schultern geklopft. Beim 5:0 (2:0) gegen Fortuna Düsseldorf herrschte eine wunderbare Harmonie in den Kreisen des FC Bayern München, und Anlässe dafür gab es reichlich.
Die Bayern hatten spielerisch brilliert, sie hatten den Vorsprung auf Titelverteidiger Dortmund auf zwölf Punkte vergrößert und mit dem achten Sieg im achten Spiel einen neuen Startrekord für 50 Jahre Bundesliga aufgestellt. Dieser Nachmittag im stimmungsvollen Düsseldorfer Stadion war einfach perfekt.
„Wir haben von der ersten bis zur letzten Minute überragend Fußball gespielt. Das war das beste Spiel, das wir in dieser Saison gemacht haben“, sagte Heynckes. Er überschlug sich fast vor Lob für seine Spieler. „Die Mannschaft ist einzigartig.“ Mario Mandzukic (28.), Luiz Gustavo (36.), zweimal Thomas Müller (55., 86.) und Rafinha (87.) trafen vor 54.000 Zuschauern für den Rekordmeister, der dem Aufsteiger überhaupt keine Chance ließ. „Winter, Sommer und Frühling müssen zusammen fallen, damit wir gegen diese Bayern etwas holen“, sagte Fortuna-Coach Norbert Meier, „der Sieg war mehr als berechtigt.“
Seine Mannschaft, die nach drei Unentschieden die erste Heimniederlage kassierte, kam mit dieser Klatsche in der Realität an. „Wenn man 90 Minuten dem Ball hinterherläuft, macht es keinen Spaß. Es macht ja schon keinen Spaß, im Training fünf Minuten hinterherlaufen zu müssen“, sagte Torjäger Dani Schahin. Campino, der Frontmann der „Toten Hosen“, der vor dem Spiel zum Ehrenmitglied des Vereins befördert wurde, zeigte Sachverstand: „Die Bayern müssen sich ihre Gegner in der Champions League suchen. Wir sind froh, dass wir wieder gegen sie spielen dürfen.“
Erstaunlich angesichts der Einseitigkeit der Partie war die Tatsache, dass Heynckes vor allem seine Abwehrspieler und Torwart Manuel Neuer lobte, die sich nach dem 4:4 der Nationalmannschaft gegen Schweden harter Kritik ausgesetzt sahen. Der Coach ging auf das Desaster indirekt ein. „Wir haben defensiv sehr gut gestanden, und Neuer hat keinen Fehler gemacht und seine Vorderleute überragend dirigiert.“ Neuer, der nur einen einzigen Schuss abwehren musste, gab zu, dass ihn das Schweden-Erlebnis noch beschäftigt hatte. „Ja, ich habe kurz daran gedacht, als es 4:0 stand“, sagte er. Aber anbrennen konnte in dem Moment wirklich nichts mehr, denn den vierten Bayern-Treffer schoss Müller in der 86. Minute.
Die meisten Münchner Spieler bewerteten den Erfolg weniger euphorisch als ihr Trainer. „Dieser Sieg hat wenig Aussagekraft“, sagte Bastian Schweinsteiger. Düsseldorf, bemerkten andere Bayern, sei der schwächste Gegner bisher gewesen, also auch schlechter als Mitaufsteiger Fürth, bei dem der Tabellenführer am ersten Spieltag mit 3:0 gewann. Aber die Bayern nahmen dennoch positive Erkenntnisse mit vor dem Spiel in der Champions League beim OSC Lille am Dienstag. „Ribery ist im Moment überragend, wenn das so bleibt, wird es schwer, uns zu stoppen“, sagte Kapitän Philipp Lahm.
Der Franzose gab drei perfekte Torvorlagen: Zum 1:0 von Mario Mandzukic, der mit acht Saisontoren erfolgreichster Stürmer der Liga ist und Mario Gomez vergessen gemacht hat. Zum 3:0 von Müller und zum 5:0 von Rafinha, der erstmals für die Bayern traf. „Es war eine sehr überzeugende Leistung von A bis Z. Sehr konzentriert, jeder Spieler hat alles gegeben“, erklärte Müller, der beste Münchner mit Ribery, mit sechs Treffern zweitbester Schütze der Liga. Die Abwehrspieler, mit Lahm, Jerome Boateng und Holger Badstuber zu 75 Prozent die gleichen wie in der Nationalelf, bewegen sich unter der Führung von Heynckes einfach selbstverständlicher als bei Joachim Löw, weil sie klarer formulierte Aufgaben und feste Positionen bekommen.
„Trotz des Startrekords wird auf dem Flug zurück nach München keinen Champagner geben“, sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge. Die Bayern wollen aus der Erfahrung des Vorjahres, als sie im Herbst ebenfalls stark auftrumpften und dann krass hinter Dortmund abfielen, die Motivation ziehen, nie nachzulassen. Damals war Sammer aber noch nicht dabei. Der Sportdirektor, der nach dem Sieg in Bremen vorbeugend eine zu große Selbstzufriedenheit kritisiert hatte, nahm nach dem Erfolg in Düsseldorf andere aufs Korn. Die Kritik an den Nationalspielern veranlasste den früheren DFB-Sportdirektor beim TV-Sender „Liga total“ zu einem Seitenhieb auf die Nationalmannschaft. „Wer sagt denn, dass unsere Spieler das nicht wegstecken. Manchmal ist eine Schein-Harmonie oder Wohlfühl-Oase nicht leistungsfördernd.“