Gegen Schalke litt das Spiel der Dortmunder unter Klopps personalbedingtem Systemfehler. Bayern ist in der Tabelle auf zwölf Punkte enteilt.
Dortmund. Fernab des Jubel-Knäuels in Königsblau suchten die meisten Borussen den schnellsten Weg in die Kabine. Nur sechs Dortmunder trauten sich mit gesenkten Köpfen zum Abschied vor die treuesten Fans auf der Südtribüne, die Pleite im 141. Revierderby traf den deutschen Meister bis ins Mark. Das 1:2 (0:1) gegen den Erzrivalen im eigenen Stadion schmerzte ebenso wie der anschließende Blick auf die Tabelle, die bekanntlich nie lügt und derzeit einen Zwölf-Punkte-Vorsprung von Spitzenreiter Bayern München dokumentiert.
„Dass jetzt alles abgeschenkt ist und Langeweile aufkommt, schließe ich aus“, meinte BVB-Präsident Reinhard Rauball. „Im letzten Jahr lagen die Bayern ähnlich weit vorn, dann haben wir Punkte geholt wie keine Mannschaft vorher.“ Das klingt bereits nach Durchhalteparolen nach der wohl schwächsten Vorstellung des Double-Siegers in der laufenden Saison.
„Am Mittwoch gegen Real werden wir ein ganz anderes Gesicht zeigen“, versprach Mats Hummels trotzig. Die Stimmung sei momentan schlecht, doch ab Sonntag werde sich der BVB auf das Gruppenspiel in der Champions League am kommenden Mittwoch (20.45 Uhr/Sky und ZDF) vorbereiten. „Zum Glück geht es in den englischen Wochen Schlag auf Schlag.“
Die Momentaufnahme in der Liga wurmte den Innenverteidiger. „Drei Siege, drei Unentschieden und zwei Niederlagen - sicherlich müssen wir das verbessern. Das kann schnell gehen, wenn wir die Form finden.“ Wenn...
Doch davon war der BVB an diesem Samstag weit entfernt. Die Erklärungen für die erste Heimniederlage seit 17 Spielen und dem 10. September 2011 (1:2 gegen Hertha BSC) lagen auf der Hand: Gleich vier Nationalspieler und Leistungsträger fehlten. Jakub Blaszczykowski stand ohnehin nicht zur Disposition, Marcel Schmelzer, Mario Götze und Ilkay Gündogan winkten endgültig am Freitagabend ab und stellten Trainer Jürgen Klopp vor eine schwierige Hausaufgabe.
Die 72.000 BVB-Fans unter den 80.645 Zuschauern in der ausverkauften Arena überraschte Klopp mit einem ungewohnten System, unter anderem mit einer Dreier-Abwehrkette - und offenbar auch seine Mannschaft. „Ich habe einige Spieler auf Positionen spielen lassen, die zumindest ihrem Naturell entsprechen“, erklärte Klopp.
Zwar korrigierte er schon nach einer halben Stunde, als seine Truppe durch den Treffer von Ibrahim Afellay (14.) in Rückstand geraten war, doch nach dem Abpfiff und dem weiteren Tor von Marco Höger (48.) gab der Stratege unverblümt zu: „Die Niederlage geht auf meine Kappe. Ich wollte mit der Systemumstellung der Mannschaft nur helfen.“
Zwar wirkte der BVB stabiler, weckte mit dem Anschlusstor durch Robert Lewandowski (55.) noch einmal Hoffnung, den Rhythmus und Faden fand er aber nie. „Wir haben zu wenig Fußball gespielt, zu viele Fehler gemacht“, resümierte Klopp, der Lob nur für die Fans fand. „Dank an jeden einzelnen Zuschauer, der da war und gesehen hat, was für ein Spiel wir abgeliefert haben. Es tut mir leid für jeden, der sich etwas anderes gewünscht hat“, ergänzte er sichtlich geknickt.
Den bisherigen Saisonverlauf will er sich jedoch nicht schlecht reden lassen. „Wir haben in den letzten Wochen schon richtig guten Fußball gespielt, teilweise besser als in der letzten Saison. Wir lassen uns durch die Tabellensituation nicht zusätzlich Druck machen“, ergänzte der 45-Jährige und skizzierte die Unwägbarkeiten des Fußball. In der letzten Saison habe man auf Schalke auch nicht viel besser gespielt, aber 2:1 gewonnen.
Daran erinnert sich auch Kontrahent Huub Stevens, dessen Mannschaft die Systemfehler des westfälischen Nachbarn konsequent nutzte, auch das sechste Auswärtsspiel in Folge (seit dem 1:4 in Nürnberg am 11. April) unbesiegt blieb und mit breiter Brust ins Champions-League-Spiel am Mittwoch beim FC Arsenal geht. „Wir haben nach dem 1:2 gut gekämpft. Diese junge Mannschaft befindet sich in der Entwicklung, und wir sind auf einem guten Weg“, meinte der Niederländer nach dem ersten Sieg im Revierderby in seiner zweiten Schalke-Ära.