Der DFB reagierte mit der drastischen Strafe auf die Vorfälle beim Nordderby gegen den FC St. Pauli. Wolfgang Wolf neuer Trainer in Rostock.
Rostock/Frankfurt/Main. Fußball-Zweitligist FC Hansa Rostock muss ein Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit austragen. Mit dieser drastischen Bestrafung reagierte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) auf die Fan-Ausschreitungen beim Heimspiel von Hansa gegen den FC St. Pauli am 19. November. Die Geldstrafe für die Hamburger wurde derweil von 20.000 auf 8.000 Euro reduziert. Von den Gästefans hätte es beim Verlesen der Mannschaftsaufstellung „keine diskriminierenden Rufe“ gegeben, hieß es in der Begründung. St. Pauli hatte sich gegen den Vorwurf gewehrt, die Fans hätten nach jedem Rostocker Namen „Nazi“ gerufen. Stattdessen habe es sich um den Namen des Pauli-Spielers Deniz Naki gehandelt.
Rostocker Fans hatten gezielt Raketen in den St. Pauli-Block geschossen, Gästefans mehrere Bengalische Feuer gezündet. Schiedsrichter Guido Winkmann hatte die Partie mehrere Minuten unterbrechen müssen. Außerdem hatten Rostocker Zuschauer Naki mit einer Banane getroffen.
Wolf neuer Trainer an der Ostsee
Wolfgang Wolf wird neuer Trainer des Zweitligisten FC Hansa Rostock. Der 54-Jährige beerbt Peter Vollmann, der am Dienstag beurlaubt wurde. Vor der ersten Trainingseinheit am Nachmittag wurde Wolf am Mittag auf einer Pressekonferenz an der Ostsee offiziell als neuer Übungsleiter präsentiert werden. Er unterschrieb einen Vertrag bis zum Saisonende, der sich im Fall des Klassenerhalts um ein weiteres Jahr verlängert.
Trainerfuchs Wolf soll Hansa Rostock vor dem erneuten Absturz in die Drittklassigkeit bewahren. „Wolfgang Wolf war unser Wunschtrainer und erster Ansprechpartner. Er hat uns mit seiner Art und seinen Vorstellungen überzeugt. Er passt zu Hansa und unserer Philosophie“, sagte Rostocks Manager Stefan Beinlich.
Für Wolf sind die Norddeutschen kein unbeschriebenes Blatt. „Ich kenne die Mannschaft aus der vergangenen Saison und habe auch danach ihren Werdegang aufmerksam verfolgt. Ich bin überzeugt davon, dass wir mit harter Arbeit unser gemeinsames Ziel Klassenerhalt erreichen können“, bemerkte der Coach, der am Montagabend erstmals Kontakt mit den Hansa-Verantwortlichen hatte. „Es waren sehr gute Gespräche, wir waren sofort auf einer Wellenlänge“, bemerkte Wolf. Am Mittwochnachmittag leitete er das erste Training in Vorbereitung auf das Auswärtsspiel am Freitag in Paderborn.
Wolf verfügt über große Erfahrungen im Trainergeschäft. In der Bundesliga trainierte der einstige Profi den VfL Wolfsburg, den 1. FC Nürnberg und den 1. FC Kaiserslautern. Zuletzt war der gebürtige Pfälzer bis zum Februar dieses Jahres beim Drittligisten Kickers Offenbach tätig. Hansa hatte Vollmann am Dienstag wegen der anhaltenden sportlichen Talfahrt mit sofortiger Wirkung beurlaubt.
Wolf tritt beim einstigen Bundesligisten ein überaus schweres Erbe an. Der mecklenburgische Traditionsverein liegt bei Ligahalbzeit auf Abstiegsrang 17 und hat mit elf Punkten so wenige Zähler auf seinem Konto wie noch nie in seiner Ligageschichte. Die Offensive verdient ihren Namen nicht: Magere elf Tore stehen auf dem Konto, kein Rivale traf schlechter. Die zu Anfang noch stabile Defensive bröckelte zuletzt immer mehr. In den drei letzten Partien unter Wolfs Vorgänger schlug es elfmal hinter Hansas Torhüter Kevin Müller ein.
Die sportlich und finanziell arg gebeutelten Mecklenburger haben mit der Verpflichtung von Wolfgang Wolf wenigsten eine ihrer zahlreichen Baustellen schnell geschlossen. Hansa droht nach den Ausschreitungen im Nordderby gegen den FC St. Pauli ein Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit, was weitere Verluste in sechsstelliger Höhe zur Folge hätte.
Der Hauptsponsor will zum Saisonende aussteigen und hat angekündigt, dies auch früher zu tun, falls die Krawalle im Umfeld des Vereins anhalten. Unter den Umständen ist es fraglich, ob Hansa wie geplant in der Winterpause noch die so dringend benötigte offensive Verstärkung an die Küste lotsen kann. „Wir haben auch über Stürmer gesprochen. Ob das der Verein realisieren kann, wird man sehen“, sagte Wolf.